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Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Im Leben gibt es keine Proben (German Edition)

Titel: Im Leben gibt es keine Proben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Biermann
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fühlte mich wie im Schlaraffenland und war nur am Staunen.
    Ich liebe Herzlichkeit, Mut, politisches Engagement von Menschen, und all das verkörpert Iris Berben. Ich schätze ihren caritativen Einsatz für Kinder, Verfolgte und Benachteiligte. Es ist nicht selbstverständlich in diesen Zeiten, von seinem Geld etwas abzugeben, das ist Güte, das ist Nachdenken, das ist Verantwortung, und all das tut gut und ist gut. Iris hat mir oft von Israel erzählt, vor allem von der Klagemauer und von ihrer großen Sehnsucht danach, einmal mit solcher Inbrunst bitten und danken zu können, wie es die Menschen dort tun. Ein wundervoller Gedanke, den ich gut nachvollziehen kann.
    Iris Berben und ich haben einmal unabhängig voneinander einer Zeitschrift ein Interview gegeben, sie wusste nicht, was ich sage, ich nicht, was sie sagen würde. Ich habe aus meiner Bewunderung für sie kein Hehl gemacht. Und ihre Worte über mich zu lesen tat mir gut:
    »Wenn ich Carmen auf der Bühne sehe, macht sie mich oft atemlos. Es geht so viel Kraft von dieser kleinen Person aus – da empfinde ich eine echte Zärtlichkeit für sie. Beim Spielen ist sie für mich wie ein Kompass, von ihr kann ich lernen. Dabei geht sie mit ihrem Erfolg völlig uneitel um, anders als so viele aus der Branche; Menschen, die ihr das Wasser nicht reichen können, aber mit einer unsäglichen Arroganz auftreten ...«
    In der traurigsten Phase meines Lebens bat ich sie, einen Zettel in die Klagemauer in Jerusalem für meinen verstorbenen Mann zu versenken. Sie tat es, das war sehr tröstend. Und sie sagte dazu in jenem Interview: »Diese Bitte hat mich ungeheuerlich berührt. Das war sehr intim, voller Vertrauen. Ich heule jetzt noch, wenn ich daran denke. In diesem Moment habe ich mich in Carmen verliebt.«
    Dass Iris Berben sehr großzügig ist, durfte ich anlässlich ihres sechzigsten Geburtstages erfahren. Eines Tages kam ein Brief von ihr, sie lud mich ein, mit ihr und einigen ihr besonders nahestehenden Menschen ein paar Tage in Istanbul zu verbringen. Der Flug sei dann und dann, alles andere wäre eine Überraschung. Und: Abendgarderobe sei gefragt und Badezeug.
    Ich sammelte meine beste Garderobe zusammen, ließ mir ein Kleid nähen, denn ich liebe eher das Praktische. Ich bin ja täglich am dauernden Kleiderwechseln: morgens anziehen, zur Probe fahren, umziehen, wieder anziehen, nach Hause fahren, abends für die Vorstellung umziehen, danach wieder anziehen, zu Hause ausziehen, um ins Bett zu gehen. Ich bin manches Mal auf zwölf Umzüge pro Tag gekommen.
    Ich flog also nach Istanbul, schwieg, wie versprochen, über diese Einladung, indes sich die Welt den Kopf zerbrach, wo Frau Berben ihren runden Geburtstag verbringen würde und vor allem: mit wem?
    Auf dem Flughafen in Istanbul traf ich Hardy Krüger und einige andere Kollegen und dachte, aha, alles will dahin, wo auch ich hin will. Irrtum, mein Koffer wurde gekennzeichnet mit einer kleinen Metallschnur und entschwand im VIP -Bereich. Die Kollegen hingegen fuhren zu einem Dreh.
    Ein Bus brachte mich auf ein altes, historisches Boot, wo ich vertraute Gesichter und Freunde von Iris erkannte. Es gab einen Drink, Häppchen vom Feinsten, dann ging es ins Hotel – mit Panoramablick auf den Bosporus –, am Bett türkische Lederpantöffelchen in passender Größe, ich fühlte mich wie eine Prinzessin in einem orientalischen Märchen.
    Unten am Hafen erwarteten uns zwei junge Männer in Weiß, die aussahen wie aus einer Bacardi-Reklame. In einem schnittigen Motorboot brachten sie uns zum Geburtstagsdinner. Das fand statt auf einer Terrasse in atemberaubender Kulisse: vor uns der in der Nachmittagssonne glitzernde Bosporus, rechts von uns Palmen, links ein schönes, altes Hotel, hinter uns eine stufenförmige Anhöhe mit glucksenden Wasserbächlein. Die Tafel gedeckt für zwanzig Personen, aufmerksame Kellner – wie im Film. Iris stellte ihre Gäste vor, fand wundervolle Worte für jeden einzelnen.
    Ein Gang nach dem anderen wurde serviert, erlesene, viele mir bis dahin unbekannte Gerichte. Als die Sonne untergegangen war, zauberten die Kandelaber auf der Tafel ein eigenes Licht, ein Derwisch tanzte für Iris, Champagner begleitete unsere Gratulationen.
    Am nächsten Tag besichtigten wir die Blaue Moschee, ließen uns in einem Hamam verwöhnen, besuchten ein Fischrestaurant auf einem Hügel, von dem wir auf Istanbul sahen. Ich versuchte, die Farben, die Gerüche, den Wind zu behalten. Es war der 13. August, und

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