Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)
ich dachte an den Mauerbau vor vielen Jahren und dass ein Erlebnis wie dieses damals für mich in den Bereich des Außerirdischen gehört hatte.
Mein Kollege Thomas Thieme und ich schenkten Iris Berben einen Abend im Berliner Ensemble mit Liedern, Gedichten, Texten. Als Überraschung hatten wir dazu all ihre Freunde eingeladen, die in Istanbul dabei gewesen waren. Das war ein herrlicher Abend, und ich erlebte die Umkehrung, jetzt war Iris platt, gerührt und sprachlos.
Krause-Filme und krause Filmszenen
7, 9, 11, 13 – das sind die Zahlen, die ich im Lotto spielen würde. Wenn ich spielen würde. Es sind meine Glückszahlen. Zum Beweis: Bernd Böhlich hatte ein Drehbuch für Horst Krause geschrieben, Krauses Fest , und besetzte mich als Krauses Schwester Elsa. Das war 2007. Was für ein Glück! Denn 2009 folgte Krauses Kur , 2011 Krauses Braut , vielleicht folgt 2013 ein weiterer Krause -Film.
Ich habe mich auf diesen Dreh gefreut wie auf ein Klassentreffen und könnte mir vorstellen, dass viele wissen wollen, wie Hotti und Elsa den Gasthof ohne Meta schmeißen, die ja nun mit Rudi in Köln lebt, und ob Schlunzkes muntere Tochter den Laden ein bisschen aufmischt.
Das Fernsehpublikum jedenfalls hat diese Filmfamilie ins Herz geschlossen: Drei ältere Geschwister unter einem Dach lebend, einen Gasthof betreibend, beobachtet von der Mutter, die in gerahmtem Schwarz-Weiß an der Wand hängt.
Eine eigene Art von Heimatfilm ist das, ein solides Genre voller Alltagskomik und grotesker Situationen, die jeder versteht. Böhlichs Dialoge bieten Schnoddrigkeit und Schlagfertigkeit. Es geht um kleine und große Sorgen der Menschen auf dem flachen Land im Brandenburgischen, um ihre Existenzängste, Träume und Vorstellungen, um ihre Sehnsucht nach Liebe und der großen, weiten Welt. In die Lebenssituation des dicken Hotti und seiner Schwestern Meta und Elsa, für die es selten einen Grund gibt, ihr Dorf zu verlassen, können sich viele Menschen hineindenken und in ihr wiederfinden. Das macht diese Filme so beliebt und so liebenswert.
Manchmal sprechen mich Menschen auf der Straße mit Frau Krause an, erst stutze ich, aber dann freue ich mich. Zeigt es mir doch, dass etliche diese bodenständige, lakonische Elsa akzeptieren und mögen.
Mit einer Volksfigur wie Hotti Krause trifft man das Publikum ins Herz. Wer kennt nicht so einen Menschen, das einzige männliche Wesen in diesem Haushalt, ausgestattet mit der Macht eines Gastwirts ist, was er sagt, Gesetz, einfach, weil es schon immer Gesetz war. Das spielt er überzeugend und aus dem Bauch. Hinzu kommt die Schar illustrer Kollegen, die Bernd Böhlich engagiert hat, und die diese Arbeit so erfreulich macht.
Angelika Böttiger war auch in dem Kinofilm Kindheit meine Partnerin, nun ist sie meine Schwester Meta, die sich im hohen Alter von 58 Jahren verliebt, im dritten Teil den Taxifahrer Rudi (Thilo Prückner) ehelicht und mit ihm nach Köln zieht.
Umwerfend immer wieder Andreas Schmidt als Schlunzke, grandios Fritzi Haberlandt als Ärztin. Und dann diese beiden so Unterschiedlichen im Heu – eine wundervolle Szene! Angelika Waller, Steffi Kühnert, Gabriela Maria Schmeide, Dominique Horwitz schneien in die Geschichten hinein, sorgen für kleine und mittlere Katastrophen und sind in ihren Rollen unverwechselbar und doch irgendwie vertraut wie die eigenen Nachbarn.
Das Filmteam kennt sich, ein kleines, eingespieltes Ensemble, es gibt kaum Änderungen in der Maske und den Kostümen, auch die Technik ist immer die gleiche. Das bringt Sicherheit in die Arbeit. Böhlich ist gründlich, unerbittlich und dabei sehr komisch. Bierernst kann er eine Szene erklären, und ich spüre sofort, wo die Komik sitzt.
Auch wenn es nicht so aussieht, die Darstellung solcher Charaktere zwingt zu präziser Interpretation. Sogenannte kleine Leute darzustellen erfordert ein hohes Maß an Sensibilität und Uneitelkeit. Böhlich wollte keine Kunstfiguren, er wollte das Normale, das Einfache, und das ist, wie Brecht schon wusste, sehr schwer zu machen.
Ich liebe diese Figuren, besonders natürlich »meine« Elsa mit ihren tragischen und saukomischen Momenten. Mir bereitet es eine wahre Lust, mich zu verwandeln, zu verändern, auch zum Hässlichen. Die kleinen, grauen Löckchen, die praktische bunte Kittelschürze, das Ausgehkleid aus Perlon und aus der Mode, die klobigen Schuhe ... Aber fahre ich übers Land, sehe ich solche Frauen vor ihren Häusern auf der Bank sitzen. Die Hände im Schoß
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