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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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würde ich sagen«, bemerkte Frank zufrieden, als Rowena zu ihnen trat.
    »Sie sind glücklich. Sie haben ein paar echte Sammlerstücke im Gepäck, dank Alan Carmichael, der dem Verkauf mehrerer sehr interessanter Werke zugestimmt hat. Ihr zwei habt Großartiges geleistet, alle fanden The Avenue äußerst elegant und komfortabel.«
    »Hoffen wir, dass uns das die Tore für weitere internationale Gäste öffnet«, sagte Frank.
    »Und Sie, Rowena?«, erkundigte sich Rosalie.
    »Ich habe meine Abmachung erfüllt, diese Leute hierherzubringen, und jetzt kann ich mit meiner Dokumentation weitermachen. Wir kehren zurück nach Marrenyikka.«
    »Bleiben Sie doch noch zum Mittagessen, wir erwarten verschiedene Gäste. Persönliche Bekannte. Der Flieger aus Yandoo sollte bald landen«, bat Rosalie.
    »Warum nicht? Danke, es ist schön, ein wenig gesellschaftliches Leben hier draußen zu haben.«
    Frank wandte sich an Hunter. »Heute geht es hier auf der Landebahn ja lebhafter zu als am Kingsford-Smith-Flughafen!«
     
    Hunter saß auf der Veranda des Hauptgebäudes von The Avenue und rauchte eine Zigarette, als er die Propellermaschine herannahen hörte. Amüsiert beobachtete er Rowena, die in einem schattigen Teil des Vorgartens damit beschäftigt war, sich zu der Musik, die aus den Kopfhörern ihres Discman drang, hin und her zu wiegen und ruckartige Tanzbewegungen zu machen wie eine undisziplinierte Marionette. Sie beendete das Ritual, indem sie die Arme in die Hüften stemmte, den Kopf zurückwarf und einen Schrei ausstieß, dann setzte sie sich in den Lotussitz und begann mit ihren Yoga-Übungen. Ihre Finger formten geschlossene Knospen, die sie auf den Knien ruhen ließ. Dann schloss sie die Augen. Ab und zu stimmte sie ein tiefes, kehliges Summen an, das über den Rasen wehte.
    Die Fliegengittertür öffnete sich, und Rosalie kam heraus. »Das Mittagessen ist fast fertig. Mein Gott, was macht Rowena denn da?«
    »Sie meditiert. Sie macht immer so komische Sachen und hat oft recht merkwürdige Ideen. Eine seltsame Person.«
    »Kennen Sie sie schon lange?«, fragte Rosalie neugierig. Das war das erste Mal, dass sie einen Aborigine in ihr Haus einlud; Hunters zwangloses, freundliches Auftreten und wie er sich in die Gesellschaft der Weißen einfand, hatten sie beeindruckt. Seine schönen Gesichtszüge und sein Körperbau machten ihn zu einem bemerkenswerten Individuum. Während der vergangenen Tage hatte sich Rosalie mehrfach bei dem Gedanken ertappt, dass Hunter ganz und gar nicht wie ein Aborigine war. Er war ein ganz normaler, attraktiver junger Mann.
    Hunter stand auf. »Nein. Wir haben lediglich eine geschäftliche Beziehung. Sie ist in Darwin über das Fremdenverkehrsbüro auf mich gestoßen. Mein Geschäft ist noch ziemlich neu. Ich bin bloß ein Bewaffneter, den man mieten kann.« Er grinste. »Wenn man es so ausdrücken will. Ich halte das Gewehr außer Sichtweite, aber ich kann immer noch einen Speer werfen, wenn es sein muss. Das beeindruckt die Touristen.«
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie seien in der Stadt aufgewachsen?«
    »Ja. Ich bin von der Mission bei einer Familie in Perth in Pflege gegeben worden.«
    »Was ist aus Ihrer Familie geworden? Vermissen Sie sie nicht?«
    »Doch, das tue ich. Meine Familie ist ebenfalls von der Station fortgezogen, hat mir der Priester erzählt. Also konnte ich nicht zurückkehren. Hab seit Jahren nicht mehr über sie gesprochen, bis Rowena angefangen hat, mich deswegen auszufragen. Sie wissen schon, was man auf einer so langen Reise eben redet. Sie hat erzählt, sie habe ebenfalls ihre Familie verloren, wenn auch auf andere Art. Ihre Mutter hat sich umgebracht, als Rowena noch ein Kind war. Ihr Vater ist ein Holocaust-Überlebender. Sie denkt, das sei der Grund dafür, dass er sein Lebtag versucht hat, Geld zu machen – um sicherzugehen, dass man ihn nie wieder so verletzen kann.«
    »Und die Weißen, die Sie aufgezogen haben?«
    »Nette Leute, sie haben mich auf eine gute Schule geschickt. Ich hatte verschiedene Jobs in Perth, aber ich wollte immer in den Norden zurückkehren, weil ich dachte, dort gebe es mehr Möglichkeiten für einen Schwarzen, seinen Weg zu machen.«
    »Läuft Ihr Geschäft in Darwin gut?«
    »Ich komme zurecht, wenngleich ich größere Pläne habe. Es besteht so viel Interesse am ›echten‹ Australien. Die Touristen sind auf eine andere Form des Kulturerlebnisses aus – Viersternehotels sind schließlich überall gleich.« Er blickte die Auffahrt

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