Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)
aber nichts anmerken. Zwei Tage später hieß es, alle wären froh und einverstanden, ich bekam die Rolle der Karin von Lomanski, Sekretärin von Iris Berben. Was für ein Glück! Gedreht wurden seit 1993 zwei Folgen im Jahr, eine im Frühjahr, eine im Herbst. 2012 ist die letzte Folge gedreht worden.
Ulrike Folkerts ermittelte als Kommissarin Lena Odenthal schon seit 1989 für den ARD -Tatort. Nun kamen mit Hannelore Hoger als Bella Block und Iris Berben als Rosa Roth für das ZDF zwei schlaue Frauen in der Ermittler-Rolle dazu, die bis dato Männern vorbehalten war. Das Publikum liebte diese Frauen sofort. Wenn auch mein Part nicht sehr groß war, so konnte ich doch im Revier zwischen Kaffeetöpfen, Akten, Telefonen und den so merkwürdigen Kriminalistenmännern mit Humor und guten Dialogen präsent agieren. Es ergaben sich tolle Spielmöglichkeiten, schnelle Reaktionen und Abenteuer, wenn meine Figur in die Geschichte des Falles einbezogen wurde, das hieß Aktionen auf den Straßen und Auto-Verfolgungsjagden, Erpressungen, Gespräche mit Rosa Roth in der Kantine.
Heute blicke ich zurück auf neunzehn Jahre mit Rosa Roth , das ist ein Drittel der Lebensarbeitszeit, da wächst was zusammen. Es gab Konfrontationen und Veränderungen, es gab Treue und Vertrautheiten wie in einer großen Familie. Über eine lange Zeitspanne habe ich Menschen beobachten können, in Drehpausen, in Drehphasen, beim Feiern, bei Texthängern, in privaten Notsituationen, Zerstreutheiten, in ihrer Souveränität und manche auch in ihrer Arroganz. Vieles erfährt man in den Drehpausen und bewahrt es; ich beobachte gerne die Gewerke, den Kameramann, die Beleuchter, die Techniker. Damals begann eine meiner Freundschaften fürs Leben: Zu Peter Ziesche, dem Kameramann. Er hatte schon Kindheit gefilmt, nun sechs Folgen von Rosa Roth und Krauses Fest.
Während der vielen Folgen, die in dieser Zeit gedreht worden sind, habe ich das Ambiente, den Anspruch, den kulturvollen Umgang miteinander als besonders angenehm empfunden. Man bewegte sich am Set leise, sprach fern aller Kumpanei wohltemperiert und respektvoll miteinander. Und das Catering schmeckte wie aus einer guten Küche. Was da für so viele Menschen in einem Anhänger an Essen gezaubert worden ist, verdient meine Hochachtung. Habe ich zu Hause zehn Gäste, ist in meiner Küche blankes Chaos.
Auch bei allen großen Szenen herrschten Ruhe und Rücksichtnahme, was sicherlich Iris Berben zu verdanken war, die das dem Team abforderte.
Die Besetzungen jeder einzelnen Folge waren großartig. Wunderbare, hochkarätige Schauspieler agierten: Christoph Walz, Andrea Jonasson, Ulrich Tukur, Sylvester Groth, Anna Thalbach und viele andere.
Und auch die Drehorte empfand ich als wirklich außergewöhnlich in all den Jahren. Wir drehten in abgewickelten Krankenhäusern, in noch funktionierenden Polizeipräsidien mit Knast, in abgewrackten Immobilien, auf Autobahnen, in Schwimmbädern, auf Schiffen und Landstraßen, nachts, im Morgengrauen.
Jede Folge hatte einen literarischen Spruch, der ein Leitfaden oder eine Inhaltsorientierung war.
Dispositionen beim Film, das sei hier erläutert, enthalten Beginn und voraussichtliches Ende der Dreharbeiten, wann man abgeholt wird, wann man in die Maske geht, die Folge der Bilder, die Wetterprognose. Alle Darsteller, Techniker und Gewerke sind aufgeführt.
In den Wohnwagen standen bei unserer Ankunft Blumen, am jeweils ersten Drehtag begrüßte uns der Produzent Oliver Berben, der achtzehn Jahre zuvor noch Setrunner gewesen war, ein aufmerksamer, wohlerzogener Mensch.
All das klingt nach Harmoniesucht, doch in einer solchen Atmosphäre lässt sich gut arbeiten. Ich empfand es als angenehme Abwechslung, nach anstrengenden Probenzeiten am Theater mit den mir so vertrauten Kollegen zu drehen, zumal ich erwartet und geschätzt wurde.
In dem Dreiteiler Der Tag wird kommen gab Mario Adorf den Erfinder einer gefährlichen Wunderwaffe, Jasmin Tabatabai seine Auftragskillerin. Wir drehten einen ganzen Tag lang in einem Keller. Karin von Lomanski, also ich, war entführt und gefesselt worden, wurde geschlagen und angebrüllt.
Das leise Sterben des Kolibri spielte in einer Gärtnerei unter Gehörlosen. Ein Coach hatte mir einige Grundbegriffe der Gebärdensprache beigebracht. Am Drehort war es so still wie sonst nie.
So manche Geschichte erschien mir psychisch kompliziert, ich musste das Drehbuch dreimal lesen, um zu wissen, wer was war und warum. In anderen Folgen
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