Im Licht der roten Erde
denen sich wilde Entschlossenheit spiegelte, und er erkannte die tief sitzende Angst darin.
Zwei Stunden später war der Trupp aus Pastoralisten und zukünftiger Politikerin zurück. Andrew schlenderte zu Hunter und Rowena hinüber, die sich im Garten entspannten. »Wir sind startklar.«
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Hunter.
Andrew zuckte die Achseln. »Es werden wohl noch viele weitere Gespräche folgen müssen. Shareen kommt mit mir. Wir fahren hinter euch her.«
Sie verabschiedeten sich kurz von den Wards, dann fuhren die beiden Allradfahrzeuge die Allee entlang davon. Die Pastoralisten und ihre Ehefrauen sahen ihnen nach.
Hunter warf einen Blick in den Rückspiegel. »Ich wette hundert gegen eins, dass sie eine Flasche aufmachen und auf unsere Abreise anstoßen.«
»Wen kümmert’s? Das ist nicht mein Problem.« Rowena gähnte, zog ein aufblasbares Kissen hervor, das sie zwischen Kopf und Fenster klemmte, und schloss die Augen. Hunter sagte nichts. Sie war in eine ihrer merkwürdigen Stimmungen gefallen. Im Rückspiegel sah er Andrew in dem Wagen, den er sich von Frank Ward geliehen hatte. Er beneidete ihn nicht um Shareens Gesellschaft. Hunter lächelte. Seine Mutter war noch in Yandoo. Er versank in Kindheitserinnerungen und verspürte einen plötzlichen Anflug von Traurigkeit, als er an Barwon dachte, der nach wie vor auf der Suche nach seiner Familie, nach seinen Wurzeln war. Er beschloss, sich seine eigene Freude nicht allzu sehr anmerken zu lassen.
Hunter hupte, um ihre Ankunft zu verkünden. Zwei Lagerfeuer brannten, die Lichter des Generators verwandelten die Szenerie in ein Schattentheater. Es herrschte ein geschäftiges Treiben. Ein Junge wälzte sich mit einem Hundewelpen im Staub, während ein älterer Mann und eine alte Dame, beides Neuankömmlinge, mit Beth, Alan, Ardjani und Rusty am Feuer saßen und sich unterhielten.
Beth stand auf und klatschte in die Hände, um Aufmerksamkeit zu erhalten. »He, Hunter ist zurück. Wen hast du uns da mitgebracht?«
»Shareen Beckridge und Andrew Frazer. Aber das zu erklären, überlasse ich Rowena.« Er machte einen Schritt zurück und hielt Ausschau nach Barwon.
»Andrew Frazer! Wo ist Susan? Luke, sieh doch mal nach und hol sie. Rasch.«
Der Junge schnappte sich den Welpen und rannte Richtung Fluss.
Beth wandte ihre Aufmerksamkeit Shareen zu. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Mir ist gerade eingefallen, woher ich Ihren Namen kenne. Sie sind dabei, sich in die politische Arena zu wagen, hab ich recht? Was führt Sie hier ins Outback? Doch aus welchem Grund auch immer Sie hier sind – die Barradja werden sich sicher freuen, Sie willkommen zu heißen. Ich werde Sie gleich Ardjani vorstellen. Aber auch wir haben Besuch, und genau diese Frau ist es, die mir von Ihnen erzählt hat, Shareen.« Beth machte eine kurze Pause. »Lassen Sie mich Ihnen Esme Jordan vorstellen, unter anderem eine herausragende Anthropologin, und das ist Professor Michael de Witt, ein führender Kunstarchäologe.«
Shareen schüttelte den beiden die Hände und blickte ein wenig überfordert auf die versammelte Gesellschaft um sie herum. Als auch Rowena die beiden Akademiker begrüßt hatte, führte Beth Shareen hinüber zu Ardjani und Digger. Die angehende Politikerin zögerte kurz, als sie den beiden Ältesten gegenüberstand, die mit den Schatten verschmolzen. Nur das Licht des Lagerfeuers spiegelte sich in ihren dunklen, zurückhaltenden Blicken.
Shareen drückte ihnen die Hand und murmelte, sie wisse die Gelegenheit, an diesem Ort sein zu dürfen, sehr zu schätzen. Dann wandte sie sich wieder an die anderen.
»Wo werde ich untergebracht sein?«, flüsterte sie Rowena zu.
»Hunter wird Ihre Ausrüstung ausladen. Sprechen Sie mit Beth. Sie ist dafür zuständig.« Damit zog sich Rowena auf ihr Zimmer im Barradja-Lager zurück. Beth blickte die kleine dunkelhaarige Frau an, die sich sichtlich unwohl fühlte. »Das ist wirklich eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass diese Gegend zu Ihren Wahlkreisen gehört.«
»Es ist noch offen, für welchen Wahlkreis ich aufgestellt werde«, erwiderte Shareen und warf Beth einen ungehaltenen Blick zu. »Man hat mir geraten, hierherzukommen, um mir einen unparteiischen Überblick zu verschaffen, um es mal so zu formulieren.«
»Ich meinte nicht die Gegend an sich«, präzisierte Beth, »ich meinte, dass Sie nicht gerade für Ihre Unterstützung von Aborigine-Belangen bekannt sind. Um es geradeheraus zu sagen: Sie
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