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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ist. Dann nehmen wir die weißen Knochen, waschen sie und bemalen sie mit rotem Ocker und Kängurufett. Anschließend werden sie poliert, und wir feiern eine große
corroboree.
Wir singen und tanzen und erzählen vom Leben des Verstorbenen. Dann durchtrennen wir die Todesschnur. Sie ist aus Haaren gefertigt und zwischen zwei Pfähle gespannt. Auf der einen Seite ist Licht, auf der anderen die dunkle Welt. Diese Schnur ist sehr mächtig, und wenn die Sonne untergeht, nur in diesen paar Minuten, können wir die Seele des Toten einfangen und ihn heimbringen. Dann wird er zu den
wandjina
zurückgebracht, den Schöpferahnen. Ihr erinnert euch an die Knochen in den Höhlen. Jetzt kann die Seele kommen und gehen, sie ist frei zu wandern, wohin sie will.«
    »Und der andere Ort,
dorgei,
ist er schön?«, fragte Susan.
    »Ja. Viele Menschen gehen dorthin, bevor sie sterben. Viele Wasserfälle, Bäume, ein glücklicher Ort. Es ist sehr schön dort.«
    Barwon hörte mit großem Interesse zu und war drauf und dran, Ardjani eine Frage zu stellen, als Alan zu ihnen zurückkehrte und sich seinen Stuhl heranzog. »Hier sind die Fotos von Dumbi auf dem Babytuch. Ich …« Er verstummte, als Barwon ihm ins Wort fiel.
    »Was gibt dir das Recht, einfach so dazwischenzufahren?« Und bevor Alan etwas erwidern konnte, war Barwon aufgesprungen und stürmte davon.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Alan.
    Beth seufzte. »Ardjani, wir müssen unbedingt etwas tun, um seine Familie zu finden. Das frisst ihn bei lebendigem Leibe auf.«
    Der Älteste stimmte ihr zu. »Barwon ist erfüllt von Schmerz. Er wird kein ganzer Mann sein, bis er seine Familie gefunden hat, bis er weiß, wohin er gehört. Jennifer sagt, Jimmy erkundigt sich noch immer bei den Leuten in Derby. Wir müssen Geduld haben und abwarten.«
    Ardjani erhob sich, und die anderen Ältesten folgten seinem Beispiel.
     
    In den Schatten beim Wassertank hinter dem Lager der Barradja spritzte sich Ardjani Wasser ins Gesicht und streckte sich, wohl wissend, dass er beobachtet wurde. Barwon trat ins Licht der Glühbirne, die in einer Ecke des Gebäudes hing.
    »Ich muss mit dir reden, Ardjani. Es ist wichtig, ich kann nicht …«
    Seine Stimme versagte, seine Gefühle schnürten ihm die Kehle zu. Ohne Eile trocknete sich Ardjani die Hände an dem Handtuch ab, das neben dem Wasserhahn hing. »Komm.« Er führte Barwon zu mehreren Plastikstühlen an den erloschenen Kohlen des Lagerfeuers. Sie setzten sich. Ardjani beobachtete den jungen Mann und wartete.
    Barwon saß vornübergebeugt da, die Hände verkrampft, die Arme zwischen den Knien baumelnd. Er blickte nach unten und begann mit leiser, gehetzter Stimme zu sprechen.
    »Das Foto von dem Babytuch, das Baby aus der Kunstgalerie … ich kenne das Tuch. Sehr gut sogar. Ich habe gesehen, wie sie es gemacht hat.«
    »Die Mutter des Babys? Weshalb hat sie die Dumbi-Geschichte daraufgedruckt? Kennst du sie gut?«
    »Ja. Wir haben etwa einen Monat zusammengelebt. Sie hat Kunst studiert, und sie hat die Aborigine-Geschichten geliebt, die ich ihr erzählt habe. Die meisten davon hatte ich aus Büchern, aber die Eulen-Geschichte … das war meine.« Er beugte sich noch weiter vor und begann, den Umriss des Vogels in die dunkle Erde zu kritzeln. »Die klarste Erinnerung an meine Mutter ist die, dass sie mir eine Geschichte von einer kleinen Eule erzählt und sie in den Staub zeichnet. Ich habe diese Eule für Lisa skizziert. Und sie hat sie auf das Tuch gedruckt. Um einen Wandbehang zu machen, hat sie gesagt.«
    »Barwon, Dumbi ist eine Barradja-Geschichte. Dieses Mädchen, das Baby …?« Ardjani blickte Barwon an, der daraufhin den Kopf hob und dem Ältesten endlich in die Augen sah.
    »Ja, es ist meins. Mein Baby. Lisa war noch sehr jung, gerade mal siebzehn. Sie kam aus einem streng religiösen Elternhaus und meinte, ihre Eltern würden mich niemals akzeptieren. Doch was noch schlimmer ist: Ich konnte einfach die Vorstellung einer solchen Verantwortung nicht ertragen. Ich hatte Angst.«
    »Du bist abgehauen?«
    »Ja. Ich hatte immer vor, zu ihr zurückzukehren. Ich mochte sie wirklich. Aber wie sollte ich diesem Baby einen Namen geben und es großziehen?« Und mit einem zornigen Schrei stieß er hervor: »Ich habe ja nicht mal selbst einen Namen!«
    Aufrecht saß Ardjani da, unbewegt. »Jeder Mann trägt die Verantwortung für seine Saat. Du hast dieses Mädchen verlassen, bevor das Baby zur Welt gekommen ist?«
    »Ja. Ich bin wieder

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