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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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herbestellen.«
    »Ja, das musst du tun. Sofort! Er muss zu seinen Knochen zurückkehren. Du steckst in großen Schwierigkeiten, Rowena. Die Ahnengeister sind sehr zornig auf dich, deshalb bist du so krank.«
    Tränen flossen aus Rowenas Augen, und sie begann zu zittern. »Was kann ich tun? Bitte hilf mir, Ardjani.«
    »Ich werde es versuchen. Du musst ein offenes Herz haben. Morgen bringe ich dich zu den restlichen Knochen bei den
wandjina-
Malereien. Ich mache eine Zeremonie für die Geister, und ich werde eine Rauchzeremonie mit dir durchführen. Dann sagen wir den Geistern, dass du nicht die Absicht hattest, ihnen weh zu tun.« Als Rowena dankbar seine Hand umfasste, fügte er mit Nachdruck hinzu: »Du hast die Barradja verletzt, zutiefst verletzt, und du hast dir selbst weh getan. Verstehst du das?«
    »Ja, ja. Bitte verrate nichts, Ardjani. Wir gehen allein, nur wir zwei. Bitte, Ardjani. Wir bringen alles wieder in Ordnung. Nur du und ich.«
    Ardjani zog langsam seine Hand aus dem Griff der zitternden, weinenden Frau. »Morgen, beim
piccaninny-
Licht, brechen wir auf.« Damit drehte er sich um und entfernte sich langsam und mit hängenden Schultern.
     
    Susan beschloss, dass das ihre Lieblingstageszeit war: rote und goldene Lichtstreifen, die bei Sonnenuntergang ineinander verliefen, die Vorboten des wundervollen Gala-Lichts, das seinen warmen Schimmer auf die Wasseroberfläche des Flusses warf. Es war die Zeit, in der sie schwimmen gingen und anschließend erfrischt die abendliche Lagerfeuerkleidung überstreiften und sich zum Schwatzen trafen oder um das Abendessen zuzubereiten.
    Andrew und Susan glitten dicht nebeneinander durchs Wasser, berührten und neckten einander lachend. Mick und Alan gesellten sich zu ihnen. Sie kletterten auf den Ast des alten Baumes, der über den Fluss ragte, und sprangen hinein. Mick pflügte durch die Wasserlilienblätter, trotzte den Blutegeln und durchquerte mit kräftigen Zügen den Fluss, dann machte er eine Kehrtwende und schwamm gegen die Strömung dem Sonnenuntergang entgegen.
    Susan paddelte mit raschen Bewegungen auf der Stelle, während Alan und Andrew zum Ufer schwammen. »Was gibt’s zum Abendessen, abgesehen von Micks großartigem
damper?
«, erkundigte sich Andrew.
    »Ich glaube Pasta. Wir haben nur noch Trockenvorräte. Kommst du, Susan?«
    Sie ließ sich verträumt auf dem Rücken treiben. »Ich bin in einer Minute bei euch.«
    Susan stieg aus dem Wasser, trocknete sich in der kühlen Luft ab und blickte Andrew hinterher, der langsam den Graspfad zurückging, der zu den Zelten führte, vorbei an dem Wellblechschuppen, in dem plötzlich mit einem Klicken der Generator ansprang.
    Mick kletterte ans Ufer, sein Brustkorb mit den grauen Haaren hob und senkte sich vor Anstrengung. Susan warf ihm ein Handtuch zu. »Du hast dir heute Abend etwas Marmelade auf deinem Buschbrot verdient.«
    »Mein Gott, ich sehe besser mal danach. Hätte nicht gedacht, dass wir so lange im Wasser bleiben. Wo ist dein junger Freund? Gibt er dir eine Chance, über eine gemeinsame Zukunft mit ihm nachzudenken? Du könntest es schlechter treffen.« Sie machten sich auf den Rückweg, als Mick plötzlich klarwurde, warum sie noch dort war.
    »Hast du auf mich gewartet?« Er klang beinahe schockiert.
    »Ja, in gewisser Weise schon. Nur auf Pläuschchen bei Sonnenuntergang. Wollte nicht mit ansehen, wie du von einem Krokodil geschnappt wirst.«
    »Du hast dir Sorgen gemacht, dass ich einen Herzinfarkt kriege oder so was in der Art. Die Krokodile sind harmlos, aber wetten, dass du nicht reingesprungen wärst und einen alten Knacker gerettet hättest?«
    »Nein. Aber ich hätte ihnen zum Beispiel einen Schuh auf die Schnauze werfen können.«
    »Hör mal, wenn mir hier draußen irgendetwas zustößt, dann achte nicht weiter drauf. Kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um abzudanken.«
    »Mick! Das ist doch nicht dein Ernst.«
    »Warum denn nicht? Was schert’s mich, wo ich bin, wenn ich ins Jenseits gehe? Ich werde genauso glücklich sein, wenn man meinen Schädel rot anmalt und mir alle hundert Jahre ein paar Leute einen Besuch abstatten. Ich könnte Ardjani fragen, ob sie meine alten Knochen hier irgendwo verscharren, auch wenn er mich vermutlich für verrückt halten wird.«
    Sie lachten, dann berührte der alte Richter Susan unbeholfen am Arm. Sein Gesicht war ernst. »Danke, dass du geblieben bist. Das hat noch niemand für mich getan.«
    Diese Bemerkung bestürzte Susan. Langsam wandte

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