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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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ihren Nerven. Nicht einmal die Bettdecke, die sie sich über den Kopf zog, konnte die Geräusche ersticken.
    Aber es war nicht allein das Haus, das sie beunruhigte.
    Von Warwicks angeblichem Wohlstand war nicht viel zu sehen. Hatte ihn die Renovierung dieses Gebäudes ruiniert?
    Warum hat er mir dann nichts davon erzählt?
    Ein lauter Knall unterbrach die Überlegungen.
    Jaqueline fuhr im Bett auf. Hat da jemand geschossen?, fragte sie sich erschrocken. Nachdem sie einen Moment lang verängstigt in die Dunkelheit gestarrt hatte, schlüpfte sie aus dem Bett und schlich zum Fenster.
    Zunächst konnte sie nichts weiter erkennen als den Mond, der hin und wieder zwischen dahinjagenden schwarzen Wolken auftauchte.
    Dann erblickte sie einen Lichtstrahl, der auf den Hof fiel. Offenbar war Warwick noch immer wach. Oder war jemand ins Haus eingedrungen?
    Jaqueline musste an Christoph denken, der seine Treue mit dem Leben bezahlt hatte. Sie vermutete nicht, dass Warwick Feinde hatte, dennoch wollte sie nach dem Rechten sehen.
    Da sie keinen Morgenrock hatte, warf sie sich kurzerhand den Mantel über und schlich zur Tür.
    Die Lampen im Flur brannten nicht, deshalb tastete sie sich vorsichtig zur Treppe. Von dort sah sie den Lichtschein und hörte Geräusche.
    Da sie nicht merkwürdig klangen, ging sie davon aus, dass es wirklich nur Warwick war. Aber auf einmal packte sie die Neugier. Wie es wohl im restlichen Haus aussehen mochte?
    Ihr Gastgeber hatte sie durch die Halle, ins Esszimmer und in die Küche geführt, doch mit Ausnahme ihres Zimmers hatte er ihr keine anderen Räume gezeigt.
    Jaqueline brannte nur so darauf, mehr über Warwick zu erfahren. Obwohl er sehr beredt war, sprach er kaum über persönliche Dinge. Auch seine Beschreibungen von der Zeit mit ihrem Vater waren oberflächlich geblieben. Bisher hatte sie noch nicht verstanden, warum Anton Halstenbek gerade die Freundschaft dieses Mannes gesucht hatte, wo ihm weltweit doch viele andere Menschen in gleicher Weise behilflich gewesen waren.
    Sie hatte die Treppe beinahe hinter sich gebracht, als unter ihren Füßen eine Stufe plötzlich laut knarrte. Das Geräusch fuhr Jaqueline durch Mark und Bein. Augenblicklich erstarrte sie.
    Ob Warwick das gehört hatte? Seltsamerweise fürchtete sie sich davor, von ihm überrascht zu werden. Aber noch rührte sich nichts. Unverändert drangen Geräusche aus dem Korridor.
    Unten angekommen, beschloss Jaqueline, den Flügel des Hauses zu erkunden, den sie noch gar nicht betreten hatte. Wer weiß, vielleicht finden sich dort schöne alte Möbel, dachte sie.
    »Sie sind noch wach?«
    Jaqueline erstarrte. Auf einmal fühlte sie sich wie jemand, der bei etwas Verbotenem erwischt worden war.
    Was sollte sie sagen?
    Außerdem stand sie ganz unschicklich in einem Nachthemd vor ihm! Am liebsten wäre sie vor Scham in den Boden versunken. Jaqueline raffte den Mantel vor der Brust zusammen und wandte sich um.
    Warwick lehnte im Türrahmen. Seine Hose hatte Flecken, und seine Ärmel waren hochgekrempelt. Nur zu gern hätte sie gewusst, was er in der Nacht noch zu arbeiten hatte. Aber sie wagte nicht zu fragen.
    »Ich möchte mir in der Küche ein Glas Milch holen«, schwindelte sie.
    »In die Küche geht es aber hier entlang«, antwortete Warwick lächelnd und deutete mit dem Daumen über seine Schulter.
    »Oh, das habe ich verwechselt.«
    Sie lächelte unsicher und spürte, wie sie errötete. Sie kam sich auf einmal vollkommen nackt vor. Für einen Moment versperrte Warwick ihr den Weg und musterte sie eindringlich. Seine Blicke schürten ihre Verlegenheit noch.
    »Dann nur zu, Miss Halstenbek!«, sagte er schließlich. »Wo Sie die Milch finden, wissen Sie ja.«
    Jaqueline huschte an ihm vorbei. Dabei spürte sie nur zu deutlich, dass Warwick ihr nachsah, und sie war froh, dass sie in die Dunkelheit der Küche eintauchen konnte.
    Nachdem sie sich einen Becher Milch eingegossen hatte, durchquerte sie den Gang wieder in Richtung Treppe. Warwick war verschwunden. Die Tür, aus der der Lichtschein gefallen war, hatte er geschlossen. Dafür sorgten nun zwei Laternen in der Eingangshalle für etwas Helligkeit.
    Fröstelnd strebte sie der Treppe zu, während sie hörte, dass Warwick hinter der verschlossenen Tür immer noch werkelte.
    Ich hätte vorhin einen Blick in den Raum werfen sollen, ging ihr durch den Kopf, als sie die Treppe wieder hochstieg. Doch vielleicht ist es besser, wenn ich nicht weiß, was er treibt.
    In ihrem Zimmer trat

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