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Im Land des weiten Himmels

Im Land des weiten Himmels

Titel: Im Land des weiten Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Wolfe
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so stolz, als hätte er die Maschine selbst entwickelt. »Du bist wahrscheinlich die erste Frau, die mit einer Trimotor fliegen darf. Abgesehen von den Damen, die beim Jungfernflug dabei waren.« Das »Damen« klang etwas abfällig aus seinem Mund. »Die Ladys der Ford-Familie, die Frau des Präsidenten, die Stewardess, die sie bedient hat.«
    Hannah hörte gar nicht hin, starrte immer noch auf das silberne Monstrum, das nicht den Eindruck machte, als könnte es sich jemals in die Luft erheben. Das hier war nicht gerade die große Überraschung, die sie sich erhofft hatte. Eher etwas, das Frank sich gewünscht hatte. Wie konnte er nur denken, dass ihr so etwas gefiel?
    »Sieht sie nicht wundervoll aus?« Frank strahlte immer noch.
    »Ich weiß nicht. Sie ist so … groß.«
    »Dann pass mal auf, was dich drinnen erwartet!«
    Sie ließ sich von Frank in die Maschine helfen und blickte staunend in den Passagierraum. Er war wie ein Wohnzimmer eingerichtet, mit vier gepolsterten Sesseln im vorderen Bereich und einer gemütlichen Couch und einem eingebauten Schrank im Heck. Die Wände über den rechteckigen Fenstern waren mit kunstvoll bemalten Holzplatten vertäfelt, und über jedem Sitz brannte eine keilförmige Lampe. Die Abteile im 20 th Century Express waren auch nicht luxuriöser eingerichtet gewesen. Auf einem kleinen Tisch vor der Couch standen eine Flasche Champagner und ein Teller mit Sandwiches.
    »Eine Sonderanfertigung für die Oberen Zehntausend.« Der Pilot, ein kräftiger Mann mit breiten Schultern, der irgendwie militärisch wirkte und tatsächlich im Krieg gedient hatte, wie sie später erfuhr, streckte seinen Kopf aus dem Cockpit. »Hank Pearce«, stellte er sich vor. »Ich fliege die Mühle. Ronny ist mein Co-Pilot. Die Stewardess mussten wir leider zu Hause lassen. Machen Sie sich’s bequem.« Er winkte Frank zu, wirkte ein bisschen verlegen dabei. »Hallo, Frank. Ich hab alles besorgt, was du wolltest. Ich denke, jetzt sind wir quitt.«
    »Das wären wir schon vorher gewesen«, erwiderte Frank, ohne sein Grinsen zu verlieren. »Aber für den Sprit, den diese Kiste frisst, hab ich nicht genug Geld. Meine Ersparnisse haben gerade mal für den Schampus gereicht.«
    Der Pilot grinste zurück. »Die Sandwiches gehen auf Henry Ford.«
    »Wahnsinn!«, flüsterte Hannah, nun doch beeindruckt.
    »Gigantisch, nicht wahr?« Frank führte sie zu der Couch und nahm ihr die Felljacke ab. »Da sage noch einer, die Luftfahrt hätte keine Zukunft. In ein paar Jahren werden riesige Maschinen zwischen den Städten verkehren, da bin ich ganz sicher. Nicht alle so vornehm eingerichtet wie diese hier, aber schneller als alles, was sich auf der Erde bewegt.« Er warf die Jacke auf einen der Sessel und legte seine dazu. »Es kann losgehen, Hank!«, rief er nach vorn.
    Die drei Motoren heulten auf, die Maschine schien ungeduldig an den unsichtbaren Zügeln zu zerren, mit denen Pierce sie festhielt, dann zog er den Hebel zurück, und die Trimotor holperte unruhig über den Wiesenstreifen. Kurz vor den Bäumen am Ende hob sie vom Boden ab und stieg mit geballter Kraft den Wolken entgegen.
    »Das ist einfach … Wahnsinn!«, staunte Hannah.
    »Drei Motoren«, erklärte Frank, »zweihundert PS und eine Reichweite von über fünfhundertfünfzig Meilen bei neunzig Meilen pro Stunde. Daneben sehe ich mit meiner Jenny alt aus.«
    Für die technischen Daten der Maschine interessierte sich Hannah wenig, aber ihre Enttäuschung, drei Stunden geflogen zu sein, nur um wieder in ein Flugzeug zu steigen, war längst in ehrliche Bewunderung umgeschlagen. So luxuriös reisten sonst nur berühmte und wichtige Leute, und das Gefühl, eine der ersten Frauen, vielleicht sogar einer der ersten Passagiere zu sein, die in dieser Maschine flogen, tat ihrer Seele gut, auch wenn Frank vornehmlich an sich selbst gedacht hatte, als er auf die Idee mit dem Rundflug gekommen war. Wobei – bewies nicht der Champagner das Gegenteil? Sie blickte auf die Flasche mit dem französischen Etikett. »Haben wir denn etwas zu feiern, Frank?«
    »Später«, erwiderte er lächelnd, »wenn wir über den Bergen sind.«
    »Frank!« Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Kostbarer Champagner, ein romantischer Ort, jedenfalls nach seinen Maßstäben … Sie wagte den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Sie hatten sich doch erst ein paarmal getroffen und beim letzten Mal sogar heftig gestritten, da konnte er doch unmöglich … »Frank! Du willst mir doch hier

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