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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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hinunter, auf der nun Frank Wards Range Rover auftauchte. »Vielleicht sollte ich mit Ihrem Mann über meine Pläne reden, womöglich könnten wir das, was ich offeriere, mit Ihrem Angebot kombinieren.«
    »Ja, vielleicht sollten wir uns wirklich mal ausführlicher unterhalten. Lassen Sie mir doch bitte Ihre Telefonnummer da.« Langsam gewann Rosalie den Eindruck, dass Hunter eine Bereicherung ihres kleinen Tourismusunternehmens darstellen könnte. Ein ansehnlicher Aborigine, der abends mit ihnen am Tisch saß und sich sowohl über alle möglichen Themen unterhalten als auch seine Fähigkeiten im Busch unter Beweis stellen konnte – das wäre mit Sicherheit eine zu erwägende Möglichkeit.
    Rowena kehrte zurück auf die Erde, streckte sich und rief Rosalie zu: »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich schwimmen gehe?«
    »Nur zu. Gerade ist jemand eingetroffen. Mittagessen gibt es in ungefähr einer Stunde.«
    Rowena verschwand, als der Range Rover anhielt. Frank Ward und sein Passagier stiegen aus und schritten auf die Stufen der Vorderveranda zu. Rosalie trat vor und streckte lächelnd die Hand aus.
    »Das ist meine Frau Rosalie«, stellte Frank vor. »Und das ist Andrew Frazer, er und seine Familie leiten Yandoo.«
    »Ich habe von Ihrer Station gehört. Soweit ich weiß, ist Ihre Familie schon sehr lange dort.« Rosalie schüttelte die Hand des hochgewachsenen Mannes, dann sah sie, dass Andrew die Augenbrauen hochzog, und blickte über die Schulter.
    Sie wollte ihm gerade Hunter vorstellen, als sie den Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Männer bemerkte. Hunter und Andrew starrten einander an. Andrew sah einen Moment verwirrt aus, doch der Schock und Schmerz in seinen Zügen wichen Freude, als er das Lächeln bemerkte, das sich auf Hunters Gesicht ausbreitete.
    »Nun denn, Andrew Frazer. Ich bin’s. Hunter Watson.« Er ging mit großen Schritten auf Andrew zu.
    »Hunter? Mein Gott!« Sie schüttelten einander die Hände und klopften sich auf den Rücken. Rosalie und Frank blickten sich überrascht an.
    »Wie … Was machst du hier?« Andrew hatte Mühe, den gutgekleideten Aborigine, der sich auf diesem Anwesen offenbar heimisch fühlte, mit dem barfüßigen Buschjungen in Einklang zu bringen, mit dem er seine Kindheit verbracht hatte.
    Für Hunter dagegen hatte sich sein ehemaliger Spielkamerad genau so entwickelt, wie es absehbar gewesen war: der wohlhabende Pastoralistensohn, bereit, die Station zu übernehmen. Dennoch lag große Wärme in ihrer Begrüßung.
    »Ich sehe, Sie beide kennen sich?« Frank warf Andrew und Hunter einen fragenden Blick zu.
    »Wir sind zusammen aufgewachsen, haben aber leider den Kontakt verloren, als ich ins Internat gesteckt wurde.« Andrew wandte sich Hunter zu, der Ausdruck auf seinem Gesicht betrübt und leicht verlegen. »Ich habe nie rausbekommen, was mit dir passiert ist. Niemand hat mir etwas erzählt. Sie haben nur gesagt, du seist auf eine gute Missionsschule geschickt worden.«
    »Ja. Nun, immerhin habe ich eine ordentliche Ausbildung erhalten.« In Hunters Stimme schwang Bitterkeit mit. »Was am meisten geschmerzt hat, war der Verlust meiner Familie.«
    »Warum bist du nie zurückgekommen?«
    Hunter zögerte, bevor er antwortete, was Rosalie nutzte, um Andrews Arm zu berühren. »Möchten Sie ein Bier auf der Veranda trinken? Klingt, als würden Sie sich gern ein bisschen unterhalten.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte ihr Frank zu. »Ähm, ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor die anderen eintreffen. Ich sehe Sie dann später.« Mit diesen Worten entfernte er sich in Richtung seines Büros.
     
     
     
    Als die Mittagssonne auf den Garten brannte, kämpften die beiden Freunde aus Kindertagen immer noch darum, eine gemeinsame Ebene als Erwachsene zu finden. Hunter gestand Andrew den Schmerz, den er so viele Jahre hinter seiner heiteren Fassade versteckt hatte. »Der Priester hat behauptet, meine Eltern wären fortgezogen, ich wäre auf Yandoo nicht länger willkommen und müsse meine Zukunft selbst in die Hand nehmen. Etwas aus mir machen.«
    »Herrgott, Kumpel. Natürlich warst du willkommen. Ich habe dich schrecklich vermisst. Es war nicht mehr dasselbe, wenn ich in den Ferien nach Hause gekommen bin. Hör mal, ich glaube nicht, dass meine Eltern etwas damit zu tun hatten. Du weißt, mit welchen Methoden die Kirche und Behörden damals vorgegangen sind.«
    »Ja, das weiß ich. Und ich habe deinem alten Herrn auch nie die Schuld gegeben. Aber es hat einfach

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