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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Kleidung zu hüllen. Es war kein Mensch zu sehen, sie liebten sich jede Nacht so, als ob es kein Morgen geben würde – was gab es also zu verbergen? Sie schwammen im Meer, tauchten nach Langusten und sammelten Muscheln an den unweit gelegenen Felsen. Dazu die fetten jungen Vögel, die sich ohne Probleme von ihnen fangen ließen. Gregory ertappte sich bei dem Gedanken, ob er nicht den Rest seines Lebens so sorglos an der Seite von Sarah verbringen sollte.
    Bis er eines Morgens unter Sarahs prüfendem Blick aufwachte. »Du musst weiter!«, stellte sie fest. »Heute Nacht hast du in einem fort ihren Namen gerufen und dich dabei an mir festgekrallt, als ob ich dich retten müsste. Und ich denke, ich muss dich wirklich retten – indem ich dich wegschicke!«
    Er runzelte die Stirn. »Aber … was wird dann aus dir?«
    »Ich komme alleine zurecht«, erklärte sie mit selbstbewusster Miene. »Mach dir keine Sorgen!«
    »Hier in der Wildnis? Keine Frage! Hier bist du jedem Mann mit einem Gewehr weit überlegen. Aber ich habe Angst, dass du noch einmal einem Mann wie Mick Glauben schenkst.« Gregory lächelte sie an und strich mit dem Daumen die Linie ihres Kinns nach. »In diesem Land gibt es zu viele Männer und nur sehr wenige Frauen. Das macht dich zu einem begehrten Siegespreis!«
    Sie lachte. »Ich fürchte, die meisten Männer haben doch Angst vor mir – ich bin kein Preis, den man sich einfach an die Jacke stecken kann!«
    »Nein, ganz bestimmt nicht, du Schöne.«
    Sie griff in ihre Haarsträhnen und drehte sie zu einem festen Zopf zusammen, den sie mit einem schmalen, langen Ästchen feststeckte. Oder war das etwa ein Knochen? »Was weißt du über Amerika?«, fragte sie unvermittelt.
    »Amerika?« Gregory war überrascht. »Weit weg. Wie kommst du denn darauf?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Meine Mutter hat immer gesagt, dass sie vielleicht eines Tages weiter nach Amerika ziehen würde. Wenn Oaoiti sie nicht mehr liebt oder dem Stamm etwas zustößt. Ich habe das nie wirklich ernst genommen. Aber vielleicht war die Idee gar nicht so schlecht. Was meinst du?«
    »Amerika …« Gregory durchforstete seine Erinnerung nach allem, was ihm zu diesem Land einfiel. Ein freier, großer Kontinent, in dem jeder Mann nach seiner eigenen Auffassung von Glück leben konnte, hieß es. Aber was mochte das für Frauen bedeuten? »Auf jeden Fall ist es ein junges, freies Land«, meinte er vorsichtig. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort einen so schrecklichen Ort wie Kororareka gibt – aber das Dasein wird trotzdem rau sein. Orte an der Grenze zur Zivilisation sind nun einmal nicht besonders friedlich. Wer ein Gewehr hat, hat recht. Und wer zwei Gewehre hat, hat noch mehr recht.«
    »Vielleicht sollte ich dorthin gehen. Ich denke, ich passe besser zu einem neuen Land als zum alten Europa.« Sie musterte ihn mit unbeweglicher Miene. »Und wann wirst du endlich deine Suche nach Anne fortsetzen? Du hast ja wohl kaum vor, für immer hier an diesem Strand zu leben, oder?«
    Gregory war fassungslos. Sie legte ihren Finger ungeniert in seine Wunde, und es schien ihr auch nicht viel auszumachen, dass sie seit Tagen ihr Lager mit ihm teilte – aber nicht zu seinen Plänen von der Zukunft gehörte. Als er nichts erwiderte, lachte sie auf.
    »Jetzt sei nicht so – ich habe nie geglaubt, dass du bei mir bleibst. So ein Mann bist du nicht … und ich auch nicht die passende Frau.«
    Unwillkürlich strich sich Gregory über seinen verletzten Oberschenkel. »Ich weiß ja nicht, wo sie steckt. Oder ob sie mich überhaupt noch haben will. Oder ob sie mich so, wie ich jetzt bin, haben will …«
    All diese Zweifel waren ihm noch nie über die Lippen gekommen – er hatte ja kaum gewagt, sie sich selbst einzugestehen.
    Sarah musterte ihn mit einem spöttischen Grinsen. »Doch, das weißt du. Sie ist ja auch nicht mehr so unversehrt wie du bei eurer ersten Begegnung. Sie hat Kratzer auf der Seele und Narben auf dem Körper, an denen sie sicher den Rest ihres Lebens leidet – das kannst du mir glauben. Da passt du mit deinem Hinkebein ganz gut dazu. Um mich solltest du dir wirklich keine Sorgen machen. Ich werde mich durchschlagen, egal, was ich mache.«
    Er breitete die Hände aus und versuchte die letzten Tage, den Strand und den Busch damit zusammenzufassen. »Das hier. Das, was wir erlebt haben und was wir getan haben – das hat keine Bedeutung für dich?«
    »Doch«, nickte Sarah. »Aber jetzt wird es Zeit, dass wir uns

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