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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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mir eine Epiduralanästhesie geben und vier Schnitte setzen, um mein Baby zu holen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich fast drei Tage lang alle dreißig Sekunden Wehen gehabt und war inzwischen vor Qual kaum noch bei Sinnen; ich hatte es fast aufgegeben. Mein Vater hatte von ihnen verlangt, dass sie etwas unternahmen, um das Kind zu holen. Es war ein seltsames Gefühl, als hätte ich mich irgendwie damit abgefunden, dass es für immer so weitergehen würde.
    Und dann hielt ich nach den schrecklichsten Tagen meines Lebens diesen gesunden, wunderbaren Jungen Julian in den Armen. Ihm fehlte nichts, und es war jede Minute wert gewesen. Ich hatte schreckliche Angst, Julian könnte ein Hirntrauma erlitten haben, doch es ging ihm gut, und er nuckelte mit zufriedenen, schmatzenden Lauten an meiner Brust.
    Vor der Geburt träumte ich, dass ich ein Mädchen bekommen würde – ich wünschte mir immer eins, doch ich sollte noch drei Jungen bekommen. Freundinnen mit kleinen Töchtern hatten mir ihre alten Babysachen geschenkt, und ich wollte sie Monique oder Isabella nennen. Jetzt betrachtete ich Julian und war von der größten Liebe überwältigt, die ich je empfunden hatte. Sie war etwas ganz Besonderes, ganz anders als die Liebe zu einem Mann, und ich musste weinen.
    Nur gut, dass ich in diesen glücklichen Momenten nicht wusste, dass die Schmerzen, sobald die Nähte gezogen wurden, wieder unerträglich würden. Diese Tage, in denen ich darauf wartete, dass alles verheilte, und mich zugleich um Julian kümmerte, waren eine Tortur. Ich liebte es, ihn an der Brust zu haben, und versuchte, ihn nicht zu stören, während ich große Schmerzen hatte, solange die Folgen der Geburt verheilten. Doch was ich für ihn empfand, war so tief und unerschöpflich, dass es alles wettmachte, und irgendwann konnte ich mich endlich mit Julian neben mir hinlegen und zusammen mit ihm einschlafen. Ich habe zu ihm von Anfang an eine starke Bindung empfunden, und selbst wenn wir nicht zusammen sind, lässt sie nicht nach. Ich kenne eine Menge Frauen, die Angst haben, ihr Baby im Schlaf zu erdrücken und es deswegen nicht zu sich ins Bett legen – ich glaube einfach, dass man als Mutter Reflexe hat, die das nicht zulassen.
    Dann bekam ich eine Infektion in der Brust, die das Stillen beeinträchtigte, doch wir überstanden sie beide, und es half, dass ich ein handgeschreinertes Bettchen von meiner Großmutter bekam. Sie war Jüdin und stammte ursprünglich aus Warschau. Meine Mutter nähte aus den antiken polnischen Gardinen, die sie in ihrem eigenen alten Haus hatte, Wäsche dazu, und das Bettchen wurde in Julians Nische in der Wohnung aufgestellt. Es sah alles so hübsch aus, und ich betrachtete ihn, wie er in die Geschichte und Erinnerungen meiner Familie gewickelt war. Er war schon ein wenig gewachsen und schenkte mir ein zufriedenes Lächeln. Ich hatte jetzt meinen eigenen Klan und es schien, als könnte uns nichts passieren.
    Und wenn nicht drei Monate nach seiner Geburt das Telefon geklingelt hätte, wäre es das wohl auch nicht. Im Frühling 1984 glaubte ich, mein Leben ginge in eine einzige, klare Richtung. Ich wollte nicht, dass sich die Dinge änderten, doch wenn sich dann doch etwas einschlich, folgte ich immer meinem Herzen.

KAPITEL ZEHN
RED SONJA
    E in schöner Sommertag in Kopenhagen und eine Stimme aus dem Leben, das ich in Italien hinter mir gelassen hatte. David von Elite Models in Mailand rief mich im Juli 1984 an. »Hey Gitte, wie geht’s, wie steht’s? Was macht Kasper? Und Julian? Hoffentlich alle wohlauf.« Die Artigkeiten machten mich ein wenig stutzig. Ich wollte nicht in diese Welt zurück, doch ich wusste, dass er nicht ohne Grund anrief. Hier in der Stadt ist ein Casting angesetzt, und die wollen Sie für die Hauptrolle in einem Hollywood-Film vorsprechen lassen. Hätten Sie Lust?«
    Das kam überhaupt nicht in Frage. Erstens war ich Model und keine Schauspielerin, und ich hatte inzwischen Familie. Das machte nichts, sagte er. »Deine Entscheidung, aber gib mir Bescheid, wenn du deine Meinung änderst.« Meine Eltern und Kasper waren beeindruckt, dass ich diesen Anruf bekommen hatte. Besonders Kasper vertraute meinem Talent. »Wieso nicht?«, fragte er wie immer gelassen. Sie hielten es für eine interessante Alternative zur Universität, und so dachte ich ernsthaft über die Möglichkeit nach. Schließlich gehörte nicht mehr dazu als ein Flug nach Mailand, und den Versuch war es wert. Binnen vierundzwanzig Stunden hatte

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