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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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der anderen Mädchen? Alle beneiden mich um dich!«
    Sie deutete verstohlen auf drei Mädchen, die unbeachtet an einem Tisch saßen und immer wieder ihre Köpfe zusammensteckten, um zu tuscheln. »Hast du eine Ahnung, wer die sind?«
    Gregory nickte und seufzte dabei mit gespielter Dramatik. »Die Marcheston-Schwestern. Geld wie Heu und hässlich wie die Nacht. Ihre Mutter hat schon bei meiner Mutter vorfühlen lassen, ob wir vielleicht an einer Verbindung interessiert wären. Ich habe meiner Mutter sofort erklärt, dass ich nicht ständig an das Geld denken möchte, bloß weil ich mir damit den Anblick meiner Braut versüßen muss. Hast du gesehen, dass sie alle drei Zähne wie Kaninchen haben? Dazu diese dünnen Haare und das fliehende Kinn. Ich habe mich sogar einmal mit ihnen unterhalten – sie sind tatsächlich nicht sehr viel klüger als unsere Vollblüter.« Er wollte schon weiterlästern, aber Anne verschloss ihm die Lippen mit einem Kuss.
    »Du sollst doch nicht böse über andere Menschen reden, das bringt Pech!« Heimlich jubelte sie aber über ihr Glück. Ihr Gregory wollte von keiner anderen Frau etwas wissen, egal, wie reich sie auch sein mochte.
    Am nächsten Nachmittag stand sie neben ihren Eltern und ließ ihren Blick über die Rennstrecke schweifen. Während ihr Vater vor Nervosität auf der Unterlippe kaute, freute sie sich über den Anblick der nervösen Vollblüter, die vor der Bühne paradierten. Die zierliche Fuchsstute der Courtenays tänzelte so leichtfüßig über das Gras, dass sie wie eine Ballerina wirkte. Neben ihr sahen die anderen Pferde schwerfällig aus, fand Anne. Mit den Augen suchte sie auch nach Gregory. Er stand nur wenige Stufen von ihr entfernt. Als er ihren Blick bemerkte, schenkte er ihr ein kleines Lächeln, bevor er sich wieder seinem Vater zuwandte. Sie schienen ein ernstes Gespräch zu führen.
    »Hoffentlich geht alles gut«, murmelte Annes Mutter plötzlich. Ihre Stimme klang bedrückt.
    »Was soll denn nicht gut gehen?«, lächelte Anne. »Du benimmst dich ja gerade so, als ob du nicht schon Hunderte von Renntagen erlebt hättest. Unsere Stute wird ihr Bestes geben, das wirst du schon sehen.«
    »Ja, aber diesmal ist es wirklich wichtig.« Elizabeth Courtenay wollte offensichtlich eine längere Erklärung abgeben. Doch dann schüttelte sie nur den Kopf. »Allmählich brauchen wir ein bisschen Glück«, sagte sie nur.
    Anne sah ihre Mutter verwundert an. Sie neigte nicht wirklich zum Schwarzsehen. Aber heute schien sie besorgter, als es ein einziges Pferderennen eigentlich rechtfertigen konnte. Noch bevor sie nachfragen konnte, erreichten die Pferde die Startlinie und stellten sich auf.
    Sekunden später ertönte ein Schuss, und der Lärm auf der Tribüne schwoll an. »Sie sind unterwegs!«
    Anne reckte ihren Hals, um das Rennen genau verfolgen zu können. Die kleine Fuchsstute hatte einen guten Start erwischt und lief an zweiter Stelle die Gegengerade herunter. Der Jockey saß völlig still und musste sie offensichtlich nicht erst dazu auffordern, ihr Bestes zu geben. Anne legte ihre Hand auf die ihrer Mutter. »Siehst du? Was soll denn schiefgehen.«
    Fast unwirsch schüttelte Elizabeth die Hand ihrer Tochter ab und hielt sie sich über die Augen, um das Rennen besser sehen zu können. »Das solltest du nicht sagen, bevor unser Pferd nicht wieder sicher in seinem Stall steht. Auf der Rennbahn kann so viel passieren.«
    Etwas überrascht musterte Anne ihre Mutter. Was war nur passiert, dass diese lebenslustige Frau so plötzlich mit dem Schlimmsten rechnete? In dieser Sekunde ging ein Aufschrei durch die Zuschauer. Zum Eingang in den Bogen hatte sich das Courtenay-Pferd neben den führenden Hengst gesetzt und wollte zu einem Überholmanöver ansetzen. Der Jockey des Braunen hob seine Peitsche und forderte seinen Hengst zu mehr Tempo auf – und er gehorchte. Gleichzeitig zog der Jockey ihn ein wenig von der Innenbahn nach außen – die Fuchsstute musste ausweichen und fand sich plötzlich auf einer Außenspur der Rennbahn wieder. In dem weiten Bogen musste sie einige Galoppsprünge mehr machen, um mit dem Braunen mithalten zu können. Aber sie zögerte keine Sekunde und nahm die Herausforderung an. Kopf an Kopf rasten die beiden Vollblüter durch den Bogen und erreichten die Zielgerade nebeneinander. Sie liefen jetzt in einem Rhythmus und wirkten fast wie ein durchgehendes Gespann. Anne lehnte sich vor, um ja keine Sekunde zu verpassen. »Jetzt lauf!«, rief sie,

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