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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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trennen und in ein neues Leben aufbrechen. Du in diese Richtung …«, sie deutete nach Süden, »… und ich in diese!« Jetzt zeigte ihr Finger in den Norden. »Die Zeit, in der wir uns gutgetan haben, ist vorbei.«
    Gregory wollte schon widersprechen, sich gegen die Endgültigkeit in ihren Worten wehren. Er holte tief Luft, setzte zu einer großen Rede an – und atmete dann doch ohne ein Wort wieder aus.
    Die letzten Tage waren wie eine Pause vom richtigen Leben gewesen. Eine Zeit, in der sie beide ihre Wunden heilen lassen konnten und sich selbst wieder gespürt hatten. Jetzt war es an der Zeit, wieder in eine neue Zukunft zu starten. Er streckte seine Hand aus und strich Sarah über die sommersprossigen Wangen. »Es ist wirklich so, nicht wahr?«, murmelte er. »Unsere Wege trennen sich, und wir werden uns nie wiedersehen …«
    »Ich werde immer die Erinnerung an diese Tage in meinem Herzen tragen«, erklärte Sarah ernst. »Aber ich möchte nicht mit jemandem leben, der immer einer anderen Frau nachtrauert und in Wirklichkeit alles dafür tun würde, um an ihrer Seite zu sein. Nein, ich tauge nicht zum … wie nennt ihr das bei euren Rennpferden? Zweiter Sieger?«
    »Das warst du nie, und das wirst du auch niemals sein!«, lachte Gregory. »Und ich muss zugeben, dass ich den Mann beneide, dem du irgendwann einmal gestattest, für immer an deiner Seite zu bleiben und deine Kinder zu zeugen. Ich hoffe, er weiß, wie viel Glück er mit dir hat!«
    »Dafür sorge ich dann schon – er soll jeden Tag seinen Göttern auf Knien danken, dass es mich gibt!« Sie grinste selbstbewusst.
    »Es ist also vorbei?« Irgendwie konnte er das immer noch nicht glauben.
    »Ja. Jetzt ist Sommer – und ich werde mich schon bis zu diesem Kororareka durchschlagen können. Ich werde ein Schiff finden, das mich mit nach Amerika nimmt, noch bevor der Herbst mit seinen Stürmen einsetzt. Und ich bin mir sicher, dass ich dort mein Glück finde.«
    Sie beugte sich vor und küsste ihn noch einmal auf die Lippen. Erst vorsichtig, dann fordernder – dann mit all der Wildheit, zu der sie fähig war.
    Und zum letzten Mal wehrte Gregory sich nicht, ließ sich von ihrer Leidenschaft anstecken. Sie liebten sich den Rest des Vormittags, so lange, bis sie erschöpft, nassgeschwitzt und glücklich im Schatten einschliefen.
    Als Gregory dieses Mal aufwachte und der Stand der Sonne ihm sagte, dass es schon später Nachmittag war, überraschte es ihn kaum, dass Sarah nicht mehr bei ihm war. Die Liebe, die sie ihm am Vormittag geschenkt hatte, war ihre Art gewesen, sich von ihm zu verabschieden.
    Mit einem halben Lächeln richtete er sich auf und hinkte langsam zu dem Lagerplatz, an dem sie ihre gemeinsame Zeit verbracht hatten. Langsam kleidete er sich wieder an, wunderte sich für einen Augenblick, wie ungewohnt und fremd sich die wollene Kleidung auf seiner Haut anfühlte. Einen Moment lang hielt er inne, lauschte auf das Meer und die Geräusche der Vögel, die ihm so vertraut geworden waren. Dann zuckte er mit den Achseln, nahm seinen Stock und machte sich auf den Rückweg zu seiner Schaluppe, die in der Bucht lag und auf ihn wartete.
    Sarah hatte recht. Es war an der Zeit, endlich seine Anne wiederzufinden und mit ihr sein Glück zu suchen. Oder sich für immer von ihr zu verabschieden und in eine neue Zukunft zu reisen. Wer weiß – womöglich nach Amerika.

MARLBOROUGH, 1833

    29.
    Leise quäkte es. Die kleine Charlotte hatte die komplette Überfahrt von der Nord- auf die Südinsel verschlafen – und erst jetzt, als die Isabella endlich in die ruhigeren Gewässer der Marlborough Sounds einfuhr, wurde sie wach. Anne lächelte ihr zu. »Na, ist es jetzt nicht mehr wild genug für dich?«
    Die Überfahrt war unruhig gewesen, die Meeresstraße zwischen den Inseln war zu Recht berüchtigt. Anne und David hatten wirklich alle Hände voll zu tun gehabt, um wohlbehalten auf der anderen Seite anzukommen. Nach den ersten Erfahrungen mit einer kompletten Crew auf einem Schiff hatte David sich entschieden, nur mit zwei Matrosen die Überfahrt mit der Isabella zu wagen.
    »Lieber ein paar Hände zu wenig als die falschen Hände an Bord«, hatte er geknurrt, und Anne konnte ihn verstehen. Ihr stand auch nicht der Sinn nach einem zweiten Abenteuer irgendwo im Busch von Neuseeland.
    Jetzt lagen die Gefahren allerdings hinter ihnen. Sie fuhren durch einen schmalen Meeresarm, der sich langsam ins Innere des Landes schlängelte. An der Seite erhoben sich

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