Im Land des Roten Ahorns
nehmen.«
Bei der Berührung sprang Jaqueline empört auf. »Was fällt Ihnen ein? Nehmen Sie gefälligst die Finger von mir!«
Augenblicklich verstummten sämtliche Gespräche im Speiseraum.
Der Mann starrte Jaqueline aus glasigen Augen an. »Immer ruhig, Süße, ich hab dir doch nichts getan!« Er lachte unsicher. »Ich wollt dir doch nur ein nettes Angebot machen.«
Damit reizte er Jaqueline noch mehr. Vor lauter Aufregung hätte sie beinahe auf Deutsch losgeschimpft, aber im letzten Moment fing sie sich wieder. »Was glauben Sie denn, wer ich bin! Gehen Sie lieber wieder auf Ihren Platz, bevor mein Begleiter zurückkehrt!«
Die Worte waren offenbar eindringlich genug. Der Mann wich zurück. Mit offenem Mund starrte er sie eine Weile an, bevor er etwas murmelte, was Jaqueline nicht verstand.
Wahrscheinlich eine Beschimpfung, dachte sie. Aber das ist mir egal. Er soll einfach nur verschwinden.
Noch bevor es dem Kerl einfiel, sich abzuwenden, kehrte Warwick an den Tisch zurück. Er blickte von dem Mann zu Jaqueline, die immer noch in einer Haltung dastand, als müsse sie sich einer Horde Angreifer erwehren.
Im nächsten Augenblick brandete Applaus auf, und der aufdringliche Gast zog sich zurück.
Jaqueline war verwirrt. Galt der Beifall ihr? Voller Unbehagen ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen.
Warwick lächelte. »Wie ich sehe, können Sie sich sehr gut behaupten.«
»Das war reine Notwehr«, gab Jaqueline zurück, während ihr Puls immer noch raste. »Sie glauben ja gar nicht, was dieser Mann gewollt hat.«
»Da ich ein Gentleman bin, frage ich lieber nicht danach. Aber ich kann's mir denken. Manche Männer vergessen ihren Anstand beim Anblick einer schönen Frau. Sehen Sie's dem armen Teufel nach! Wahrscheinlich wartet zu Hause ein Drache auf ihn.«
»Das klingt, als wären Sie schon mal verheiratet gewesen.«
Warwick schüttelte den Kopf. »Nein. Aber wenn die Richtige des Weges kommt, werd ich den Ehehafen mit Freuden ansteuern.« Er schaute sie eindringlich an.
Jaqueline errötete.
Der Rest des Abends verlief besser als erwartet. Der aufdringliche Gast ließ sich nicht wieder blicken. Warwick wich nicht mehr von Jaquelines Seite und unterhielt sie mit Berichten über die Zeit, die er mit ihrem Vater verbracht hatte. Damals war er sein Führer durch die Wildnis gewesen.
Als sie auf ihr Zimmer zurückgekehrt war, stutzte Jaqueline. Ihr Gepäck stand nicht mehr da, wo sie es abgestellt hatte. Das Badewasser war fortgeschafft.
Hat das Zimmermädchen vielleicht geschnüffelt?, fragte sie sich erschrocken und durchsuchte mit zitternden Händen die Teppichtasche.
Ihr Herz raste, als sie den Umschlag mit dem Geld nicht fand. Schon überlegte sie, bei wem sie den Diebstahl anzeigen könnte, da ertasteten ihre Fingerspitzen Papier. Jaqueline grub tiefer, zog den Umschlag hervor und schaute hinein: Nichts fehlte. Vor Erleichterung seufzend, sank sie auf die Knie.
Du solltest nicht so misstrauisch sein, schalt sie sich, während sie das Kuvert wieder verstaute.
Nachdem Jaqueline die Vorhänge geschlossen und sich ausgezogen hatte, löschte sie das Licht und schlüpfte ins Bett. Die Decke war klamm, aber was machte das schon? Im Vergleich zu dem Nachtlager im Planwagen fühlte sie sich wie im Paradies. Aus dem Speiseraum drangen noch immer gedämpftes Stimmengewirr und Pianoklänge herauf, was jedoch eher beruhigend wirkte und Jaqueline einlullte. Ihr Körper wurde schwer, und ihre Umgebung entrückte.
Jaqueline konnte nicht sagen, ob sie bereits geschlafen oder nur gedöst hatte, als sie plötzlich etwas hörte, was nicht zu der vertrauten Geräuschkulisse passte.
Mit angehaltenem Atem lauschte sie. Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihre Zimmertür abzuschließen.
Sind das Schritte? Jemand war in ihrem Zimmer! Sie schlug die Augen auf. Ohne sich zu rühren, spähte sie ängstlich in die Dunkelheit, doch sie konnte nichts erkennen.
Da! Waren das Atemzüge?
Jaquelines Kehle war mit meinem Mal so trocken, dass sie kein Wort hervorbringen konnte. Ihr Herz schlug so heftig, dass ihr übel wurde, und ihre Glieder begannen zu zittern.
Wenn es ein Dieb ist, soll er nehmen, was er will, dachte sie, Hauptsache er verschwindet wieder.
Da! Schon wieder das Geräusch!
Jaqueline wagte kaum zu atmen. Starr vor Angst, lag sie da. Schließlich meinte sie zu hören, dass die Tür zugezogen wurde. Jetzt war sie sicher, allein zu sein.
Augenblicklich sprang sie aus dem Bett und machte
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