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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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schnell zur Routine wird. Zur Abwechslung brauchte ich eine künstlerische Herausforderung.
    Ich war fast jeden Tag beschäftigt, doch die Tage waren austauschbar. Bis ich zum Set kam, hatte ich gebadet, die Beine rasiert, die Augenbrauen gezupft, die Nägel lackiert … alles perfekt. Ich begrüßte den Fotografen und begab mich in die Hände des Visagisten und Stylisten … dann die ersten Kleider vorgeführt, jeden Tag mit einigen derselben Gesten – eine halbe Stunde Mittagspause zwischendurch. Ich war ein hochbezahlter Kleiderständer, was natürlich mein Job war, aber ein wenig eintönig wird. Einige Models bleiben so lange im Job wie möglich, doch wenn ich sage, dass der Reiz für mich bald verblasste, heißt das keineswegs, dass ich mich für etwas Besseres hielt.
    Besonders konnten die Groupies auf die Nerven gehen. Die Mädchen hielten Ausschau nach gut aussehenden jungen Playboys mit teuren Klamotten, schnellen Autos und routiniertem Charme. Das war nichts für mich, so viel wusste ich instinktiv, viele meiner Freundinnen allerdings nicht – besonders die Amerikanerinnen. Wir besuchten exklusive Clubs, in denen man Unsummen hinblätterte, um auch nur einen Tisch zu reservieren. Die amerikanischen Mädchen saßen gesittet da und hüteten sich davor, aufreizend zu tanzen, doch am Ende zogen sie immer mit den jungen Männern ab. »Diese ganze aufgesetzte Schüchternheit«, sagte ich einmal zu einer meiner Freundinnen, als wieder ein Mädchen Arm in Arm mit einem Charmeur hinausmarschierte, »was soll eigentlich der ganze Quatsch?« Ich war in meiner Schulzeit so lange eine Außenseiterin gewesen, dass ich auf solche Gesellschaft verzichten konnte.
    Fast hätte man mit diesen Playboys auch ein wenig Mitleid haben können. Statt mich umzuhauen, fand ich sie eher ein wenig lächerlich, auch wenn sie im Grunde ganz nette Kerle waren. Abgesehen von denen, die darüber in die Jahre gekommen und mir ein bisschen unheimlich waren, fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft durchaus geschmeichelt. In Italien wurde ihre Spezies geradezu verehrt. Die Rolle des Playboys war dort ein ernsthafter Erwerbszweig, für einige von ihnen eine berufliche Laufbahn. Sie hatten untadelige Manieren, und ihre einzige Aufgabe bestand darin, den jungen Models zu Diensten zu sein; darum drehte sich praktisch ihr Leben. Dabei war weniger bekannt, dass die Model-Agenturen sie bezahlten – sogar die wohlhabenden Jungs. Sie sollten die Mädchen unterhalten, damit sie sich nicht einsam fühlten. Die Models arbeiteten entweder hart oder traten auf der Suche nach Engagements auf der Stelle. Dank der Jungs fanden sie ein wenig Zerstreuung, nahmen vielleicht ein wenig Koks und fanden sich damit ab, wenn es einmal nicht so lief. Wie konnte man einem gut aussehenden Kerl widerstehen, wenn man siebzehn und blauäugig war?
    Die Sache lief so: Die Agentur sagte den neuen Models, wo die besten Clubs waren, und dort wiederum schickten sie ihre jungen Männer in die exklusiven Nischen und spendierten obendrein Champagner. Nach zwei oder drei Jahren waren die meisten Mädchen verbraucht, und man hörte nie wieder von ihnen. Am anfälligsten waren die Mädchen, die nicht aus Italien stammten: Sie waren im Ausland, konnten die Sprache nicht, kamen vielleicht von einem anderen Kontinent und waren außerstande zu beurteilen, wem sie trauen durften und wem nicht. Über diese Seite der Branche stand nichts in den Leitartikeln der Modejournale. Meine täglichen Gespräche mit meinem Dad halfen mir dabei, solchen Manipulationen zu widerstehen. Er schärfte mir immer wieder ein, wie wichtig es sei, regelmäßig anzurufen, und ich erzählte ihm immer, wie es bei mir lief und welchen Problemen ich mich gegenübersah. Er war so praktisch veranlagt und hatte immer eine Lösung. Inzwischen war er in unserer Beziehung so locker, wie ich es mir früher in unserem strengen Haushalt nie hätte träumen lassen. Die großen Clubs hatten die ganze Nacht geöffnet, und manche Mädchen blieben bis zum Morgengrauen, doch ich gab mehr Geld dafür aus, regelmäßig nach Dänemark zurückzufliegen. Von Mailand aus brauchte ich nur anderthalb Stunden plus die kurze Autofahrt, und ich denke, dass mir diese Besuche viel Kummer ersparten.
    Auch mein Freund, den ich in Mailand fand, kurz nachdem ich dort hingezogen war, half mir, auf dem Teppich zu bleiben. Ich lernte Luca in einem Club kennen, in den ich häufig und gerne ging, weil es dort nicht von den Playboys wimmelte. Die DJs

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