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Im Land des Roten Ahorns

Im Land des Roten Ahorns

Titel: Im Land des Roten Ahorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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als sei sie die Hausherrin.
    »Vergiss das Salz nicht, Maggie! - Hast du Wasser an den Braten gegossen, Judy? Nelly, was ist mit den Wachteln?«
    Wie von einer unsichtbaren Peitsche getroffen, sprengten die Mädchen auseinander.
    »Man merkt, dass Sie die Enkelin eines Häuptlings sind, Savannah«, warf Connor lachend ein, als er in den Duft von Backwerk und Gebratenem eintauchte.
    Der Kopf der Köchin schnellte herum, sodass er einen Blick auf ihr rundliches Gesicht werfen konnte. Der dicke Zopf, zu dem sie ihre schwarze Haarpracht stets flocht, war heute unter einer weißen Haube verborgen. Ihre dunklen Augen musterten ihn so aufmerksam, als sei sie auf dem Kriegspfad.
    »Mr Monahan, was führt Sie in meine Küche?«, fragte sie, während sie sich die Hände an einem Tuch abwischte, das sie im Bund ihrer Schürze trug.
    »Guten Tag, Savannah. Ich frage mich, ob Sie noch etwas von Ihrem hervorragenden Hustensaft haben.«
    »Sind Sie krank?« Die Köchin klang besorgt.
    »Nein, es ist nicht für mich, es ist ...« Connor stockte. Konnte er gegenüber Savannah zugeben, dass es für eine Frau war? Als Angestellte der Bonvilles würde sie sicher zu ihrer Herrschaft halten und Marion davon erzählen. Da sollte er wohl besser zu einer Notlüge greifen.
    »Es ist für die Frau eines meiner Leute. Sie hat hohes Fieber und hustet sehr stark. Der Doc tippt auf Lungenentzündung, aber seine Mittel schlagen nicht an.«
    Ein überlegenes Lächeln ließ die Zähne der Köchin blitzen. »Pah, ich sag doch immer wieder, dass die Medizin der Weißen nichts taugt. Natürlich habe ich noch was von dem Saft. Warten Sie, ich hole Ihnen ein Fläschchen!« Damit verschwand sie in der Vorratskammer.
    Belustigt beobachtete Connor, dass ihre Gehilfinnen sogleich erleichtert aufatmeten, aber lange währte die Freude nicht.
    Wie ein Wirbelwind kehrte Savannah nur wenig später zurück und klatschte in die Hände. »Denkt nicht, dass ihr Maulaffen feilhalten könnt, wenn ich euch mal den Rücken zudrehe!«
    Während die Mädchen wieder umherwirbelten, reichte sie Connor ein Fläschchen mit dunklem Sirup.
    Aus eigener Erfahrung wusste er, dass das Zeug furchtbar schmeckte, aber es hatte gewirkt und würde vielleicht auch Jaqueline helfen.
    »Vielen Dank, Savannah.«
    »Gern geschehen. Richten Sie der Frau aus, dass die Götter über sie wachen! Der göttliche Atem ist in den Pflanzen, die ich verwendet habe, also kann ihr nichts passieren.«
    »Das werde ich«, versprach Connor und fragte sich im Stillen, wie Jaqueline wohl reagieren würde, wenn er ihr das erzählte.
    Er verstaute die Medizin in der Jackentasche und machte sich auf die Suche nach Marion.
    Er fand sie inmitten von Kleidern, angetan mit einem samtenen Morgenmantel, den sie über ihrem Unterkleid trug. Sie scheuchte ihre beiden Dienstmädchen durch den Raum. Connor genoss den Anblick seiner Verlobten, bevor er gegen den Türrahmen klopfte. Die Mädchen erschraken und wurden rot, als stünden sie in Unterwäsche vor ihm.
    Marion dagegen schien nichts dabei zu finden, dass sie nicht anständig gekleidet war. »Connor!«, flötete sie freudig. »Was für eine Überraschung! Ich habe dich erst gegen Abend erwartet.«
    Unverwandt sprang sie auf und flog ihm so ungestüm entgegen, als nähme sie ihn nach einer langen Weltreise wieder in Empfang.
    »Nicht doch, nicht, was sollen deine Mädchen von uns denken!« Connor lächelte und versuchte scherzhaft, sie abzuwehren, aber schon warf sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn ungestüm. Begehren stieg in seine Lenden, als die Wärme ihrer Haut durch seine Kleider drang. Sie hatte ein Parfum aufgelegt, das nach gerösteten Mandeln duftete. Rouge lag auf ihren Wangen und auf ihren Lippen Cochenille.
    »Mir ist egal, was die Mädchen denken«, hauchte Marion. »Wo warst du denn so lange?«
    Connor fühlte das Gewicht des Fläschchens in seiner Tasche und wurde verlegen. »Ich war noch mal kurz in der Küche, ich ...«
    »Ich meinte doch in den letzten Tagen!«, flötete Marion. »Du hast mich ein wenig vernachlässigt. Ich dachte schon, ein Bär hätte dich gefressen.«
    »Na, das hätten meine Männer dir doch längst berichtet«, erklärte Connor lachend, während er sich ein wenig von ihr zurückzog. »Allerdings habe ich schlechte Nachrichten, fürchte ich.«
    Marions perfekt gezupfte Brauen zogen sich besorgt zusammen. »Schlechte Neuigkeiten? Ist was passiert?«
    »Kann man so sagen.« Connor spürte den Impuls zu schwindeln,

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