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Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Im Leben wird dir nichts geschenkt.

Titel: Im Leben wird dir nichts geschenkt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Nielsen
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ersten Mal in Rocky gesehen hatte.
    Und obwohl ich beinahe Magenkrämpfe bekam und mich höchst unsicher fühlte, wusste ich doch, dass ich genau das hier wollte. Ich fand mich in die Zeit zurückversetzt, als ich von Marianne Diers in Kopenhagen angesprochen wurde, ob ich Model werden wolle. Ich glaube, man muss über sich hinauswachsen, wenn man seine Träume verwirklichen will, und ich drängte immer wieder mit Macht aus der Bequemlichkeit meines eingerichteten Lebens und war bereit, Risiken einzugehen. Wenn man nicht fähig ist, seine Wünsche laut und vernehmlich anzumelden und sie umzusetzen, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als einzuräumen, dass man seine Grenzen erreicht hat – eine harte, aber unumgängliche Tatsache. Ich habe so viele Freundinnen, die sich als Model oder Schauspielerin besser machen würden als ich, jedoch aus eben diesem Grunde nie die große Rolle bekommen haben oder mit der Gucci-Werbekampagne betraut wurden. Alle wollen zeigen, wer sie sind, aber die meisten von uns scheuen sich in der Regel, dies auch laut und vernehmlich kund zu tun.
    Diejenigen unter meinen Bekannten, die es ganz bis nach oben geschafft haben, verfügen nicht nur über Talent, sondern auch über die Fähigkeit, ihre Möglichkeiten positiv einzuschätzen und danach zu leben. Man mag das als eine Art Technik betrachten oder was auch immer. Entscheidend ist, dass es Außenstehende überzeugt – und es funktioniert tatsächlich. Nichts ist besser für aufstrebende Schauspieler oder Schriftsteller, als authentisch zu sein. Wenn man sich das nicht wirklich zutraut, dann schafft man nicht den hundertprozentigen Einsatz, der zum Durchbruch verhilft. Aus diesem Grunde bleiben so viele ihr Leben lang bei der Tätigkeit, die sie schon als Zwanzigjährige ausgeübt haben, und sie mögen damit zufrieden sein, doch das gilt nicht für jedermann. Tief in mir steckt sowohl die romantische Träumerin, die auf das eigene Können baut, als auch die Zweiflerin, die mir einflüstert, schön cool und auf dem Teppich zu bleiben und nichts zu versuchen, was schiefgehen könnte.
    Diese negative Stimme ist schwer zu überhören. Sie hat alle erdenklichen Ausflüchte parat: Es wird einen günstigeren Zeitpunkt und andere Umstände für das Vorhaben geben, das im Moment völlig unmöglich ist. Und so argumentiert man hin und her, bis sich scheinbar natürlich alles in Wohlgefallen auflöst und beim Alten bleibt. Im Grunde ist die Sache ganz einfach: Du tust es oder du tust es nicht, du lebst danach oder auch nicht. Kommst du mit dir zurecht oder nicht? Man mag diese widerstreitenden Energien, von denen wohl keiner frei ist, in sich erkennen. Ich hatte von jeher zwei Gittes in mir, die miteinander um die Vorherrschaft stritten, und später kam noch Brigitte dazu, ein oft recht anstrengendes Dreigespann!
    Die zweiflerische Seite hat immer das letzte Wort. Sie bestimmt oft unsere Lebensweise, wenn wir sie gewähren lassen. Wenn jemand zufrieden damit ist, wie er lebt, geht das in Ordnung. Auch wenn ich schließlich immer wieder den inneren Zwiespalt erfahren habe, stehe ich dazu, letztlich das in die Tat umgesetzt zu haben, was ich wollte. Ich ging nicht auf Nummer sicher und ließ mich nicht von lähmenden Zweifeln zurückhalten. Manche, die bei einem Wettlauf in den Startblöcken hocken, sehen nur die Hürden vor sich, in denen sie sich verfangen werden. Andere, die nicht auf Hindernisse fixiert sind, meistern das Rennen, indem sie darüber springen, als wären sie nicht vorhanden. Ohne diese Perspektive hätte ich nie jene Zeit der Geiselhaft in Paris überstanden, um dann weiter nach Mailand zu kommen – ich hielt einfach durch. Eine entsprechende Einstellung zum Leben macht einen letztlich weder zu einem besseren noch zu einem schlechteren Menschen, sie bestimmt nur, wie man Dinge angeht.
    Im Verlauf des Lebens kommt immer wieder die Chance, eine andere Richtung einzuschlagen, und was immer man vorhat, es dient letztlich dem eigenen Besten. Manchmal trifft das nicht zu, doch wenn man zu den Menschen gehört, die nach vorne schauen, bleibt man zumindest nicht stecken, was auch immer geschieht. Hätte ich mich allein von dem Sicherheitsbedürfnis meiner Familie leiten lassen, hätte ich Kasper nie verlassen, aber irgendetwas anderes zog mich, und ich musste mir selbst unbedingt treu bleiben. Ich hatte nicht den geringsten Schimmer, was die Einladung zum Casting für Red Sonja bringen würde, und als ich Sylvester Stallone schrieb,

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