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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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langzumachen. Das würde ihren schmerzenden Knochen guttun.
    Monahan erhob sich. »Ich muss noch einmal zu meinen Männern und ins Lager reiten. Oder macht es Ihnen etwas aus, allein zu bleiben?«
    »Aber nein! Lassen Sie sich durch mich nicht in Ihrer Arbeit stören! Ich fühle mich schon wieder viel besser.«
    »Schön.« Connor wies auf eine Truhe neben der Eingangstür. »Sie sollten sich umziehen. Ich kann Ihnen zwar keine Damengarderobe bieten, denn hierher verirrt sich nur selten eine Frau. Aber die Sachen da drin sind sauber. Bitte, bedienen Sie sich!«
    »Danke, das ist sehr aufmerksam von Ihnen.«
    Die Blicke der beiden trafen sich.
    Monahan räusperte sich verlegen und öffnete die Tür. »Nun dann - bis heute Abend! Und fühlen Sie sich ja nicht verpflichtet, hier einen Finger krumm zu machen! Wenn ich zurückkomme, will ich sehen, dass Sie ausgeruht sind.«
    »Ich verspreche es Ihnen.« Jaqueline lächelte still in sich hinein, als die Tür hinter ihm zufiel.

3

    Der Geruch frisch geschlagenen Holzes strömte in Warwicks Lunge und belebte ihn ein wenig. Stundenlang ritt er nun bereits durch den Wald, aber aufgeben und zu seinem Haus zurückkehren, das wollte er um keinen Preis. Er würde dieses Frauenzimmer wieder einfangen, koste es, was es wolle. Doch jetzt brauchte er eine Pause. Auf einer Lichtung, deren Boden aufgewühlt war von Pferdehufen und Spuren abgeschleppter Stämme, saß er ab.
    Wenn sie bei mir geblieben wäre und mir geholfen hätte, läge mein Haus jetzt nicht in Trümmern, dachte er bitter.
    Als er sich die Beine vertrat und den Blick schweifen ließ, entdeckte er vor sich etwas, was aus der Ferne aussah wie ein toter Bär. Neugierig schlich er näher.
    Sieh da, das war kein Bär, das war ein totes Pferd! Wölfe hatten bereits große Stücke aus dem Kadaver gerissen, aber das Brandzeichen an der Hinterhand war unverkennbar: Er hatte seinen eigenen Braunen vor sich! Offensichtlich hatte er sich das Genick gebrochen.
    Aber Warwick hielt sich nicht damit auf, den Verlust seines besten Reittiers zu bedauern. Seine Gedanken galten allein Jaqueline. Was ist aus dem Miststück geworden?, fragte er sich. Hat sie den Sturz nicht überlebt und ist bereits begraben?
    Nein, das war schon seit geraumer Zeit nicht mehr üblich. Leichen, die im Wald gefunden wurden, schaffte man in die nächste Stadt, damit sie vor dem Begräbnis identifiziert werden konnten.
    Sollte er nach Chatham reiten und den Bestatter aufsuchen? Oder sollte er erst den Wald durchkämmen? Vielleicht hatte sie ja überlebt und hatte sich irgendwo ins Dickicht geschleppt. Oder sie irrte durch den Wald, auf der Suche nach Hilfe.
    Da es bereits dunkelte, beschloss Warwick, sein Lager auf der Lichtung aufzuschlagen. Wenn sie noch lebt, werde ich sie finden, sagte er sich. Und dann gnade ihr Gott!
    »Schauen Sie mal, was mir über den Weg gelaufen ist, Miss«, erklärte Monahan bei seiner Rückkehr am Abend stolz und zog zwei Rebhühner hinter dem Rücken hervor. »Das gibt ein prächtiges Dinner«, erklärte er lächelnd, als er sie auf den Tisch legte.
    Jaqueline verbarg ihr Entsetzen hinter einem Lächeln. Etwas Blut klebte noch am Gefieder der toten Vögel. »Womit haben Sie die geschossen?«
    Monahan schlug den Schoß seiner Jacke zurück. An seinem Gürtel trug er wie Warwick einen Revolver. Bei der Erinnerung an ihren Peiniger bekam Jaqueline Gänsehaut. Doch rasch verdrängte sie diesen Gedanken wieder, denn sie wollte sich und auch ihrem Retter nicht den Abend verderben.
    »Ich fürchte, ich weiß gar nicht, wie man die rupft«, sagte sie und schämte sich beinahe dafür. Aber früher hatte das stets die Köchin erledigt. Und als es keine Köchin mehr gegeben hatte, da war kaum noch Fleisch auf den Tisch gekommen.
    »Das mach ich schon«, erklärte Connor und begann sogleich mit der Arbeit. Er bewies dabei so viel Geschicklichkeit, dass Jaqueline klar wurde, wie selbstverständlich die Jagd für ihn war. Vermutlich waren er und seine Männer im Wald auf solche Mahlzeiten angewiesen. Auch das Ausnehmen, bei dem Jaqueline ihm über die Schulter schaute, ging ihm leicht von der Hand.
    Wenig später brutzelten die Vögel am Spieß über dem Feuer. Monahan hatte auch frisches Brot mitgebracht, das einen berauschenden Duft verbreitete.
    »Halten Sie mich bitte nicht für unverschämt«, sagte Connor, während er sich und Jaqueline Wein eingoss. »Ich würde sehr gern mehr über Sie erfahren. Sie haben mir zwar erzählt, dass Ihre

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