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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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und hob eine Augenbraue. »Oder zweifelst du selber daran, dass du mir meine Sovereigns zurückzahlen kannst? Dann sollte ich über mein Angebot noch einmal nachdenken.«
    Mit einer einzigen schnellen Handbewegung setzte Courtenay seinen Namen unter die kurze Vereinbarung und schüttelte alle Sorgen ab. Es würde ihm schon gelingen, noch ein paar Pferde zu verkaufen und seine Pferde ein bisschen häufiger zu einem Rennen zu schicken als bisher. Wenn man in diesem Geschäft nicht auf sein Glück vertraute, dann war man schnell der Verlierer. Das Glück war mit den Mutigen, und seine Pechsträhne konnte nicht ewig dauern – da musste er einfach drauf vertrauen.
    Er lachte seinen Freund mit gespielter Unbekümmertheit an. »Natürlich bekommst du dein Geld zurück! Wo denkst du denn hin? Wenn ich an meinen Pferden zweifeln würde, dann sollte ich sofort den Metzger anrufen, oder etwa nicht?«
    »Gut. Dann trink noch einen Whisky mit mir, bevor ich dir das Geld gebe!« Mallory griff nach einer Kristallflasche und schenkte Courtenay ein. Nicht wenig später tranken sie bei einer Zigarre noch ein weiteres Glas und dann noch ein drittes. Es war bereits später Nachmittag, als Mallory endlich hinter den Schreibtisch trat und eine Schublade aufzog. Zu Courtenays großem Erstaunen hatte Mallory tatsächlich die komplette Summe vorrätig. »Habe erst vor ein paar Tagen eine gute Stute verkauft«, erklärte er leichthin.
    Courtenay konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Irgendetwas an dieser Geschichte stimmte nicht. Bloß hielt ihn der Whisky davon ab, sich das bis zum Schluss durchzudenken. Seine Gedanken entglitten ihm immer wieder wie junge Pferde auf einer großen Koppel. Er gab auf, zählte stattdessen die Sovereigns ab – und stutzte. »Das sind nur 1400. Oder habe ich mich verzählt?«
    Mallory schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Die restlichen 100 sind Zinsen. Auch ich muss schließlich sehen, dass es sich lohnt, einem Konkurrenten meiner Zucht unter die Arme zu greifen … Selbst wenn es ein guter Freund von mir ist.« Dazu lachte er so laut, als sei ihm ein besonders guter Witz gelungen.
    Courtenay verzog höflich die Lippen zu einer Art Grinsen. Mallory wusste, wann er im Vorteil war, das war in diesem Augenblick mehr als klar. Er legte die 1400 Sovereigns sorgfältig in seinen Geldbeutel, den er oben gründlich verschnürte. Damit konnte er morgen schon das Futter für seine Pferde sichern. Und das war in seinen Augen erst einmal alles, was zählte.
    Während er seinen Hengst in Richtung der heimatlichen Stallungen lenkte, nahm er sich vor, weder seiner Frau noch seiner Tochter von dieser Leihgabe zu erzählen. Frauen fehlte der Überblick über geschäftliche Dinge, und sie machten sich viel zu viele Sorgen. Besser, sie konnten ihr unbeschwertes Leben weiterführen. Wie er Anne allerdings die Verschiebung der Hochzeit erklären sollte, musste er sich gründlich überlegen. Die Kleine war immer misstrauisch, und sie konnte es einfach nicht erwarten, ihrem Gregory das Jawort zu geben. William Courtenay schüttelte mitleidig den Kopf. Anne würde noch früh genug erfahren, dass die Ehe alles andere als ein Zuckerschlecken war.
    Ihm entgingen in den nächsten Tagen nicht die fragenden Blicke seiner Frau, als plötzlich die Fuhrwerke mit den Heuballen und dem Hafer auf den Hof rollten. Ein prüfender Rundgang durch die Stallungen zeigte ihr, dass er kein einziges Pferd verkauft hatte, was seinen plötzlichen Reichtum erklären könnte. Aber Elizabeth wäre nicht seine wunderbare Ehefrau, wenn sie ernsthaft nachgefragt hätte. Sie beließ es bei einem schlichten »Möchtest du mir nicht etwas sagen, Liebling?«, als sie sich für das Bett fertig machten.
    Er gab ihr einen Kuss und schwieg. Nein, er wollte keine Erklärung abgeben. Stattdessen erklärte er am nächsten Tag beim Frühstück, dass er und George Mallory nach eingehender Beratung übereingekommen seien, die anstehende Hochzeit um ein weiteres Jahr zu verschieben. Als Anne anfing zu schimpfen und zu weinen, hob er die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
    »Egal, wie sehr du jetzt jammerst und schimpfst, das ist beschlossene Sache. Trag sie wie die Lady, die du so gerne sein würdest. Im Moment sind wir der Meinung, dass du noch zu kindlich für die große Verantwortung bist.«
    Anne senkte den Kopf und biss sich auf die Lippen. Sie kannte den Moment, an dem Widerspruch zwecklos war. Aber sie nahm sich vor, so schnell wie möglich

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