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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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plötzlich ganz einfach gewesen.
    Und jetzt konnte er sie täglich sehen. Wie sie sich um das kleine Haus kümmerte, ihnen täglich etwas zu essen bereitete und ganz nebenher auch noch warme Kleider nähte. Alles Fähigkeiten, die sie als verwöhnte Tochter eines Pferdezüchters sicher nicht gelernt hatte. Er würde nur den Winter hier verbringen und dann im Frühjahr wieder aufbrechen und Anne für immer in Ruhe lassen. Das versprach er sich selbst. Er hob seine Axt und schlug die Klinge in den Baumstamm – so, als wäre sein Entschluss damit endgültig besiegelt.
    Anne drückte ihre Tochter fest an sich. Die Kleine zappelte und versuchte sich aus dem Griff ihrer Mutter zu befreien. Irgendwann musste Anne nachgeben und setzte sie wieder auf den Boden. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte und durfte einfach nicht mehr über Gregory nachdenken. Und doch … sie konnte sein Gesicht nicht vergessen. Den Ausdruck, mit dem er sie gerade eben angesehen hatte, so voller Liebe und Verständnis. Und so unendlich traurig.
    Die nächsten Tage lebten sie dicht beieinander und wechselten trotzdem kein Wort. Anne kümmerte sich um den neuen Hühnerstall, sammelte Futter und bemühte sich darum, auch ein paar Vorräte für den Winter anzulegen, der sich mit jedem Tag mächtiger ankündigte. Sie hatte nur wenig Ahnung, wie man Früchte oder Gemüse haltbar machen konnte – aber sie probierte immer wieder etwas Neues aus. Trocknen in der Sonne, Dörren am Herd, Einlegen in dem Sirup, den sie aus den Wurzeln eines palmenartigen Baumes gewonnen hatte – ein Baum, aus dessen Blättern sie auch Seile herstellte, wie sie es bei den Maori gelernt hatte. Aber ihren inneren Frieden, den sie noch vor Gregorys Ankunft so sehr genossen hatte – den konnte sie nicht mehr finden.
    David sah seine Frau immer wieder besorgt von der Seite an. Warum nur zog sie sich so sehr in sich zurück? Fast war sie wieder so unnahbar wie die Frau, die er einst in Kororareka kennengelernt hatte.
    Das Wetter wurde rauer, der Wind wehte beständig und drehte hin und wieder so, dass er direkt aus dem Süden kam. Dann kam es ihnen so vor, als ob sie unmittelbar im Eishauch der Antarktis stehen würden – und jeder zog sich die Jacke oder den wollenen Umhang fester um die Schultern.
    In einer kalten Nacht drängte David sich eng an seine Frau, die ihm den Rücken zukehrte. Vorsichtig streichelte er ihr unter den Decken über die Hüften, küsste ihre Schultern und ihren Hals. Sie reagierte nicht, rollte sich nur noch etwas mehr zusammen. David presste seine Lippen aufeinander. Er verlor seine Anne, und er wusste nicht einmal, warum. Was war nur passiert, dass sie plötzlich so abwesend und unnahbar war. Er durfte das nicht geschehen lassen – immerhin war sie seine angetraute Frau und sollte sich jederzeit ihm und seiner Liebe öffnen.
    »Was ist?«, wollte er wissen, im Ton unfreundlicher, als er es vorgehabt hatte.
    Anne schüttelte den Kopf. »Nichts. Es geht mir gut. Mir ist einfach nur kalt. Und mit unserem Arbeiter, der nur hinter einer dünnen Holzwand liegt, fühle ich mich nicht in der Stimmung für irgendetwas anderes als Schlaf.«
    »Ich werde ganz leise sein, er wird überhaupt nichts merken«, versprach David. Seine Hand auf ihrer Hüfte wurde drängender, rutschte zwischen ihre Beine, wo er sie weiterstreichelte.
    Mit einem unwilligen Stöhnen drehte Anne sich auf den Bauch. Seine Hand lag mit einem Mal nutzlos auf ihrem Rücken. »Nein. Er wird uns hören, und morgen müssen wir gemeinsam an einem Tisch sitzen. Das will ich nicht, da fühle ich mich so, als sei ich unbekleidet. Das ist so schlimm wie seinen Körper verkaufen.«
    »Dann müssen wir ihm jetzt schon ein Haus bauen«, erklärte David kurz entschlossen. »Wenn dich seine Anwesenheit unter unserem Dach so sehr stört, dann muss er schnell ein eigenes Zuhause haben und nicht erst im Frühjahr.«
    »Trotz der Stürme und der kalten Winde?«
    »Sicher – wir arbeiten einfach nur an den schönen Tagen. Wenn du dann wieder zufriedener wirst …« Er drückte sie fest an sich und schlief mit Anne in den Armen schnell ein. Was er dabei nicht bemerkte: Sie lag noch lange mit offenen Augen in der Dunkelheit. War sich nicht sicher, wie sie weiterleben sollte, wenn sie jeden Tag Gregory vor sich sah – und auch nicht, wie sie jetzt noch ihrem Mann gestehen sollte, dass der Arbeiter, den er mitgebracht hatte, einst ihre große Liebe gewesen war.
    Irgendwann verrieten ihr seine Atemzüge, dass

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