Im Land des Roten Ahorns
weitergehen?, dachte sie. Kann ich weiterleben ohne ihn? Aber darüber sollte sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Sie wollte jede Minute mit ihm genießen.
Da ertönte ein wütendes Bellen. Jaqueline fuhr zusammen. »Was ist denn mit dem Hund?«
Alarmiert sprang Connor aus dem Bett und schlüpfte in seine Hose. »Wohl wieder ein Bär. Ich vertreibe ihn besser, ehe er den Hund reißt.«
Damit zog er seinen Revolver aus dem Holster, das er über einen der Stühle gehängt hatte.
Jaqueline wickelte sich in die Decke und erhob sich ebenfalls. »Pass auf dich auf!«
»Das werde ich, keine Angst.« Damit stürmte Connor zur Tür hinaus. Er sah sich draußen gründlich um, konnte aber keinen Bären entdecken.
Der Hund knurrte noch immer böse.
»Was ist denn, alter Junge?«
Plötzlich glaubte Connor Hufschlag zu hören. Angespannt lauschte er. Tatsächlich, da ritt jemand durch den Wald. Er entfernte sich zwar, dennoch war das mehr als beunruhigend.
»Ist ja schon gut! Bist ein braver Junge.« Connor tätschelte Kopf und Rücken des Tieres, das am ganzen Leib zitterte.
Nachdem Connor sich ein letztes Mal umgesehen hatte, kehrte er in die Hütte zurück.
»Was war los?«, fragte Jaqueline, die sich inzwischen ein Nachthemd übergeworfen hatte.
»Ein Bär war es jedenfalls nicht«, antwortete Connor und legte den Revolver auf die Tischplatte. »Aber ich fürchte, du musst die Hütte verlassen.«
Jaqueline wurde blass. »Warum?«
»Jemand war hier. Ich habe Hufschlag gehört. Kann sein, dass er sich an die Hütte herangeschlichen hat.«
Ein Zittern erfasste sie. »Glaubst du, dass es Warwick war?«
»Ist nicht auszuschließen. Meine Leute würden mich nachts nicht behelligen.«
»Vielleicht hat Marion einen Detektiv engagiert?«
Connor schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Doch selbst wenn, dann läuft es auf dasselbe hinaus: Ich werde dich in die Stadt begleiten und dich woanders unterbringen, Jaqueline. Alles andere wäre zu riskant. Ich möchte nicht, dass du allein hier in der Wildnis bleibst, Liebste. Zieh dich an, und pack die Sachen, die du mitnehmen willst!«
Jaqueline war wie vor den Kopf geschlagen. Kaum habe ich ein bisschen Glück gefunden, wird wieder alles zerstört, dachte sie verzweifelt. Und obwohl sie sich vor Warwick fürchtete, empfand sie in diesem Augenblick auch Wut.
Ein letztes Mal werde ich noch vor ihm davonlaufen, aber wenn er meinen Weg in der Stadt kreuzt, wird er es bereuen, gelobte sie sich und machte sich ans Packen.
Sie hatte nicht viel mitzunehmen. Ein Paar Schuhe, das grüne Kleid, das Schreibheft mitsamt Schreibutensilien sowie das Herbarium waren neben einem Nachthemd, den Toilettenartikeln und den Wäschestücken, die Connor ihr im Laufe der Zeit mitgebracht hatte, ihr einziger Besitz. Die Hosen und Jacken von Connor werde ich in der Stadt wohl kaum tragen können, dachte sie. Dabei waren sie so praktisch. Darin hatte sie sich nicht nur unbeschwert, sondern auch Connor ganz nahe gefühlt. Am liebsten würde ich dich mitnehmen, dachte sie, während sie Connor dabei beobachtete, wie er sich anzog und seinen Revolver gürtete.
»Werden wir uns denn sehen können, wenn ich in St. Thomas bin?«
»Natürlich. Ich bin nicht bereit, dich wieder aufzugeben.«
»Und was ist mit Marion?«
»Sie wird nicht erfahren, dass du in der Stadt bist. Außerdem werde ich die Verlobung lösen. Es wird einen riesigen Skandal geben, aber ich mache keine halben Sachen.«
»Wirst du es auch nicht bereuen, Connor?« Jaqueline fürchtete sich vor der Antwort.
Er wandte sich unvermittelt um und zog sie in die Arme. »Ein Fehler wäre es, eine Frau wie dich gehen zu lassen, Liebste. Wenn du in der Stadt bist, melden wir der Polizei, dass du von Warwick belästigt wirst. Es wird sich alles klären.« Er küsste sie auf den Mund und machte so jeden Widerspruch unmöglich.
Wenig später verließen sie die Hütte. Connor warf dem Hund ein paar Streifen Trockenfleisch hin und sattelte seinen Apfelschimmel.
Wehmütig blickte Jaqueline zur Hütte zurück. Ich würde so gern hier draußen bleiben, dachte sie. Wie glücklich ich hier doch war! Vielleicht kann ich eines Tages, wenn alles vorbei ist, hierher zurückkommen.
Als Connor ihre Tasche am Sattel ihres Pferdes festgebunden hatte, saßen sie auf.
»Was ist mit dem Hund?«, fragte Jaqueline, während sie nach den Zügeln griff. »Wir können ihn doch nicht hier alleinlassen?«
»Ich werde ihn morgen abholen und ins Sägewerk bringen.
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