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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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beschloss jedoch, bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Einer deiner Männer?«
    »Nein, wir haben eine Frau im Wald gefunden. Ihr Pferd ist von einem Ast erschlagen worden, und sie hat sich eine Lungenentzündung geholt. Ich habe gestern Nacht den Doc rufen müssen, weil sie so schlimm gefiebert hat.«
    »Du kümmerst dich um eine Frau, die du im Wald gefunden hast?« Marion löste sich aus der Umarmung und schaute ihn ungläubig an.
    »Ja, und sie hat großes Glück gehabt.«
    »Warum hast du sie denn nicht in die Stadt gebracht? Es gibt Pensionen hier, und Doktor Leeroy hätte sie sicher auch in seinem Krankenzimmer aufgenommen.«
    »Es gibt gewichtige Gründe für meine Entscheidung«, gab Connor zurück.
    »Und welche?«, schnappte Marion eifersüchtig.
    »Das Leben der Frau ist in Gefahr. Allein schon aus christlicher Nächstenliebe ist es meine Pflicht, mich um sie zu kümmern.«
    »Christliche Nächstenliebe! Bist du neuerdings bei der Heilsarmee? Du kannst doch das Wohl einer Fremden nicht über das deiner Verlobten stellen.« Marion war hörbar aufgebracht.
    Connor versuchte, die Situation durch ein Lächeln zu entspannen. »Ich kann nicht feststellen, dass es dir schlecht geht, meine Liebe. Du bist schön wie immer.«
    Als er sie küssen wollte, wich Marion vor ihm zurück.
    »Und was hat das nun für mich zu bedeuten?«
    Bevor Connor es ihr eröffnen konnte, erriet sie es.
    »Nein, das kannst du mir nicht antun!«
    »Marion, versteh doch, ich kann nicht zu diesem Dinner kommen! Ich muss mich um die Kranke kümmern.«
    »Du musst?«, entgegnete Jaqueline höhnisch. »Ist sie deine Schwester oder was? Vater wird ungehalten sein. Es kommen einige sehr wichtige Leute aus der Stadt!«
    »Das weiß ich, und es tut mir auch aufrichtig leid, aber ich kann nicht anders. Dieser Frau geht es sehr schlecht. Ich kann nicht riskieren, sie in die Stadt zu transportieren.«
    Marions Miene verdüsterte sich. Zornig trommelte sie auf den Tisch. »Es könnte doch ein anderer auf sie Acht geben. Nur heute Abend.«
    »Ich habe sie in meiner Hütte untergebracht, und nach allem, was sie durchgemacht hat, sollte ich bei ihr bleiben. Dass ich hier bin, ist schon gefährlich genug. Wenn sie wieder auf den Beinen ist, werde ich dir alles erzählen.«
    »Das brauchst du nicht!«, fuhr Marion ihn schnippisch an. »Mich interessiert dieses Weibsstück nicht. Pass nur auf, dass du dir bei ihr kein Ungeziefer holst!«
    Herrgott, warum hab ich ihr bloß die Wahrheit gesagt!, dachte Connor. Jetzt hab ich nichts als Scherereien. Aber er hasste es nun mal zu lügen und hatte nicht vor, seine zukünftige Ehefrau zu hintergehen. Außerdem war doch nichts Schlimmes dabei, einer Bedürftigen zu helfen.
    »Ich habe erst vor ein paar Stunden mein Hochzeitskleid bei Mrs Hopkins bestellt«, fuhr Marion fort, während sie zum Schminktisch zurückkehrte. »So langsam glaube ich allerdings, dass ich es niemals tragen werde!«
    Connor kannte Sätze wie diese zur Genüge. Auf diese Weise wollte Marion ihn zwingen, seine Meinung zu ändern. Aber diesmal war er nicht gewillt nachzugeben. Jaqueline Halstenbek brauchte ihn.
    »Dass ich nicht will, dass dieser Frau etwas zustößt und sie womöglich stirbt, hat doch nichts mit unserer Hochzeit zu tun!« Obwohl er es nicht beabsichtigt hatte, klang seine Stimme ungehalten. Marion konnte so süß und lieb sein, aber Verständnis für Menschen in Not besaß sie nicht. »Wenn es ihr wieder besser geht, werde ich sie in die Stadt bringen. Das wird sie selbst wollen. Aber bis dahin fühle ich mich für sie verantwortlich. Wäre ich der Bruder oder der Vater dieser Frau, würde ich dem Mann, der sich um sie kümmert, sehr dankbar sein.«
    »Ach, ist sie denn die Tochter einer wichtigen Persönlichkeit?«, feuerte Marion giftig zurück. »Die Tochter eines Mannes, von dessen Dank du auch etwas hättest?«
    »Es geht nicht immer nur darum, ob man von einer Sache etwas hat. Ich werde heute Abend auf alle Fälle in der Hütte bleiben.«
    Marion starrte ihn entgeistert an. Dann griff sie nervös nach ihrer Puderquaste und blickte in den Spiegel, als sei er nicht mehr da.
    Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Connor die betretenen Blicke der Dienstmädchen.
    »Grüß deinen Vater von mir! Ich hoffe, er hat Verständnis dafür.«
    Marion antwortete nicht.
    Früher hätte Connor versucht, sie zu überzeugen, doch seltsamerweise stand ihm heute nicht der Sinn danach. Jaqueline liegt in der Hütte und fiebert, dachte er. Ich kann

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