Im Licht der roten Erde
weißt ja, wie die Barradja über den Minenbau denken.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«
»Jackson ist der Überzeugung, dass diese Anwälte aus der Stadt hier sind, um die Eingeborenen bei der Erhebung eines
land claims
auf ebendieses Gebiet zu unterstützen.«
»Im Augenblick kann ich keinen Ärger gebrauchen. Denk dran, ich habe eine Touristengruppe aus Europa da. Die Leute, die ich nach Eagle Rock rüberbringe, damit sie sich deine Bradshaw-Felsmalereien ansehen können.«
»Wir werden uns wohl ein Kräftemessen mit den Aborigines liefern müssen. Ich habe Shareen Beckridge gebeten, mit uns zu kommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Sie will sich als Unabhängige für einen der Parlamentssitze aufstellen lassen, vermutlich als Vertreterin der Kimberley. Sie interessiert sich für die Probleme, die mit den
pastoral leases
in Zusammenhang stehen. Oh, außerdem kommt Ian Frazers Sohn Andrew aus Yandoo, um an dem Treffen teilzunehmen.«
»Er kommt, nur um diese Politikerin kennenzulernen?« Frank hob die Hand, als Rosalie in der Tür erschien und ihm bedeutete, dass er sich wieder zu den Gästen gesellen solle.
»Nein, er hat gefragt, ob er auf unserem Land landen darf. Er will nach Marrenyikka fahren. Erst kam mir das ein bisschen merkwürdig vor, aber unter den Städtern ist eine Freundin von ihm. Kann ja nicht schaden, wenn einer von uns da draußen ist und die Ohren spitzt.«
»Da hast du recht. Ich muss jetzt Schluss machen, Len. Halt mich auf dem Laufenden, und richte dem jungen Frazer aus, dass er jederzeit hier landen darf. Bis dann.«
Als die Europäer es sich in ihren Gästezimmern bequem gemacht hatten, wurden Hunter, Rowena und der Pilot zu den Privatzimmern im rückwärtigen Teil des Hauptgebäudes geführt.
Zehn Minuten später klopfte Rowena an Hunters Tür. Er öffnete und war überrascht, sie nur im Hemd zu sehen. »Was ist los? Irgendwelche Änderungen in den Plänen?«
»Das kann man wohl sagen. Darf ich reinkommen? Ich möchte mit Ihnen reden.«
Hunter, der bloß seine Hose trug, unterdrückte ein Gähnen und griff nach einem T-Shirt. Er war froh, dass er so gut bezahlt wurde, wenngleich Rowena eine sehr anspruchsvolle Auftraggeberin war.
»Machen Sie sich meinetwegen keine Umstände.« Sie nahm ihm das T-Shirt ab und schleuderte es auf einen Stuhl.
»Also, wie sieht die Änderung aus? Stehen die Felsmalereien nicht mehr auf dem morgigen Programm?«
»Doch, natürlich. Die Änderung ist eher intern. Sie betrifft die Zimmer. Ich dachte, ich hätte lieber dieses hier.«
»Warum, zum Teufel? Das ist doch genauso wie Ihr Zimmer, oder nicht?«
Sie lächelte ihn provozierend an. »Ich bitte Sie ja nicht zu gehen.«
Er blinzelte. Einen Augenblick lang verstand er nichts. »Oh. Mist, Rowena. Bitte seien Sie nicht beleidigt, aber das wäre nicht gut. Ich meine, Sie haben viel Wein getrunken, und Sie haben mich als Fahrer engagiert, Sie könnten das bereuen …«
Sie fuhr ihm mit den Händen über die glatte dunkelhäutige Brust. »Ich habe Sie engagiert … das ist richtig. Kommen Sie, Hunter … Ich schlafe nicht gut, ich brauche ein bisschen Trost …« Plötzlich brach ihre kokette Fassade zusammen, und sie wurde zu einem furchtsamen kleinen Mädchen, das sich an ihn klammerte und den Kopf an seiner Schulter barg. »Ich bekomme diese Träume, diese entsetzlichen Träume, die mich wach halten. Ich brauche dich, damit du sie vertreibst, komm in mich, Hunter, komm in mich rein … bitte mach, dass sie weggehen …«
Hunter löste ihre Arme und hob sie mit einer schnellen Bewegung hoch, dann öffnete er mit dem Fuß die Tür und trug Rowena in ihr Zimmer. Vorsichtig legte er sie auf das Bett. Sie rollte sich zusammen, das Gesicht zur Wand, geschüttelt von leisen Schluchzern.
»Nehmen Sie eine Schlaftablette oder sonst was. Es tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.« Damit verließ er den Raum und schloss geräuschlos, aber fest die Tür hinter sich.
Als sie am nächsten Morgen durch die Eukalyptusbäume zur Eagle-Rock-Station fuhren, ging Hunter Rowena aus dem Weg und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Fragen der beiden deutschen Ehefrauen. Die Amerikanerin schien das nicht zu bemerken, sie lieferte den anderen Besuchern munter eine Kurzversion der Schöpfung der
wandjina.
Len Steele und Frank Ward folgten ihnen, in eine Diskussion über das bevorstehende Treffen mit den Pastoralisten und Shareen Beckridge vertieft.
Vor dem Aufstieg zur Felshöhle
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