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Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Titel: Im Leben gibt es keine Proben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Biermann
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ging es um totale Aktion oder aktuelle politische Probleme wie Korruption, Abschiebungen, undurchsichtige Geschäfte. Die Drehbücher waren sehr gut, oft ohne eine Lösung, aber das ist wie im richtigen Leben, denn die schmierigen Geschäfte dieser Welt bleiben auch meist unaufgeklärt.
    Die Drehbücher unterschiedlicher Autoren, die immer neuen Besetzungen einerseits und die Kontinuität der Hauptfiguren andererseits fand ich reizvoll. Oliver Berben vertraute der bewährten Produktion mit Carlo Rola als Regisseur, man arbeitete fast immer mit derselben TechnikCrew. So entstehen Kontakte, wachsen Sympathien. Natürlich gab es auch Konflikte, aber die gehören zu einer kreativen, guten Zusammenarbeit.
    Und wir feierten gemeinsame Feste. Bei keiner Filmproduktion erlebte ich solche Abschlussfeste wie die von Rosa Roth . Die Herren erschienen im Anzug, die Damen in edlen Fummeln. Auch die Weihnachtsfeiern waren unübertroffen und ausgestattet mit allem, was dazugehört: Weihnachtsmann, Glühwein, Pfefferkuchen und praktischen Geschenken: von einem Stuhl, über Pullover, bis hin zu Büchern, CDs, Duschgel, Handtüchern, Decken, T-Shirts. Da mag man denken, was soll der Kram, doch das Feiern brachte uns einander näher, wir empfanden das wie eine Belohnung unserer Arbeit.
    Die Anforderungen an eine Rolle führen, wenn es gut läuft, zu Fachsimpeleien unter den Kollegen; besonders wenn man selbst zweifelt, braucht man kreative Ratschläge. Ich weiß nicht mehr genau, welche komplizierte Situation beim Dreh Iris Berben und mich einander sehr nahebrachte, wahrscheinlich stießen weibliche Emotionen auf das Missverständnis der Männerwelt, was wiederum ein Einvernehmen bei uns Frauen bewirkte. Es gab eine kleine Solidarität zwischen uns gegen die Herbheit um uns herum, ein Blick, und es war Neugier aufeinander entstanden, die bald darauf das Du zuließ. Wir begannen, uns über ihre Filmprojekte und meine Theaterarbeit zu unterhalten, über ihre politischen Lesungen in Schulen, ihre Bindung zu Israel, über Lebensverluste und Erfolge. Wir achteten unsere Arbeit, wir schauten Filme an, diskutierten, sie besuchte meine Theatervorstellungen, ich ihre Lesungen, wir sahen die Leistungen des anderen, lobten, kritisierten uns, und so gedieh ein kleines Pflänzchen, eine wertvolle Freundschaft.
    Durch Moovie, die Produktionsgesellschaft ihres Sohnes Oliver und Carlo Rola, bekam ich auch Rollen in anderen Filmprojekten. Zum Beispiel in Afrika, mon amour , einem Dreiteiler aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, ebenfalls mit Iris Berben in der Hauptrolle und mit Robert Atzorn und Pierre Besson.
    Allein die Anreise war ein Filmstoff. Ich flog mitten im November in Jeans und Pullover nach Kenia. Als ich in Nairobi aus dem Flieger stieg, haute mich die Hitze fast um. Ein Auto brachte mich zu einem Acker, dort stand ein kleines Flugzeug mit einer Art Küchenleiter, auf der ich zu einem der fünf Sitze kletterte. Der Pilot, in blütenweißem Hemd und mit Sonnenbrille, sagte knapp: »Not smoking, belt, we go«, startete, rollte ein Stück über den Acker und ging in die Luft. Erst wollte ich mich von Überlebensplänen verabschieden, aber dann genoss ich den grandiosen Ausblick über eine weite braune Ebene mit einer Bergkette am Horizont. Wir landeten vor einem großen Wasser wieder auf einem Acker, ich stieg aus, und der Pilot entschwand wortlos in den Himmel. Ein großer, farbiger Mann sprach mich höflich an: »Miss Antoni?«, und als ich bejahte, ergriff er mein Gepäck, bestieg damit ein Boot und fuhr davon. Ich war sprachlos, was bei mir höchst selten vorkommt. Es erschien ein weiteres Boot am Ufer, der Mann im Boot gab mir zu verstehen einzusteigen. Ich zog die Schuhe aus, stieg mit meinen Jeans ins Wasser und in das Boot. Nun war ich nicht nur sprachlos, sondern auch nass. Das Boot schepperte mit gefühlter Überschallgeschwindigkeit über den Atlantik und setzte mich auf einer Insel ab.
    Das war der Drehort. Männlein und Weiblein trugen Wickelröcke. Ich wurde begrüßt, bewohnte ein Zimmer in einem afrikanischen Rundhaus, um das Bett hing ein Moskitonetz, auf dem Tisch standen Früchte, die von Zauberbäumen gepflückt zu sein schienen, denn ich hatte so etwas nie zuvor gesehen. Vor der Tür hatte sich ein Leibwächter aufgebaut.
    Am nächsten Morgen bevölkerten Hunderte schwarze Statisten das Set.
    Ich schwamm im Atlantik, aß abends gegrilltes, aromatisch gewürztes Huhn mit den Fingern und andere fremde Köstlichkeiten, ich

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