Im Licht der roten Erde
die Barradja noch über die gesamte Kimberley verstreut. Damals fingen wir gerade erst an, hierher, nach Marrenyikka, zurückzukehren. Doch die alten Frauen kennen sicher die Geschichte von einem Weißen mit einer Barradja-Frau, der am Ord River ums Leben kam. Wir werden das herausfinden. Wir werden abwarten«, sagte Ardjani ruhig.
Alistair kehrte mit Billy zurück. »Das wäre erledigt. Wir haben einen hilfsbereiten Sergeant erwischt. Sie möchten eine Aussage von dir haben, Barwon. Sie schicken einen Beamten aus Kununurra.«
»Wie haben sie reagiert?«, wollte Mick wissen.
»Die Polizei von Victoria hat mir die Tatzeit genannt. Als das Mädchen ermordet wurde, bist du betrunken aufgegriffen worden, Barwon. Ich habe ihnen erklärt, dass du für die Tat nicht verantwortlich sein kannst. Sie schienen ziemlich erleichtert zu sein, auch wenn sie die Suche nach dir schon eingestellt hatten. Sie haben den
truckie
ausfindig gemacht, der das Mädchen mitgenommen hat. Jetzt fahnden sie nach einem Serienmörder, der in der Nähe des Lawson State Park sein Unwesen treibt. Es sind zwei weitere Mädchenleichen aufgetaucht, beides Anhalterinnen.«
Barwon schauderte, und Beth nahm seine Hand. »Lasst uns schlafen gehen. Wir können um diese Zeit ohnehin nichts mehr ausrichten.« Sie schenkte Barwon ein mattes Lächeln. »Ich kenne die alten Frauen, sie wissen über jeden hier Bescheid, sie werden mit Sicherheit die Geschichte deiner Mutter enträtseln können.«
Ardjani nahm Barwon zur Seite. »Du hast Unrecht getan, jetzt musst du das wiedergutmachen. Das Baby muss zu seinem Volk zurückkehren. Genau wie du.«
Er wandte sich um und ging mit langsamen, festen Schritten zurück zu seinem Lager. Barwon starrte ihm nach.
Susan und Alistair blickten auf Barwons niedergeschlagene Gestalt, als er zusammen mit Beth ebenfalls zum Lager der Barradja zurückkehrte.
»Alan sagt, er hat die Kleine gesehen, sie sei ein süßes Ding«, sagte Susan leise.
»Barwon wird vermutlich eine verwandtschaftliche Beziehung zu einer der Barradja-Frauen nachweisen müssen, bevor man ihm das Baby überlässt«, sagte der Richter.
»Er ist ein sehr labiler junger Mann«, gab Alistair zu bedenken. »Hoffentlich kann Ardjani ihm helfen, sein Leben zu ordnen. Wenn er nicht schnell eine Rettungsleine findet, weiß ich nicht, wohin das mit ihm führen soll.«
[home]
Konfrontationen
D ie Dunkelheit löste sich auf, der Nachthimmel zerfloss in den Armen des ersten Lichts. »Tochter Sonne kehrt bald nach Hause an ihren Himmel zurück«, sagte Ardjani, der seine Müdigkeit ignorierte und hinauf zu den verblassenden Sternen blickte.
Sie gingen langsam, aber zielstrebig, Ardjani voran. Rowena strauchelte gelegentlich, ihre Augen waren nicht an die nächtlichen Lichtverhältnisse gewöhnt.
Ein Schauder überlief sie, als sie die riesigen Felsbrocken des uralten, einem Bollwerk ähnlichen Höhenzugs vor sich aufragen sah, der die Geister und die kostbaren
wandjina
-Malereien beschützte.
»Setz dich.« Ardjani deutete auf einen Felsbrocken, und sie setzte sich, ihr Atem hing frostig in der klaren, kalten Luft. Er erhob die Stimme zu einem aufrüttelnden Rufen, das in einen Gesang überging, in ein eindringliches Lied, in dem es um den Versuch einer Erklärung, der Entschuldigung, um Vergebung und Bedauern ging. Die Töne stiegen und fielen, im einen Moment war seine Stimme kräftig, dann wieder leise und schmeichelnd. Schließlich hielt er inne und legte lauschend den Kopf zur Seite.
Rowena schlang die Arme um ihren Körper, eher bemüht, ihre Furcht denn die kalte Luft abzuwehren.
Mit einer ruckartigen Kopfbewegung bedeutete Ardjani der Amerikanerin, ihm zu folgen. Sie stiegen die steile Anhöhe hinauf, kletterten vorsichtig über Gesteinsbrocken und hielten sich an Strauchwerk und kleinen Baumstämmen fest.
Auf einer Lichtung vor dem großen Felsdach mit der Höhle, in der sich die
wandjina-
Malereien befanden, schnitt Ardjani rasch ein paar Zweige, während er sang. Er zündete ein Feuer an, größer als das letzte Mal, und wedelte mit einem Eisenholzzweig voller grüner Blätter, um den Rauch anzufachen. »Leg dich mit dem Gesicht nach unten neben das Feuer.«
Rowena stellte keine Fragen und tat, was er von ihr verlangte. Sie fühlte die leichte Berührung von Ardjanis Händen, die über ihre Arme und Beine fuhren, während sie mit ausgestreckten Gliedern dalag wie eine Bittstellerin.
Sie spürte, wie seine Hände ihren Kopf berührten,
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