Im Licht der roten Erde
sind doch eher gegen deren Anliegen.« Bevor Shareen Einwände erheben konnte, fuhr Beth fort: »Weshalb wir besonders froh sind, Sie hier zu haben. Kommen Sie, ich stelle Ihnen Billy vor. Hunter und er werden es Ihnen im Nu bequem machen.«
»Ich bin nicht gerade der Campingtyp, wenn Sie verstehen …«
»Ach, machen Sie sich mal keine Sorgen, Shareen. Da sind Sie nicht die Einzige.« Beth führte sie hinüber zu Billy, der mit Micks und Veronicas Hilfe zusätzliches Essen in der Feldküche zubereitete, um die Gruppe zu versorgen, die sich auf so interessante Weise vergrößert hatte.
Andrew stahl sich davon und folgte dem Pfad, den der Junge in Richtung Fluss genommen hatte, und sah, wie dieser Susan im Mondlicht zurückführte. Er stieß einen schrillen Pfiff aus und rief: »Irgendwas gefangen?«
Susan blieb kurz stehen, drückte dem jungen Luke Angel und Köderdose in die Hand und stürzte dann Andrew entgegen, der sie in seine Arme schloss. »He!«
»Du hättest uns sagen sollen, wann du ankommst. Sieh mal, das Abendessen!« Sie wedelte mit einem Fisch vor seinem Gesicht herum. Er nahm ihn und reichte ihn dem grinsenden Jungen, dann schloss er sie noch einmal fest in die Arme.
»Dann bist du also eine Anglerin geworden.«
»Ich habe eine Menge Dinge gelernt.« Sie hakte sich bei ihm unter, und Andrew spürte, dass die junge Frau, die er erst vor kurzem über die Ländereien in Yandoo geführt hatte, verändert war. Sie hatte ein anderes Selbstvertrauen. Er hätte sich nie vorstellen können, dass sie allein im Dunkeln an einem Fluss, in dem es Krokodile gab, angeln würde – selbst wenn es sich nur um Süßwasserkrokodile handelte, die als scheu galten und Menschen nur überaus selten angriffen. Er beugte sich hinunter und küsste sie zärtlich.
Luke beobachtete diese Geste mit einigem Unbehagen. Er kam in ein Alter, in dem Frauen und Mädchen tabu waren, und das hier war für ihn ein unbekanntes Ritual. Er wirkte erleichtert, als die beiden voneinander abließen und Susan seine Hand nahm. Die andere Hand in der von Andrew, kehrten sie zu der äußerst lebhaften Truppe am Lagerfeuer zurück.
[home]
Gwion gwion
D er Geruch nach Toast und Lagerfeuer lockte die Gruppe zur ersten morgendlichen Tasse Tee aus den Zelten. Über dem Feuer hing Billys riesiger Eisenkessel. Beth kippte ihn ein wenig und goss heißen Tee in einen Becher, den sie Shareen reichte. »Wie haben Sie geschlafen?«
»Es geht so. Ich hab immer wieder leise Geräusche gehört und mich gefragt, ob die von irgendwelchen Tieren kommen. Ich bin an Straßenlärm gewöhnt. Die Stille hier draußen ist ein wenig beängstigend.«
»Hier ist es vermutlich sicherer als an jedem anderen Fleck im Lande. Nehmen Sie sich einen Stuhl, die Männer sind mit Frühstückmachen dran.«
Susan und Veronica gesellten sich zu ihnen. Veronica eröffnete das Gespräch. »Erzählen Sie uns von sich, Shareen. Haben Sie Familie?«
»Ich bin geschieden. Zwei Kinder. Aber sie werden langsam erwachsen und gehen ihre eigenen Wege, so dass ich wieder ungebunden bin.«
»Dann haben Sie also keine Verpflichtungen. Gehen Sie deshalb in die Politik?«
Susan betrachtete die angehende Politikerin, bemerkte ihre steife Körpersprache, ihr gleichbleibend förmliches Benehmen, ihre vorsichtigen Antworten, als könnte alles, was sie sagte, am nächsten Tag in der Presse erscheinen. Offensichtlich war sie gut darin geschult worden, eine professionelle Fassade zu zeigen. Selbst ihre Bienenkorbfrisur saß perfekt. Susan fragte sich, ob sie wohl im Sitzen geschlafen hatte.
»Ich habe in einem kleinen Betrieb gearbeitet und war sehr enttäuscht über die Führung des Landes, darüber, dass die Politiker nicht auf uns gewöhnliche Leute hören. Und als sich Pauline Hanson zur Wahl stellte und genau das sagte, was ich dachte, war ich der Ansicht, es sei an der Zeit, aufzustehen und zu versuchen, für die kleinen Leute etwas zum Positiven zu verändern.«
»Haben Sie in dem kleinen Betrieb denn so viel Geld verdient? Es muss doch einiges kosten, ein Wahlkampfbüro einzurichten mit allem, was dazugehört«, sagte Susan.
»Ja, wer finanziert Sie?«, hakte Beth nach, und Veronica und Susan hätten ihr am liebsten einen Tritt verpasst, weil sie wussten, dass Shareen auf ihre unverblümte Frage nicht eingehen würde.
»Ich werde von vielen ganz gewöhnlichen Australiern unterstützt.«
»Und das heißt konkret? Die Leute geben Ihnen ein paar Dollar, und Sie geben ihnen –
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