Im Licht der roten Erde
entschuldigen. Ich hätte sie anrufen und um Erlaubnis bitten müssen, ihr Land zu durchqueren. Ich hätte nie gedacht, dass sie so außer sich sein würden. Mit einem Anruf vorab wäre das sicher nicht passiert.«
»Wir haben nichts Unrechtes getan«, entgegnete Beth ruhig. »Alistair, bringt es etwas, mit diesen Leuten in Kontakt zu treten?«
»Ich denke schon. Wenn wir höflich mit ihnen umgehen, sind sie vielleicht bereit, uns Zugang zu den Stätten der Barradja zu gewähren.«
»Dann sagen wir also, dass man uns eingeladen hat, damit wir die wundervollen Kunstwerke der Barradja betrachten können, und dass es uns leidtut, unwissentlich ohne Erlaubnis durch ihr Land gefahren zu sein. Schließlich wäre es schon dunkel gewesen. Vielleicht können wir die Lage auf diese Weise sondieren«, fasste Mick zusammen.
»Ich frage mich, ob sie uns auf ihr Land gelassen hätten, wenn wir als Touristen aufkreuzt wären und ihnen angeboten hätten, für die Besichtigung dieser Stätten zu bezahlen«, sagte Alan.
»Genau das ist der Punkt«, stimmte Beth zu. »Manche dieser Stationen haben anders als Susans Freunde in Yandoo wirklich zu kämpfen. Sie bessern ihr Einkommen durch den Verkauf von Benzin oder mit Hilfe eines Ladens auf, manche führen die Besucher auch über ihr Land.«
Ardjanis Augen blitzten. »Das ist nicht gut. Diese Leute wissen nichts über unsere Geschichten, unsere Zeremonien. Einige der Pastoralisten behaupten allerdings ihrerseits, wir wüssten mitunter nicht, wo diese Stätten liegen, und würden uns nicht darum kümmern.«
»Das liegt daran, dass wir so lange aus unserem Land fort sind und nicht dorthin gelangen können«, erklärte Digger.
»Juristisch betrachtet, haben die Aborigines jedes Recht, ihr Land zu betreten, das mit
pastoral leases
überzogen ist«, erklärte Beth, »doch früher haben viele der Farmer und Rinderzüchter die Ureinwohner mit aller Gewalt davon ferngehalten. Und weil die Aborigines ein so friedfertiges Volk sind, sind die Pastoralisten damit durchgekommen. Als in den 1980 ern die Rücksiedlung von Schwarzen aus den Missionen und Städten in ihr angestammtes Land –
outstation movement
genannt – begann, wollten sie auch in die entsprechenden Gebiete auf den
pastoral leases
zurückkehren.«
»Sie in die Städte zu drängen hat nicht funktioniert, so viel steht fest«, sagte Mick. »Sie haben angefangen zu trinken, die städtischen Einrichtungen platzten aus allen Nähten, und außerdem kann man keine Menschen aus verschiedenen Gruppen zusammenwürfeln, hab ich recht, Beth?«
»War das der Moment, in dem sie ihre eigenen Gemeinschaften gegründet haben?«, fragte Susan. »Und wie konnte es dazu kommen, dass Gruppen wie die Barradja mit einem so winzigen Gebiet beschieden wurden?«
»Das war eine wechselseitige Übereinkunft zwischen den Führern der Aborigine-Gemeinschaften, die einige der Pastoralisten baten, auf ihr Land zurückkehren zu dürfen. Manche der Pastoralisten waren einverstanden, selbst wenn die paar Quadratkilometer mit Aborigine-Namen benannt wurden, viele aber stimmten auch nicht zu, so dass die Regierung einschreiten musste und das Ganze in ein kompliziertes Durcheinander ausartete.«
»Dann war es also einer der früheren Pächter von Eagle Rock, der zugestimmt hat, dass Marrenyikka von seinem Pachtland abgeteilt wurde«, stellte Alistair fest.
»Ihr tüftelt eine Strategie aus, hm?« Ardjani streckte sich auf seinem Stuhl und wartete.
Nach einigem Hin und Her kamen sie überein, dass nur der Kronanwalt, der Richter, Susan und Beth zusammen mit Jennifer zur Station der Steeles fahren würden. Billy, der als Vermittler fungierte, hatte mit ihnen per Funktelefon Kontakt aufgenommen und erklärt, dass sich die Gruppe mit ihnen treffen wolle. Da er derjenige gewesen war, der die unerwünschten Gäste über ihr Land gefahren hatte, hatte er vorgeschlagen, dass sie sich zusammensetzen und miteinander reden sollten. Die Steeles waren einverstanden gewesen, sich nach dem Mittagessen in Eagle Rock, fünfundvierzig Kilometer die Piste hinunter, mit ihnen zu treffen.
»Erzähl uns was über die Steeles«, forderte Mick Jennifer aus dem hinteren Teil des OKA auf.
»Len Steele. Grob, ungeschliffen. Ehemaliger Krokodiljäger, der später Minenarbeiter geworden ist. Hat für verschiedene Minengesellschaften gearbeitet und war zur rechten Zeit am rechten Ort, als der Eisenerz-Boom einschlug. Ein gerissener Kerl. Hat seine Kontakte genutzt, an der
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