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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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attraktiv ist.« Er lächelte Susan an und hob sein Glas auf sie. Der Richter und der Kronanwalt lächelten wohlwollend. Veronica schloss wieder die Augen und wartete, dass die Rakete hochging.
    Susan sprach nachdrücklich, ohne Erregung, doch es war unverkennbar, dass er einen Nerv getroffen hatte. »Danke für das Kompliment, aber offen gesagt, habe ich hart dafür gearbeitet, um dort zu sein, wo ich bin, und das habe ich meinen Verdiensten zu verdanken, nicht meinem Aussehen.«
    Andrew zuckte zurück, und ihm wurde klar, dass er diesmal eine sexistische Bemerkung gemacht hatte. Mick Duffy und Alistair MacKenzie tauschten einen raschen Blick aus, der besagte, dass sie sich jenseits des Generation-X-Protokolls befanden.
    Susan bedauerte es nicht, offen ihre Meinung geäußert zu haben. Andrew hatte offenbar nicht viel Kontakt zu modernen berufstätigen Frauen, und so versuchte sie bei tropischem Fruchtsalat und Zitronen-Minze-Joghurt die Kluft zu überbrücken, die – das fühlte sie deutlich – zwischen ihnen beiden lag. »Sagen Sie, Andrew, welche Stämme oder Gemeinschaften, wie viele meines Wissens nach lieber genannt werden, gibt es in Yandoo?«
    »Eine Gruppe von Leuten lebt unten am Fluss, ein paar Rinderzüchter mit ihren Familien, die für uns arbeiten. Ein gemischtes Völkchen.«
    »Und welche traditionellen Stämme gibt es in der Gegend?«, fragte Mick Duffy.
    »Überwiegend Wurumbul.«
    Der Richter beugte sich vor und versuchte, den Stammesnamen zu wiederholen, der Andrew mit scheinbar angeborener Flüssigkeit von der Zunge rollte. »Angenehmer Klang, diese Aborigine-Wörter, finden Sie nicht?«, sagte er an die gesamte Tischrunde gewandt, dann fuhr er an Andrew gerichtet fort: »Beherrschen Sie die Sprache gut?«
    »Leider nicht. Nur ein paar Worte, hauptsächlich über Rinderzucht und die Arbeit auf der Station. Die meisten von ihnen bleiben lieber unter sich. Vor ein paar Jahren haben sie sich zusammengetan, vom Kimberley
land council,
einem Gremium zur Verwaltung von Landrechten, abgespalten und ihre eigene Gruppierung gegründet. Haben Ansprüche auf Landbesitz erhoben, aber offenbar ist nichts dabei herausgekommen.«
    »Sie scheinen sich keine Sorgen deswegen zu machen, vermutlich betrifft es nicht Ihr Land?«, bemerkte Susan.
    Andrew blickte ihr direkt in die hinreißenden grünen Augen. »Im Augenblick nicht. Doch wer weiß, wohin das führt. Wir sprechen hier über ein riesiges Gebiet, ein Gebiet mit zahlreichen bedeutenden Orten und Ländereien: Pachtland, Minen, Flüsse. Jeder dort draußen, egal, ob schwarz oder weiß, ist von diesen
land claims
betroffen.«
    »Das klingt, als hielten Sie diese Ansprüche für unberechtigt. Wessen Land war es denn ursprünglich?«
    »Und was ist mit der fortdauernden Nutzung und den Eigentumsrechten?«, fragte Andrew. »Wir haben das Land verbessert, Industrien entwickelt, Geld hereingebracht, den Aborigines Arbeit gegeben und Möglichkeiten aufgezeigt. Das Problem ist, dass die meisten von ihnen die Chance nicht ergreifen wollen. Der Alkohol ist nach wie vor ein verdammtes Problem.«
    »Schwierig, wenn sie so behandelt werden wollen wie Weiße. Warum können sie sich nicht auch betrinken und anstößig werden, geht es nicht darum?«, sagte Mick Duffy. »Wenn sie den Tatsachen ins Auge blicken und die Finger vom Alkohol lassen, bringen es manche von ihnen wirklich zu etwas. Sie haben jede Menge Vorzeigeleute auf unterschiedlichen Gebieten, nicht nur beim Sport. Denken Sie an Pat O’Shane, eine schwarze Richterin – und noch dazu eine Frau.«
    Susan drohte dem Richter im Ruhestand mit dem Finger. »Wie politisch korrekt! Und im nächsten Atemzug erzählen Sie mir, dass Ihre besten Freunde Aborigines sind.«
    »Ich wünschte, das könnte ich. Wo hat ein alter Knacker wie ich schon die Möglichkeit, sich unter echte Menschen zu mischen? Vor Gericht treffe ich doch nur die Aktivisten und sogenannten Unruhestifter oder Trunkenbolde.«
    »Vielleicht ist es das, was wir alle tun sollten: ein paar Aborigines kennenlernen, nur so, zum allgemeinen Gedankenaustausch, wie mit jedem neuen Freund. Aber wie sollen wir das anstellen?«, fragte Susan.
    »Fahren wir nach Redfern. Da unten gibt es eine ganze Menge«, sagte Richter Duffy hilfsbereit.
     
    Beim ungezwungenen Kaffee nach dem Essen teilte sich die Tischgesellschaft in Grüppchen auf. Alistair MacKenzie fragte Susan, welche Art von Fällen sie gern bearbeitete. Sie waren im Garten hinter dem Haus, der von

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