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Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition)

Titel: Im Land des Silberfarns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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mit Gregory zu reden. Es konnte doch nicht sein, dass er hinter dieser Verschiebung steckte! Ob er wohl so litt wie sie? Oder freute er sich gar klammheimlich über ein weiteres Jahr mit der gewonnenen Freiheit?
    Noch am selben Vormittag zog sie sich ihr dickes, wattiertes Reitkleid an, sattelte Shadow und ließ die graue Stute einen flotten Galopp in Richtung des Anwesens der Mallorys machen. Unter anderen Umständen hätte Anne diesen Ausritt über die glitzernden Felder genossen – doch heute wollte sie nur möglichst schnell mit Gregory sprechen. Sie zügelte Shadow erst, als sie das kunstvoll geschmiedete Hoftor der Mallorys erreicht hatte. Vor der Eingangstür ließ sie sich aus dem Sattel gleiten und wies einen herbeigeeilten Stallknecht an, Shadow im Schritt zu führen, bis sie wieder nach Hause reiten würde. Dann rannte sie die wenigen Stufen zur Eingangstür nach oben und ließ den Türklopfer aus Messing auf das alte Eichenholz knallen.
    Es dauerte nur Sekunden, bis ein Zimmermädchen öffnete, Anne erkannte und mit einem breiten Lächeln begrüßte. »Mistress Courtenay, schön, Euch zu sehen. Was führt Euch denn heute Morgen hierher? Ich erinnere mich nicht, dass Master Gregory von einem Besuch gesprochen hätte …?« Sie sah etwas nervös über ihre Schulter in das Innere des Hauses.
    »Kann er auch gar nicht. Ich habe mich ungeplant entschlossen, mir einen kleinen Ausritt über die Felder zu genehmigen – und wollte dann gleich die Gelegenheit nutzen, um Gregory zu sehen. Könntest du ihm bitte meine Ankunft melden?«
    Das Mädchen machte einen Knicks. »Ich werde Eure Ankunft melden. Einen Augenblick bitte!«
    Anne blieb allein an der Eingangstür zurück. Merkwürdigerweise hatte das Mädchen sie nicht hereingebeten. Sicher eine Nachlässigkeit. Wenn sie erst einmal die Herrin auf diesem Anwesen war, dann wollte sie dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr vorkam. Bei dieser Kälte sollte einfach jeder Gast wenigstens in der Eingangshalle warten dürfen.
    Sie schlug ihre Hände zusammen, um sie etwas aufzuwärmen. Es war wirklich ein erstaunlich harter Winter für diese Gegend. Dorset lag im Süden Englands, das nahe gelegene Meer sorgte hier normalerweise für gleichbleibende Temperaturen. In diesem Jahr hatte dieser Golfstrom offensichtlich beschlossen zu streiken. Anne stampfte noch einmal mit den Füßen auf. Wenn sie wieder nach Hause kam, dann wollte sie sich umgehend vor dem großen Kamin mit einer ordentlichen Portion heißer Schokolade aufwärmen.
    Während sie diesem tröstlichen Gedanken nachhing, öffnete sich die Eingangstür erneut, das Mädchen tauchte mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck wieder auf. »Ich soll Euch ausrichten, dass Master Gregory keine Zeit hat. Er ist gerade im Gespräch mit seinem Vater, das kann er nicht unterbrechen.«
    »Das verstehe ich natürlich«, versicherte Anne schnell. »Wie sieht es denn mit morgen aus? Hat Master Gregory dann etwas mehr Zeit?« Sie lächelte das Dienstmädchen freundlich an.
    Die blieb ernst. »Nein. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat er bis auf Weiteres keine Zeit. Es tut mir leid.«
    Damit klappte die Tür wieder zu, und Anne stand allein auf der vereisten Treppe. Um ein Haar hätte sie noch einmal den Türklopfer betätigt. Das musste ein Versehen sein! Sie war schließlich die Verlobte von Gregory Mallory – er konnte sie doch nicht einfach in der Kälte stehen lassen. Doch dann ließ sie ihre schon erhobene Hand wieder fallen. Sie musste der Realität ins Auge sehen. Die Hochzeit war verschoben, und Gregory wollte sie nicht mehr sehen. Sie hatte zwar keine Ahnung, was da passiert war – aber es sah für sie mit einem Mal nicht mehr nach einer großen Traumhochzeit aus. Zornig drehte sie sich um, stapfte die Treppen nach unten und riss dem Stallburschen Shadows Zügel aus den Händen. Mit einer schnellen Bewegung schwang sie sich in den Sattel, drückte ihre Fersen in die Weichen der Stute und sprengte im Galopp vom Hof. Vor Empörung standen ihr die Tränen in den Augen. Er war also nicht einmal Manns genug, ihr ins Gesicht zu sehen und ihr zu sagen, dass seine Liebe erloschen war? Wahrscheinlich hatte er schon längst ein anderes Mädchen, dem er jetzt seine Gefühle gestand und die er an seine männliche Brust drücken konnte. Sie, Anne Courtenay, war wohl nicht mehr gut genug. In der eisigen Luft froren die Tränen auf ihren Wangen, und es schmerzte, als würde sie mit kleinen Nadeln

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