Im Land des Roten Ahorns
spürte, dass er damit nicht nur sie, sondern auch sich selbst beruhigen wollte.
»Mach dir keine Sorgen, mein Kind! Connor Monahan ist ein Gentleman. Er lässt dich nicht für irgendein dahergelaufenes Frauenzimmer sitzen. Er hat ein weiches Herz, das ist alles. Und das kann für dich nur von Vorteil sein, wenn es darum geht, deine Interessen bei ihm durchzusetzen. Sobald ihr verheiratet seid, wird er nach meiner Pfeife tanzen. Und ich werde schon dafür sorgen, dass mein Mädchen glücklich wird.«
Marion zog einen Schmollmund.
Aber ihr Vater bemerkte es nicht einmal. Er war in Gedanken bereits bei anderen Dingen. »Und jetzt zieh dich an, und mach dich hübsch! Der Bürgermeister wird noch ein paar Bekannte aus Toronto mitbringen, einflussreiche Männer, die sich vielleicht finanziell an meinem Wahlkampf beteiligen. Ob sie das tun, hängt von diesem Abend ab, deshalb muss er ein Erfolg werden. Es kann nicht schaden, wenn du ihnen gefällst.«
Damit drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und stürmte zur Tür hinaus.
Als Monahan bei Einbruch der Dunkelheit zu seiner Hütte zurückkehrte, empfing ihn Jaqueline im Bett sitzend. Sie war noch immer sehr blass, wirkte aber etwas lebendiger als am Nachmittag. Und sie hatte es offensichtlich geschafft, die Lampe anzuzünden.
»Wie geht es Ihnen, Miss Jaqueline?«, fragte er, während er die Tür hinter sich zuzog.
»Etwas besser. Zwar kann ich nicht weiter als bis zum Tisch laufen, aber ich habe das Gefühl, dass das Fieber weiter gefallen ist. Das Mittel Ihres Doktors wirkt gut.«
Connor streifte lächelnd die Satteltaschen von der Schulter. »Das sind doch gute Nachrichten. Hier habe ich etwas für Sie.«
Er zog die Flasche mit Savannahs Hustensirup hervor.
»Was ist das?«, fragte Jaqueline neugierig.
»Medizin für Sie.«
»Hat der Doktor denn nicht genug dagelassen?«
»Die hier ist nicht vom Doktor, sondern von der Enkelin eines Irokesenhäuptlings.«
Jaqueline setzte ein schwaches Lächeln auf. »Sie nehmen mich auf den Arm, Connor.«
»Keineswegs, das schwöre ich Ihnen!« Er legte die Hand auf die Brust. »Dieser Hustensaft wurde von einer echten Halbirokesin gebraut. Und ich behaupte nicht zu viel, wenn ich sage: Sie macht die beste Medizin in dieser Gegend.«
»Und wo trifft man in dieser Gegend echte Halbirokesinnen?«, erkundigte sich Jaqueline fröhlich. Plötzlich hatte sie wieder die Lederstrumpf-Geschichten vor Augen.
»So, wie sie früher lebten, trifft man sie nur noch selten an, aber im Haushalt meiner Verlobten arbeitet die Enkelin eines Häuptlings. Sie versteht sich hervorragend auf die Kräuterheilkunde. Ich wollte unbedingt eines ihrer Wundermittel für Sie haben. Die Medizin schmeckt zwar grässlich, aber sie hilft hervorragend.«
Jaqueline nickte nur, bemüht, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, die ihr - zu ihrer eigenen Verwunderung - plötzlich die gute Laune verdarb. Was soll das, Jaqueline?, tadelte sie sich selbst. Du hast doch längst vermutet, dass ein Mann wie er gebunden ist. Vergiss nicht: Du willst dein eigenes Leben leben! Also los, bedank dich für die Fürsorge!, befahl sie sich.
»Danke für die Medizin. Das ist sehr nett von Ihnen. Ich werde sofort einen Löffel davon nehmen.« Jaqueline lächelte.
Monahan fackelte nicht lange. Er holte einen Löffel, entkorkte das Fläschchen, füllte den Löffel mit der Medizin und hielt ihn Jaqueline hin.
Sie ließ sich nicht lange bitten und schluckte den Kräutersirup.
Connor brach in schallendes Gelächter aus, als er das Gesicht sah, das sie dabei zog. »Ja, schmeckt grässlich, ich weiß, aber ich hab Sie ja vorgewarnt.«
Jaqueline atmete einmal tief durch und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Die bittere Medizin zu schlucken war nicht schwer, aber die neue Information über ihren Retter beschäftigte sie immer noch.
»Sie sind also verlobt«, sagte sie deshalb, begierig, mehr zu erfahren.
»Ja. Marion kann es kaum abwarten, dass wir vor den Traualtar treten. Ständig liegt sie mir in den Ohren, ich soll endlich dem Pastor Bescheid sagen.«
Na, das klingt ja nicht gerade begeistert, dachte Jaqueline. Vielleicht überlegt er es sich noch mal. Aber sofort verbot sie sich diese Hoffnung: Er ist vergeben, finde dich damit ab! Du würdest doch auch nicht wollen, dass dir eine andere deinen Verlobten ausspannt. Außerdem solltest du nach dem Reinfall mit Warwick wirklich klüger geworden sein.
»Und wann haben Sie vor, sie zu
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