Im Land des Roten Ahorns
aufflammte und sich ein grauer Haarschopf zeigte. Das Fenster gab ein Quietschen von sich, als der Arzt einen Flügel öffnete.
»Was ist los?«, krächzte er, worauf ein Hund in der Nachbarschaft zu kläffen begann.
Auch Fenster in der Nachbarschaft wurden plötzlich hell.
»Ich bin's, Monahan. Ich brauche dringend Ihre Hilfe, Doc!«
Der Arzt zögerte nicht. Er schlug das Fenster zu und erschien nur wenige Minuten später angekleidet in der Haustür.
»Dann kommen Sie mal rein, Mr Monahan!«
»Es geht nicht um mich, Doktor, es geht um eine Frau, die ich im Wald gefunden habe. Ich fürchte, sie hat eine Lungenentzündung.«
»Gut, dann gehen wir zu ihr.«
Bevor er wieder in der Tür verschwinden konnte, hielt Monahan ihn zurück. »Wir müssen reiten. Die Kranke liegt in meiner Hütte.«
Der Arzt zog die Augenbrauen hoch, aber in all den Jahren, in denen er schon praktizierte, hatte er bereits viele merkwürdige Dinge erlebt. Deshalb sparte er sich jede Antwort. Er warf sich einen Regenmantel über, zog die Haustür zu und holte sein Pferd aus dem Stall. Seine Arzttasche hing am Sattel.
Wenn ich Pech habe, fiebere ich als Nächster, dachte Connor und beneidete den Doktor um den Regenschutz. Aber das soll es mir wert sein.
Schon gaben beide den Pferden die Sporen.
Als die Männer wenig später die Hütte betraten, lag Jaqueline noch immer wie leblos auf dem Bett. Ihr schnell gehender Atem war deutlich zu hören.
Ohne Umschweife trat Leeroy neben sie, tastete ihre Stirn ab und fühlte ihren Puls. Dann zog er sein Stethoskop aus der Tasche und horchte sie ab.
Monahan trat unruhig auf der Stelle.
»Ihre Vermutung war richtig, Mr Monahan«, sagte der Arzt schließlich. »Die junge Lady hat sich eine Lungenentzündung eingefangen. Gottlob eine leichte, aber sie braucht Medikamente und kühle Wickel. Sie könnten schon mal Wasser holen.«
Sie wird nicht sterben! Das war das Einzige, was Connor denken konnte, während er zu dem Brunnen hinter der Hütte lief und Wasser schöpfte.
Als er mit einem gefüllten Eimer zurückkehrte, hatte Leeroy schon ein paar Medikamente auf dem Tisch ausgebreitet. »Sie sollten heute Nacht besser bei ihr wachen«, erklärte der Arzt, nachdem Connor den Eimer abgestellt hatte. »Wenn sich ihr Zustand sehr verschlechtert, flößen Sie ihr dieses Pulver mit etwas Wasser ein.« Er deutete auf eine kleine Pappschachtel ohne Beschriftung. »Ansonsten reicht es, wenn Sie ihr das Fiebermittel geben. Wenn sie wieder zu sich kommt, sollte sie eine kräftige Brühe essen und möglichst noch ein, zwei Äpfel oder Zitronen, wenn Sie welche beschaffen können. Was sich auf Schiffen bewährt, ist auch bei einer Lungenentzündung nicht falsch.«
»Ich könnte ihr auch noch einen Tee brühen. Ein Medizinmann von den Irokesen hat mir eine Kräutermischung empfohlen.«
»Meinetwegen. Kräuter können die Wirkung des Fieberpulvers wohl kaum beeinträchtigen. Doch seien Sie vorsichtig, falls die junge Frau von den Kräutern Ausschlag bekommt! Dann sollten Sie den Tee sofort weglassen.«
»Selbstverständlich.«
Der Doktor nahm seine Arzttasche wieder an sich. »Sollte sich ihr Zustand sehr verschlimmern, werden Sie sie ins Hospital bringen müssen.«
»Sie wollen sie also nicht zur Ader lassen?«, fragte Connor verwundert.
Leeroy schüttelte lachend den Kopf. »Wo denken Sie hin? Ich mag vielleicht alt sein, aber meine Methoden sind das keineswegs. Ich werde doch keine geschwächte Patientin zur Ader lassen! Das wäre glatter Mord!«
Monahan musste wieder an Beth denken. Hatte der damalige Familienarzt ihren Tod zu verantworten? Bei seinem vorletzten Besuch hatte er einen Aderlass vorgenommen. Obwohl es schon so lange her war, zog Connors Magen sich erneut schmerzhaft zusammen.
»Ich nehme an, die junge Dame ist nicht in der Lage, mein Honorar zu zahlen.«
Connor verstand Leeroys prüfenden Blick nur allzu gut. Vermutlich ging es ihm nicht allein um das Geld, sondern er fragte sich, woher Jaqueline kam und warum er sie hier untergebracht hatte. »Keine Sorge! Ich werde Ihre Rechnung begleichen, Doktor«, erklärte er freundlich.
»Danke.« Mit einem letzten Blick auf die Kranke verabschiedete der Arzt sich.
»Wenn Sie möchten, begleite ich Sie zurück«, bot Connor an, aber der Arzt schüttelte den Kopf.
»Nicht nötig. Ich finde allein nach Haus. Passen Sie gut auf das Mädchen auf! Und auf sich.«
Damit verschwand er im Regen. Connor schloss die Tür, beobachtete den Arzt aber durch
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