Im Land des Roten Ahorns
heiraten?« Jaqueline bereute im selben Augenblick, dass sie damit herausgeplatzt war. Das geht dich gar nichts an!, schalt sie sich still. »Bitte verzeihen Sie, ich wollte nicht -«
»Neugierig sein?«, fragte Monahan lächelnd zurück. »Nun, wenn Sie wieder neugierig sind, befinden Sie sich auf dem Weg der Besserung, was mich freut. Sie scheinen ein Mensch zu sein, der sein Herz auf der Zunge trägt.«
Nicht so sehr, wie ich mir wünschte, dachte Jaqueline. Sonst würde ich dir sagen, dass du mir sehr gefällst.
»Nun, es ist ja kein Geheimnis, auch Marion weiß es. Ich möchte sie erst ehelichen, wenn ich die Baumstämme, die gerade geschlagen werden, nach Montreal geflößt habe. Nicht, dass ich jetzt nicht genug Geld hätte, aber der Verkauf der Stämme würde es mir erlauben, ein rauschendes Fest zu feiern. Ein Fest, wie es angemessen ist für Marion.«
»Vielleicht legt sie gar keinen Wert darauf. Wenn sie Sie drängt, ist ihr das Fest vielleicht egal. Frauen sind nicht immer nur auf Glanz aus.«
»Oh, da kennen Sie meine Verlobte schlecht. Sie ist der Glanz in Person und liebt prachtvolle Feste! Immerhin entstammt ihre Familie uraltem französischem Adel.«
»Ist der Adel nicht der Revolution zum Opfer gefallen?«
Sofort schämte Jaqueline sich für die Häme, die in ihrer Stimme mitgeschwungen hatte. Aber sie konnte nicht anders. Obwohl sie Connors Verlobte nicht kannte, verspürte sie eine gewisse Abneigung gegen sie. Schon wegen deren Prunksucht.
Monahan lachte nur. »Sie haben wirklich das Herz auf dem rechten Fleck, Miss Jaqueline! Natürlich ist es dem französischen Adel im Mutterland schlecht ergangen. Aber Marions Familie war klug genug, sich schon vor dem Ausbruch der Revolution in die Neue Welt abzusetzen. Die Bonvilles haben ein Imperium von Fallenstellern und Pelzhändlern aufgebaut und sind hier angesehene Leute.«
Jaqueline schoss Warwicks Bemerkung durch den Kopf, dass es den Pelzhändlern mittlerweile nicht mehr gut gehe. Ein eisiger Schauder lief ihr über den Rücken.
»Ist Ihnen nicht kalt?«, fragte Connor, als er ihre Erstarrung bemerkte.
»Doch.« Jaqueline verkroch sich unter die Bettdecke. »Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich wieder ganz in Ordnung bin.«
»Das wird schon«, gab Connor unbekümmert zurück und legte noch ein Scheit ins Feuer. »Machen Sie die Augen ruhig zu! Sie verpassen im Moment nichts. Ich bereite uns ein Abendessen zu, vielleicht haben Sie ja doch etwas mehr Appetit als heute Nachmittag.« Damit zwinkerte er ihr zu.
Jaqueline wusste nicht, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht. Obwohl sie ihn kaum kannte, regten sich Gefühle für ihn in ihrem Herzen. Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Sicher gibt es noch andere nette Männer in diesem Land, tröstete sie sich. Vielleicht finde ich eines Tages einen, der ebenso freundlich und sanft ist wie Connor. So lange erfreue ich mich an seiner Fürsorge und bin zufrieden, dass ich dem Ungeheuer Warwick entkommen bin. Und sobald ich wieder auf den Beinen bin, werde ich mein Leben selbst in die Hand nehmen.
7
In den folgenden Tagen verschwand Jaquelines Fieber, und auch der Husten ließ nach. Monahan nächtigte immer noch im Schuppen. Jaqueline war das peinlich, aber der Anstand verbot es ihr, ihn zu bitten, doch in der Hütte zu übernachten. Außerdem, da war sie sicher, würde er dieses Angebot ohnehin nicht annehmen. Immerhin schien er ein wahrer Gentleman zu sein.
Tagsüber kümmerte sich Connor, sooft es ging, um Jaqueline und freute sich über jeden kleinen Schritt, mit dem sie sich der Genesung näherte. Um sie aufzumuntern, erzählte er ihr Anekdoten aus seiner Jugend und berichtete von seiner Arbeit.
Da Jaqueline das Gefühl gewann, dass sie ihm vertrauen konnte, zögerte sie nicht länger, etwas von sich preiszugeben. Sie erzählte ihm von Hamburg und ihrer Kindheit, die begleitet war von den Geschichten ihres Vaters. Sie gestand ihm, nur zu gern über Reisen schreiben zu wollen, die sie selbst erlebt hatte.
Connor nahm dies mit einem selbstverständlichen Nicken hin. Nie versuchte er, ihr irgendetwas auszureden. Als sie ihm erzählte, dass sie plane, sich eine Anstellung als Gouvernante zu suchen, wirkte er regelrecht begeistert.
»Ich bin sicher, dass jemand eine Frau Ihres Formats in seine Dienste nehmen wird. Zumal Sie den Kindern Ihre Muttersprache beibringen könnten. Gewiss sind einige gut betuchte Familien daran interessiert.«
»Darauf hoffe ich.«
Dass
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