Im Licht der roten Erde
mir ein paar Wochen lang, um Eier zu produzieren. Dann suche ich die Klinik auf, und die reifen Eier werden mir entnommen und eine Stunde später in einem Reagenzglas mit dem Sperma meines Mannes zusammengebracht. Mehrere Tage später kann man sehen, ob die Eier befruchtet sind. Anschließend werden mir zwei, drei davon in die Gebärmutter gepflanzt. Der Rest wird eingefroren, etwa ein halbes Dutzend. Und dann hoffen wir, dass daraus ein Baby wächst.«
»Die moderne Art und Weise, Kinder zu zeugen, hm?« Jennifer seufzte.
»Drück mir die Daumen. Ich versuche schon seit Jahren, auf die Art ein Baby zu bekommen. Die Ärzte wollten nicht, dass ich so weit wegfahre, also haben sie mir etwas gegeben, damit ich keinen vorzeitigen Eisprung habe. Sobald ich zurückkomme, lassen sie meine Eier reifen und versuchen es noch einmal.«
»Wünschst du dir wirklich so sehr ein Baby?«
»Ja, und ich werde so lange weitermachen, bis es klappt, oder zumindest solange es machbar ist. Es kostet eine Menge Geld, aber ich gebe nicht auf. Ich nehme chinesische Kräuter zu mir, und ich bin bereit, einfach alles auszuprobieren. Ich weiß, dass ich schwanger werden kann.«
»Warum hast du so lange damit gewartet?«
»Ich war immer mit Männern zusammen, die meines Erachtens nicht das Zeug zum Vater hatten. Außerdem war ich noch nicht dazu bereit, mich festzulegen; ich hatte mich ganz meiner Karriere verschrieben. Aber jetzt habe ich Boris, und er würde einen wundervollen Vater abgeben. Manchmal bin ich deswegen sehr bedrückt. Ich habe das Gefühl, solange ich kein Baby bekommen habe, erfülle ich nicht meine Bestimmung.«
Jennifer betrachtete Veronica einen Augenblick lang. »Möchtest du, dass wir dir helfen?«, fragte sie vorsichtig. »Auf unsere Art und Weise?«
Veronica antwortete nicht. In Sydney wäre ihr dieses Angebot merkwürdig vorgekommen, doch tief im Innern, so stellte sie fest, hatte sie gehofft, von diesen Leuten Hilfe zu bekommen. Sie fing an zu begreifen, dass sie über ein Wissen verfügten, welches ihre Erwartungen weit übertraf. »Ich tue alles dafür, Jennifer, wirklich alles.« Sie zögerte. »Was muss ich tun und mit wem?«
Jennifer lächelte. »Mit Sex hat das nichts zu tun. Wir Frauen setzen dich ins
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Wasser und wenden unser Wissen an. Ich werde mit meiner Mutter reden.« Sie berührte Veronicas Arm. »Komm mit uns und vertrau darauf, dass dein Kindgeist dich findet. Ich sage dir, wann es so weit ist.«
Das Frühstück war vorbei, und Billy hatte Anweisungen erteilt, die Zelte auszufegen, außerdem hatte er einen Dienstplan für die Zubereitung der Mahlzeiten und den Abwasch erstellt. Mick hatte sich freiwillig angeboten,
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zu machen; dazu wollten sie ihre letzten Steaks grillen und Pellkartoffeln und Salat als Beilage reichen. »Dosenfutter gibt es noch früh genug«, sagte Billy.
»Ardjani meint, die Männer könnten mit ihm auf die Jagd gehen. Dann hätten wir frisches Fleisch«, warf Barwon ein.
»Frisches Fleisch? Ich weiß nicht, ob ich Lust auf gebratene einheimische Fauna habe.« Veronica schenkte sich den letzten Rest Tee ein.
»Dann geht ihr Männer also morgen oder übermorgen auf die Jagd. Wir werden hierbleiben und uns um Frauenangelegenheiten kümmern«, sagte Beth. »Doch zunächst einmal zu den Plänen für heute: Sobald wir alle fertig sind, treffen wir uns. Die Ältesten, einschließlich Lilian und Jennifer, kommen rüber und bringen uns zur Eagle-Rock-Station.« Sie wandte sich an Susan. »Sie sind schon ziemlich aufgeregt.«
»Es wird Mittag sein, bis die hier fertig sind.« Billy blickte hinüber zu Alan, der, das Handtuch um den Hals, vom Fluss zurückgeschlendert kam. »Er hat noch nicht mal gefrühstückt.«
»Gib ihm einen Kaffee und lass ihn bis zur Teepause warten. Wenn man zum Frühstück nicht hier ist – Pech. Das ist eine Regel.« Beth grinste. »Die ich gerade aufgestellt habe.«
»Du bist eine unerbittliche Frau, Beth. Aber Kaffee wäre schön.« Vor seinem Zelt blieb Alan stehen. »Ich nehme an, kein Espresso, oder?«
Beth lachte, Billy setzte ein finsteres Gesicht auf. Solange in seinem Reich nicht alles tipptopp in Ordnung war, war er nicht zu Scherzen aufgelegt.
Sie verteilten sich gerade im OKA , als Ardjani, Rusty und Digger mit einem Pritschenwagen angefahren kamen. Lilian, Jennifer, die ihr Baby im Arm hielt, und die beiden Jungs saßen auf der Ladefläche.
»Jennifer, du fährst mit Lilian und dem Baby bei uns im OKA mit. Das ist
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