Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
ihnen doch bitte zu. Vielleicht macht das die Station ja profitabler …«
    »Unsinn. Wir werden keinen Cent kriegen für irgendwelche Steinhaufen und -werkzeuge oder weiß der Geier, was sonst noch. Wissenschaftler haben kein Geld. Wenn es hier etwas von Wert gibt, liegt es in der Erde, ganz richtig, aber dann sind’s Diamanten!«
    Es war das erste Mal, dass er klipp und klar sagte, dass er die Zukunft von Boulder Downs im Minenbau sah. Ardjani gab Alistair ein kaum merkliches Zeichen.
    »Die Birrimitji-Ausgrabungsstätte liegt ziemlich dicht am Explorationsort«, sagte Alistair. »Der Konflikt ist vorprogrammiert.«
    »Für mich nicht«, widersprach Giles Jackson. »Für mich gibt es keinen Konflikt. Sie haben eine Genehmigung, den Boden zu untersuchen, und ich habe eine Abmachung mit ihnen für den Fall, dass sie etwas finden.«
    Die Gruppe geriet in Bewegung. »Sie können keinerlei Einfluss nehmen auf das, was geschieht, wenn die Untersuchungen der Funde in Birrimitji Professor de Witts Vermutungen bestätigen«, sagte Mick.
    Susan war das gierige Glitzern in Jacksons Augen nicht entgangen. »Wahrscheinlich lässt sich mit dieser Stätte als Kultursymbol ohnehin weit mehr Gewinn erzielen als mit dem Minenbau. Wir wissen doch alle, wie risikoreich das ist.«
    »Ich ziehe die Diamanten trotzdem vor, danke.«
    »Nun, wir waren der Ansicht, es sei nur korrekt, Ihnen die Neuigkeiten Birrimitji betreffend persönlich zu überbringen, bevor Sie sie aus dem Radio oder den Fernsehnachrichten erfahren«, sagte Beth gelassen. »Außerdem werden polizeiliche Ermittlungen wegen des Kunstraubs stattfinden.«
    Ardjani tippte an seinen Hut und zog damit Jacksons Aufmerksamkeit auf sich. Der Aborigine-Älteste stand auf und wandte sich mit ruhiger, aber fester Stimme an den rotgesichtigen Pastoralisten. »Unsere Kultur ist seit Anbeginn der Schöpfung in diesem Land verwurzelt. Sie ist in den Hügeln, den Flüssen, den Bäumen, den Felsen. Sie wird von den Geistern unserer Ahnen bewacht, die in den Gemälden wohnen, dort oben, in den heiligen Stätten bei unseren Gebeinen. Dieses Land ist immer unser Land gewesen und wird immer unser Land sein, es darf nicht zerstört werden. Diejenigen, die es aufreißen oder uns fortnehmen, werden von den Geistern bestraft. Diese Leute werden sterben.«
    Seine Worte waren schlicht, doch in der emotionsgeladenen Atmosphäre hatten sie eine Wirkung auf Jackson wie ein Schlag in die Magengrube. Er sprang auf und hob die geballte Faust. »Droh mir nicht, du alter Bastard! Denk ja nicht, du kannst mich mit deinen verfluchten Knochen und diesem Unsinn über heilige Stätten von meinem Land verscheuchen!« Dann wandte er sich an die Gruppe: »Mein Gott, wisst ihr eigentlich, worauf ihr euch da einlasst? Packt eure verdammten Taschen und geht zurück nach Süden, wo ihr tun und lassen könnt, was ihr wollt. Hier oben sieht die Realität so aus, dass das Land uns gehört. Wir pachten es, wir bewirtschaften es, wir besitzen es. Schluss und aus.«
    Damit drehte er sich um und marschierte zum Haus zurück.
    »Das wirst du noch bereuen, Jackson«, schrie Barwon ihm wütend hinterher.
    »Lass gut sein, Barwon«, sagte Mick warnend.
     
    Norma Jackson war verlegen. Sie ging ein paar Schritte hinter ihrem Mann her, dann kehrte sie zur Gruppe zurück. »Es tut mir leid. Giles ist ziemlich mit den Nerven runter. Es läuft finanziell nicht allzu gut, und diese ganzen
land claims,
Aufhebungen und Änderungen von Gesetzen, die heiligen Stätten und so weiter haben es für ihn nicht leichter gemacht.«
    »Es muss auch für Sie ein hartes Leben sein«, sagte Susan mitfühlend und half ihr, die Gläser und den Krug auf ein Tablett zu stellen, während die anderen schon zu den Fahrzeugen gingen. Sie wusste instinktiv, dass Norma bei ihrem Mann nichts zu melden hatte, doch jetzt hatte sie den Eindruck, dass sie – vielleicht zum ersten Mal in ihrer Ehe – den Mut aufbringen würde, sich gegen ihn zu stellen.
    »Machen Sie ihm keinen Vorwurf, er ist nun mal so. Wir mussten uns vieles gefallen lassen. Boulder Downs war sein Traum, doch mitunter ist es nichts als ein Alptraum. Der Gedanke, wir könnten die Station verlieren – entweder an die Banken oder, noch schlimmer, an die Aborigines –, lässt ihn nachts nicht mehr schlafen.« Norma ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sie war hin- und hergerissen zwischen der Loyalität ihrem Mann gegenüber und ihrer Verlegenheit über seine Grobheit und seinen Zorn.

Weitere Kostenlose Bücher