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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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schnell erwachsen wurde, weit herumkam und mich mit berühmten Leuten anfreundete. Ich hatte mehr als die meisten Mädchen mit achtzehn, neunzehn erlebt, und ich besaß all das, was ich mir früher nie hatte leisten können, doch allmählich dämmerte mir, dass es mich nicht für die Leere entschädigte, die mein Beruf und das entsprechende Umfeld mit sich brachten. Vielmehr schien es die Sache nur noch schlimmer zu machen.
    Ich war nicht allein, ich hatte immer Menschen um mich, doch innerlich fühlte ich mich immer noch so einsam wie als Kind; offenbar gelang es mir nicht, beides in Einklang zu bringen. Einerseits liebte ich den Lebensstil – ich habe gerne schöne Dinge um mich, und so genoss ich das ganze Drum und Dran und den Glamour und das angenehme Gefühl, dass man mich überall, wohin ich kam, erkannte. Als ich eines Tages mit einem Fototermin fertig war und mich, als ich in einen Club ging, neben Robert de Niro wiederfand, war das kein ungewöhnlicher Abend. Ich liebte es zu flirten und zu tanzen, aber ich trank kaum einmal Alkohol. Für Drogen hatte ich nie etwas übrig – zwei Mal probierte ich Kokain, fand jedoch nie Geschmack daran, und das war auch gut so, da es überall zu haben war. Wenn ich in den Achtzigern abends ausging, konnte ich mich wie ein Rockstar fühlen. Man konnte sich jeden Wunsch erfüllen; es war eine Zeit der Exzesse, und so standen bei jeder Cocktailparty neben Schüsseln mit Chips und Knabbereien auch überall welche mit Koks herum.
    Ich war mit meinem Aussehen zufrieden, und wenn ich nicht gerade arbeitete, fühlte ich mich frei und beschwingt: ich war der Vogel, der endlich flügge geworden war. Mein Tanzstil war wild, und ich war Dänin – das heißt, ich trug keinen BH – was jedoch nicht heißen sollte, dass ich leicht zu haben war. Viele Männer verstanden das falsch – sie glaubten, es sei eine Einladung zu mehr. Was es nicht war, was es nie war, auch wenn ich die Aufmerksamkeit genoss; ich genoss es, im Mittelpunkt zu stehen. In meiner Freizeit hatte ich einfach gerne Spaß. Mittlerweile hatte ich mich an die Komplimente zu meinem schönen Hintern und meinen tollen Titten gewöhnt – und sog die bewundernden Blicke auf.
    Ich war gut in meinem Job, ich war Profi, und die Agenten wussten, dass sie sich auf meine Zusagen verlassen konnten. Ich arbeitete selbst unter den widrigsten Bedingungen. Es genügte auch nicht, einfach nur einen schönen Körper zu haben: ich gab auf mich acht und konnte mich vor der Kamera verwandeln. Gesundheit, Kraft und Disziplin waren die Voraussetzungen, wenn man den Anforderungen des Modeling gewachsen sein wollte. Ich stand um fünf Uhr dreißig auf, war um sieben Uhr im Studio und arbeitete bis neun Uhr abends durch. Ich hätte nicht ständig auf Partys gehen und mich volllaufen lassen können, ohne meine Arbeit zu beeinträchtigen, und so sorgte ich stets dafür, dass ich Herr der Lage und immer gefragt war.
    Vieles ist inzwischen verblasst, doch ich erinnere mich noch gut an das Angebot, für Rolex zu modeln. An dem Morgen fühlte ich mich nicht besonders gut, doch der Agent zerstreute meine Zweifel mit der Auskunft, ich würde mit Helmut Newton arbeiten. Plötzlich fühlte ich mich schon viel besser! Die Chance, mit diesem legendären Mann und seiner wundervollen Frau June zu arbeiten, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Die meisten Modefotografen tun ihr Bestes mit der Beleuchtung und den Kleidern, damit du schön aussiehst, doch oft ist es recht schematisch. Helmut dagegen forderte Ausdruck und Gefühl. Er war direkt, eine starke Persönlichkeit mit einer Geradlinigkeit bei der Arbeit, der sich niemand entziehen konnte. Du wundertest dich selbst, wie du vor der Kamera deine Glieder in unmöglichen Winkeln verrenkst, doch es gelang ihm, jeder Aufnahme Leben einzuhauchen und ihr etwas Spielerisches zu verleihen.
    Genauso war es bei Herb Ritts. Beide waren auf eine erfrischende Weise kreativ und anspruchsvoll. Ihren Arrangements lag immer eine Art Geschichte zugrunde, die sie jedoch bei den Aufnahmen für sich behielten. Die Arbeit mit ihnen war anstrengender als mit gewöhnlichen Fotografen, aber auch unendlich inspirierend. Ihre Aufträge waren mir besonders willkommen, weil sie Seltenheitswert besaßen und mich über die mittelmäßigen Lückenfüller hinwegtrösteten, mit denen ich mich zwischendurch zufrieden geben musste. Ich langweilte mich schnell und ich merkte schon bald, dass Modeling, egal auf welchem Niveau,

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