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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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fühlte mich in diesem Moment wie in einem Hollywood-Film und konnte es wirklich nicht fassen.
    Und so sagte ich das, was ich immer in besonderen Momenten in meinem Leben sagte. »Ich weiß nicht – ich bin keine Schauspielerin. Ich muss zuerst meinen Dad anrufen.« Unbeeindruckt drehte De Laurentiis das Telefon auf dem Schreibtisch zu mir um und schob es mir hin.
    »Hi Dad«, sagte ich und erklärte ihm, was mir gerade angeboten wurde.
    »Und? Was hast du vor?«
    »Keine Ahnung, Dad. Sie sagen, ich sei sehr gut.«
    »Wieso greifst du dann nicht zu?«
    Am Ende kamen wir überein, dass mein Dad sich den Papierkram für mich ansehen würde. Der Regisseur fügte hinzu, der männliche Hauptdarsteller sei Arnold Schwarzenegger, ein Name, der mir absolut nichts sagte: »Der Kerl mit den Muskeln.« Ich sagte, ich hätte immer noch keine Ahnung und hätte eigentlich für große Muskeln nicht viel übrig. Sie lachten über das hinterwäldlerische dänische Mädchen, und mir war die Situation ziemlich peinlich. Damals hatte Arnold bereits Terminator und Conan der Barbar gedreht, auch wenn er immer noch vor allem als der Bodybuilder-Superstar bekannt war – dass ich den Namen noch nie gehört hatte, war eigentlich unverzeihlich.
    Die Filmaufnahmen sollten Ende September in Rom und Umgebung beginnen und durch Stunt-Training in London vorbereitet werden. Dort musste ich reiten – was ich bereits gut konnte – und lernen, wie man auf dem Pferderücken kämpft. Ich machte meine Stunts selbst und übte, wie man richtig vom Pferd fällt. Zwei Monate lang wohnte ich in einem Apartment in London und trainierte auf der Armstrong Farm in der Nähe von London mit einem japanischen Kampf-Spezialisten. Nach und nach wurde ich Red Sonja. Ich gab bei dieser Rolle alles und war wie immer hundertprozentig bei der Arbeit.
    Es war mir nicht leicht gefallen, Julian zurückzulassen. Bevor ich nach London kam, hatte ich ihn abgestillt, was schwer genug gewesen war. Jetzt musste ich auch noch weggehen. Doch sobald das Training begann, kam er mit meiner Mum herüber, auch Kasper. Obwohl ich sehr eingespannt war, teilte er meine Freude über meine neue Rolle. Die Dreharbeiten waren auf sieben Monate veranschlagt, und mithilfe meiner Familie gelang es mir, mich währenddessen auch um mein Baby zu kümmern. Doch es wäre schön gewesen, hätte ich noch ein paar Monate ganz mit Julian verbringen können. Als hätte ich nicht ohnehin schon so viel zu lernen, musste ich mich auch an diese Situation anpassen. Die Abende verbrachte ich oft mit einem Sprachlehrer, der mir dabei half, einen starken dänischen Akzent in eine Aussprache zu verwandeln, die der Kriegerin Sonja würdig war.
    Die Stunt-Trainer waren sehr beeindruckt, wie viel ich bereits über Pferde wusste und wie schnell ich die physische Seite meiner Arbeit beherrschte, darunter die Choreographie der Kämpfe, insbesondere mit dem Schwert. Von da an führte ich jahrelang meine eigenen Stunts aus, als wäre ich eine echte Wikingerin geworden. Erst vier Monate davor hatte ich meinen Sohn geboren, und inzwischen war ich wieder stark und durchtrainiert. Ich machte mich daran, Sonjas Persönlichkeit zu erkunden und die Dialoge auswendig zu lernen. Es fiel mir nicht schwer, und ich verliebte mich in die Rolle. Sie besaß zwei Seiten – die furchterregende Superheldin, die man auf den ersten Blick vor Augen hat, und die liebenswürdige, intelligente, schöne Frau, die man erst mit der Zeit zu sehen bekommt.
    Fantasiefiguren stellen einen Schauspieler vor besondere Schwierigkeiten, vor allem wenn es darum geht, sie in einen historischen Rahmen einzubinden und aus dem Bereich des Cartoon zu lösen, doch je besser ich Sonja kennenlernte, desto mehr sah ich in ihr ein Spiegelbild einzelner Charakterzüge von mir selbst. Die Tatsache, dass ich ein Baby hatte, erleichterte es mir, mich mit ihr zu identifizieren und nachzuempfinden, wie sie zwischen Liebe und Macht eine Balance finden musste; wie sie das Private mit ihrer öffentlichen Rolle vereinbaren musste – genau darum schien es mir bei dieser Figur zu gehen.
    Vom Publikum wurde die rote Sonja als eiskalt und skrupellos wahrgenommen, was ich sehr bedauerte. Vermutlich lag das an meiner Größe und den eisigen skandinavischen Zügen, während ich selbst mich immer gern und liebevoll an diese Figur erinnere, auch wenn sie nur der Fantasie entsprang: Es war eine schöne Zeit. Ich war stolz auf das, was ich in jener Trainingsphase in London erreicht

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