Im Licht der roten Erde
nach Sydney gegangen. Ich wollte immer zurückkehren und die Sache klären … aber ich hab es nie getan … und dann hab ich aus dem Fernsehen von dem ausgesetzten Baby erfahren … und ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
»Nun, dieses Mädchen möchte, dass das Baby seine Angehörigen findet. Deine Angehörigen. Sie hat sich an die Geschichte deiner Mutter erinnert. Und sie hat einen guten Hinweis hinterlassen.«
»Ardjani, ich wollte Lisa wiederfinden und das Baby annehmen … und dann ist sie ermordet worden …« Er wandte sich ab und presste sich eine Faust vor den Mund. »Es ist alles meine Schuld.«
»Und warum nimmst du deine Tochter dann nicht zu dir?«
»Ich dachte, die Behörden würden sie mir nicht geben. Sie würden denken, ich hätte Lisa umgebracht. Ich hatte bereits Ärger mit der Polizei, weil ich eine Nacht betrunken war.« Er setzte sich aufrecht hin. »Was soll ich tun, Ardjani?«
Der alte Mann verbarg die Müdigkeit in seiner Stimme und sagte eindringlich: »Was du getan hast, war sehr schlimm. Du musst es wieder in Ordnung bringen, für dieses Baby. Dein Baby.« Dann fuhr er fort: »Wir sprechen mit den weißen
law fellas.
Du erzählst ihnen, was du mir erzählt hast, und Beth ebenfalls.«
Beth hängte gerade nasse Geschirrtücher über die Wäscheleine, die sie zwischen zwei Bäume gespannt hatten, als sie Ardjani und Barwon zum Lager herüberkommen sah. Sie wusste sofort, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Beth, du holst die
law fellas.
Barwon muss ein Geständnis machen.«
Alistair hatte geschlafen. Mick, in einen Trainingsanzug gekleidet, kam aus seinem Zelt, Susan folgte ihnen auf Socken.
Erstaunt hörten sie zu, wie Barwon stockend seine Geschichte wiederholte. Beth empfand großes Mitgefühl mit ihm; sie wusste, wie lange er diese Last mit sich herumgeschleppt hatte. »Warum hast du uns nichts davon erzählt … wir sind deine Freunde … wir hätten Verständnis dafür gehabt …«
Er zuckte die Achseln. Sein Schmerz ließ keinen von ihnen unberührt.
»Wir müssen die Polizei informieren. Und zwar so bald wie möglich, würde ich sagen«, ließ sich Alistair vernehmen.
»Holt Billy aus seinem
swag,
er soll sofort in Melbourne anrufen«, sagte Beth. »Ich werde morgen früh mit Joyce Guwarri telefonieren.«
»Sie werden das Baby nicht übergeben, solange die Elternschaft nicht geklärt ist und man die neuen Vormunde überprüft hat«, sagte Mick.
Alistair ging hinüber zum OKA , um Billy zu wecken.
»Was ist mit Barwons Familie? Das hilft ihm auch nicht, sie zu finden«, bemerkte Susan.
»Seine Mutter muss Barradja sein. Erzähl mir alles, woran du dich erinnerst«, wies Ardjani Barwon an. »Dann ruft Jennifer Jimmy über Funktelefon in Derby an, und er erzählt den alten Frauen, was du gesagt hast. Sie werden schon dahinterkommen.«
Sie schichteten neues Feuerholz auf, und Barwon, inzwischen ruhiger geworden, setzte sich auf die Erde. Er starrte in die Funken, während er Bruchstücke seiner Erinnerung vor ihnen ausbreitete, an die er sich seit Jahren geklammert hatte. Er sprach von der kleinen Eule, vom Gesicht seiner Mutter und von dem, was ihm der Bruder erzählt hatte, der ihn damals zur Mission brachte. Und er erzählte, was Beth herausgefunden hatte: dass sein Vater bei einem Minenunfall ums Leben gekommen war und dass seine Mutter ihn zusammen mit seinen Schwestern im Konvent gelassen hatte, um seinen Leichnam zu holen. Dass sie zurückgekommen war und von seinen Schwestern erfahren hatte, dass man ihren Jungen in seinem eigenen Interesse in die Mission gebracht hatte, und dass sie an ihrem gebrochenen Herzen gestorben war, als die Missionare ihr Versprechen brachen und ihn nicht zu ihr zurückbrachten.
»Der Bruder sagte mir, der Grund dafür sei, dass ich so eine helle Haut hätte. Ich müsse ein weißer Junge werden. Sie nannten mich Nigel, wie die Nonnen es getan hatten, doch sie sagten, ich müsse einen neuen Namen bekommen, also riefen sie mich Barwon, nach dem Fluss.« Er hob den Kopf und sagte mit der Stimme eines kleinen Jungen: »Ich kann mich nicht an meine wahren Namen erinnern, die Namen, die mir meine Mutter und mein Vater gegeben haben.«
Ardjani schaute Beth an, die ihren Arm um Barwon gelegt hatte und sanft seinen Kopf an ihrer Brust barg.
»Glaubst du, die Tatsache, dass seine Mutter ihm von Dumbi erzählt hat, beweist seine Verbindung zu den Barradja?«, wandte sich Mick fragend an Ardjani.
»Als Barwon zur Welt kam, waren
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