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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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eingeführt zu werden.«
    Len Steele rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. Er war es nicht gewöhnt, Aborigines zuzuhören, wenn sie über etwas anderes sprachen als über Rinder und ihre Tätigkeiten auf der Station. Dawn verschränkte die Arme.
    »Es ist Teil des Versöhnungsprozesses zwischen unseren beiden Völkern«, nahm Jennifer den Faden auf. »Ardjani, einer unserer Ältesten, hat das Gefühl, je mehr Australier kämen, zuhörten und unser Wissen und Denken mit uns teilten, sähen, was wir zu geben haben, desto leichter wäre das Zusammenleben für uns alle. Sie sind unsere Nachbarn, aber wir reden nicht genug miteinander. Wir sollten einander helfen, wenn es nötig ist. Ich bin Krankenschwester. Wenn Sie krank werden, sollten Sie mich rufen.«
    Dawn Steele spielte mit ihren Händen und sagte nichts.
    Mick wechselte das Thema. »Dawn, ich darf Sie doch Dawn nennen? Gibt es einen bestimmten Grund, warum Sie und Ihr Mann nicht möchten, dass die Barradja ihre Freunde hierherbringen?«
    »Sehen Sie, wir haben nichts gegen diese Leute …«, begann Dawn.
    »Die Barradja«, fiel ihr Beth spitz ins Wort, und der Richter warf ihr einen Blick zu, der ihr bedeutete, sich rauszuhalten.
    »Wir haben nichts dagegen, wenn die Ältesten kommen und tun, was immer sie zu tun haben, ihre Zeremonien abhalten und wieder gehen. Wir möchten nur nicht, dass jeder zu jeder Zeit über unser Land spazieren kann …«
    »Und wir möchten nicht, dass sie denken, sie könnten Touristenbusse auf unser Land lotsen«, unterbrach Len sie.
    Jennifer zuckte zusammen, doch sie sagte nichts.
    »Wir möchten einfach nicht, dass irgendwelche Besucher ohne unser Einverständnis über unseren Besitz streifen«, sagte Len. »Als wir hergekommen sind, haben wir klipp und klar gesagt: Das ist unser Pachtland, wir sind dafür zuständig, und wir dulden kein unbefugtes Eindringen.«
    »Aber Sie sind damit einverstanden, dass die Ältesten ihr traditionelles Stammesgebiet betreten und ihre heiligen Stätten zu zeremoniellen Zwecken aufsuchen dürfen.« Ohne innezuhalten, fuhr Susan fort: »Da wir nun einmal da sind und wir einzig und allein gekommen sind, um diese Kultur zu erleben, würden Sie uns erlauben, die Ältesten als ihre Gäste zu begleiten? Wir sind keine zahlenden Touristen, und es handelt sich nicht um eine offizielle Tour.«
    »Es ist nicht unser Problem, dass Sie irregeführt wurden«, entgegnete Dawn.
    »Wir sind nicht hier, um Drohungen juristischer oder sonst welcher Art auszustoßen, sondern wir bitten Sie beide um Erlaubnis, die Barradja in ihr Stammesland begleiten zu dürfen«, sagte Alistair.
    »Was wollen Sie den Weißen denn zeigen?«, wandte sich Len mit ruhiger Stimme an Jennifer.
    Während der nächsten Minuten erklärte Jennifer die Bedeutung, die das Land ihrer Ahnen für sie hatte, wie die Obhut und Verantwortung dafür von ihrem Urgroßvater auf ihren Großvater und schließlich auf ihre Mutter übertragen worden war, die sich um den Ort kümmern musste, an dem die Geister ihrer Familie weilten. »Meine Mutter und andere in ihrer Situation werden langsam alt. Wenn sie sterben, ohne ihre Aufgaben erfüllt zu haben, wird man sie bestrafen. Es macht mich sehr traurig, dass meine Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr hier gewesen ist. Sie muss die alte Kultur aufrechterhalten.«
    Die Schlichtheit und Leidenschaft, mit der sie ihre Worte vortrug, berührten die Zuhörer. Dawn blickte die junge Frau an. »Sie sprechen sehr gut. Wo sind Sie noch gleich zur Schule gegangen?«
    »Ich habe das Bachelor College im Süden von Darwin besucht, wo ich meinen jetzigen Ehemann Jimmy kennengelernt habe. Wir sind hierher zurückgekehrt, um mit meinem Volk zu arbeiten und von den Ältesten das alte Wissen vermittelt zu bekommen. Jimmy ist Automechaniker, ich bin examinierte Krankenschwester und möchte nun die Medizin und Heilmethoden der Barradja kennenlernen.«
    Das Eis war gebrochen. Dawn stand auf und blickte ihren Mann an. »Vielleicht sollte ich den Kessel aufsetzen. Möchten Sie einen Tee?«
    »Das wäre sehr nett. Vielen Dank«, sagte Beth.
    »Ähm, ich werde meiner Frau mal helfen.« Len stand ebenfalls auf und folgte Dawn.
    »Wunderbar, was ein kleines Schwätzchen alles bewirken kann«, bemerkte der Richter.
     
     
     
    Zurück in Marrenyikka, gab Alistair, eine weitere Tasse Tee in der Hand, vor der versammelten Barradja-Gemeinschaft die Ereignisse des Nachmittags zum Besten, hier und da unterbrochen von Mick und

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