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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sprach sie mit sich selbst, dann wieder wandte sie sich an Andrew und Susan. Es war ein unzusammenhängendes, weitschweifiges Gestammel über ihre Ehe, ihre Träume, ihre Meinungsverschiedenheiten mit Giles Jackson. Und über das Gefühl des Verlusts, nicht nur ihren Ehemann betreffend, sondern dessen, was sie für unvermeidlich hielt: den Verlust ihres Zuhauses in Boulder Downs.
    »Ich will nicht von hier weg«, sagte sie zu ihren schweigenden Begleitern. »Ich liebe diesen Ort, selbst wenn es eine schreckliche Plackerei war. Anders als Giles habe ich nie wirklich daran geglaubt, dass Gold oder Diamanten uns weiterhelfen. Es kam mir einfach so unrealistisch vor.«
    Eine Zeitlang beobachtete sie das geschäftige Treiben der Vögel und der zeitig grasenden Kängurus, dann entdeckte sie einige Stationsrinder, die in einem auffallend schlechten Zustand waren. »Machen nicht viel her, oder?«, bemerkte sie traurig.
    Sie schwieg ein paar Minuten, dann bedachte sie Susan mit einem eindringlichen Blick. »Wissen Sie, unsere letzten gemeinsamen Minuten haben wir im Streit verbracht. Er war wütend, weil ich der Ansicht war, wir könnten damit über die Runden kommen, dass wir Kapital aus diesem wundervollen Kulturerbe auf unserem Besitz schlagen, und weil ich mit den Aborigines zusammenarbeiten wollte. Jetzt hat ihn einer von denen umgebracht.«
    Susan befürchtete, Norma Jackson würde erneut zusammenbrechen, doch sie tupfte sich nur kurz die Augen und konzentrierte sich dann auf die Landschaft. Sie wirkte kontrolliert, aber unbeschreiblich traurig.
     
    Andrew hielt am Explorationslager an, wo die Männer um einen Tisch herum saßen, verschlafen ihren Kater pflegten und becherweise Tee in sich hineinkippten. Unsicher schwankend kamen sie auf die Füße und drückten Norma, die Andrew und Susan zögernd gefolgt war, murmelnd ihr Beileid aus. Als Norma die zugedeckte Gestalt auf dem Boden in der Nähe der parkenden Fahrzeuge entdeckte, schnappte sie nach Luft und wandte sich ab.
    »Warum warten Sie nicht im Wagen, Norma? Der Flieger müsste jede Minute da sein.« Susan führte sie zurück zu dem Fahrzeug, das sie sich von Esme geliehen hatten.
    »Irgendwelche Probleme?«, fragte Andrew und nickte mit dem Kopf Richtung Wellblechhütte.
    »Nein. Er war ganz ruhig. Ähm, wir haben ein ganz schönes Getöse veranstaltet. Hatten zu viel geladen, tut mir leid«, sagte Kevin Perkins zögerlich.
    »Habt ihr ihn wenigstens zum Pinkeln rausgelassen?«
    »Die Polizei hat gesagt, er soll hinter Schloss und Riegel bleiben.«
    »Dann lasst uns dem armen Kerl eine Tasse Tee bringen.« Andrew ging zum Tisch und schenkte einen Becher ein.
    Susan ging mit ihm, und sie sahen zu, wie Perkins das Vorhängeschloss aufsperrte und den Riegel zurückschob. »Deine Freunde sind hier«, verkündete der Vorarbeiter brummig und trat zur Seite, als Andrew einen Schritt ins halbdunkle Innere der Wellblechhütte machte.
    »Barwon, Kumpel, wir bringen dir ’ne Tasse Tee. Wie geht’s …
o verdammt!
« Andrew fuhr zurück, ließ den Becher fallen und taumelte erschrocken rückwärts zur Tür hinaus.
    »Was zum Teufel …?« Perkins trat über die Schwelle, während Andrew Susan entsetzt anstarrte.
    »Was ist los?«, fragte sie drängend.
    »Verdammte Scheiße …« Perkins knallte die Tür zu und lehnte sich mit aschfahlem Gesicht dagegen. Andrew streckte die Hand nach Susan aus. Der Vorarbeiter rief die Männer, die vom Tisch aufsprangen und in ihrer Eile die Stühle umrissen. »Der Kerl hat sich aufgehängt!«
    »Andrew … nein … o nein!« Susan klammerte sich an ihn.
    »Er hat sich aufgehängt, Susan. O Gott, ich hätte nie gedacht, dass …«
    Susan fühlte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Würgend stürzte sie zu einem in der Nähe stehenden Baum und übergab sich, geschüttelt von Trauer, Schuld und Zorn.
    Norma stieg aus dem Wagen und blickte sich verwirrt um. Als sie verstand, was passiert war, warf sie einen schnellen Blick auf ihren toten Mann. Sie senkte den Kopf, lehnte sich gegen das Heck und weinte … um Giles, um sich selbst und um diesen Ausgang, der nichts dazu tat, ihren Schmerz zu vermindern.
    Andrew konnte seinen Zorn nicht zügeln. »Hört mal zu, ihr Scheißkerle. Er war ein guter Mann, er ist von Jackson provoziert worden, und ihr hattet die Aufgabe, auf ihn aufzupassen. Weshalb habt ihr nicht nach ihm gesehen?« Andrews Stimme wurde zu einem Brüllen. »Ihr Vollidioten!«
    Die Männer blickten einander an und dachten an

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