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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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das Wissen, das ihm der Songmaster überbrachte, und war getröstet.
     
    In den stillen, dunklen Stunden des frühen Morgens wachte Susan in dem kargen Schlafzimmer im Wohngebäude der Jacksons auf, in dem Andrew und sie übernachtet hatten, um Norma Trost zu spenden. Sie setzte sich auf und fröstelte. Andrew tastete verschlafen nach ihr. »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht, ich dachte, ich hätte etwas gehört.«
    »Glaubst du, Norma ist schon aufgestanden? Mein Gott, sie hat genug Whisky getrunken, um einen Berufsboxer auf die Bretter zu schicken.«
    »Nein … ich kann es nicht erklären. Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber ich dachte, ich hätte einen tiefen, gequälten Schrei gehört, vielleicht den eines Vogels … ein so trauriger Schrei. Vielleicht eher ein Wehklagen … Oh, Andrew, es tut mir so leid … um Barwon und die arme Norma. Sie hat keine Ahnung, was sie jetzt tun soll.«
    »Sie hat gesagt, sie wolle Boulder Downs nicht verlassen, aber sie kann die Station kaum alleine führen. Ohnehin läuft es nicht gerade gut. Sie hat Kinder unten im Süden. Vielleicht kann sie dorthin.«
    »So wie sie gestern Abend geredet hat, hatten sie solche Hoffnungen in die Mine gesetzt, hatten gehofft, sie würde ihnen aus ihren finanziellen Schwierigkeiten helfen. Sie sagte, sie würde durchaus auch den Wert der Aborigine-Kultur sehen, selbst wenn der arme Giles das nicht konnte. Sie schien wirklich hier draußen bleiben zu wollen, schien die Kimberley zu mögen …«
    »Frauen, die nicht in dieses Leben hineingeboren sind, kommen nie wirklich damit zurecht.«
    »Das sehe ich anders. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nach dieser Erfahrung in einer trostlosen Vorstadt glücklich wird. Meinst du damit vielleicht, dass auch ich niemals hier draußen leben könnte?«
    »Großer Gott, nein. Das meine ich nicht.« Andrew umarmte sie. »Du bist stark, du kannst auf dich selbst aufpassen, obwohl einen das manchmal in den Wahnsinn treibt. Norma dagegen braucht jemanden, der ihr sagt, wo es langgeht.«
    »Viele Frauen sind so, weil sie nie die Chance hatten, selbst etwas auf die Beine zu stellen.«
    »Viele wollen das auch gar nicht, meine Liebe. Vielleicht solltest du versuchen, jemandem die Chance zu geben, sich ein bisschen um dich zu kümmern.«
    Susan ignorierte seine Bemerkung und entzog sich sanft seinen Lippen. »Andrew, ich habe gerade an das gedacht, was Mick gesagt hat. Über Boulder Downs und die Buschuniversität … darüber, diesen Ort zu kaufen. Vielleicht ist das der richtige Weg. Vielleicht könnte Norma bleiben und eine Fremdenunterkunft aus dem Wohngebäude machen …«
    »Es ist zu früh, Norma mit so etwas zu konfrontieren.«
    »Du hast ja recht.« Sie seufzte. »Aber vielleicht ergibt sich doch noch etwas Gutes aus diesem ganzen Alptraum.«
    Sie rollte sich in seine Arme, und er streichelte ihr Haar und hielt sie fest an sich gedrückt, während das blasse Morgenlicht seine Pfeile über den dunklen Himmel schickte.
     
     
     
    Beim ersten Tageslicht hob die Cessna 310 der Police Air Support Services in Derby ab. An Bord waren der Chefpilot, Detective Sergeant Tony Spinoza, General Duties Constable Alec Buchan und der für Aborigine-Angelegenheiten zuständige Officer Paul Wangerri, dessen Aufgabe es war, die Rechte der Aborigine-Straftäter zu vertreten.
    »Haben Sie die kriminaltechnische Ausrüstung, Sergeant?«, fragte Paul Wangerri. »Werden Sie die Befragung des Tatverdächtigen auf Video aufzeichnen?«
    »Nein, das machen wir auf dem Revier. Obwohl ich eine Kamera dabeihabe, um alles am Tatort zu filmen. Ich frage mich, was da wohl passiert ist.«
    »Vermutlich war Alkohol mit im Spiel, es ist zu einem Streit gekommen, und einer hat zur Waffe gegriffen. Ist ja schon öfter vorgekommen. Zumindest sind keine weiteren Aborigines involviert, so dass wir es diesmal nicht mit Vergeltung zu tun bekommen.«
    Spinoza nickte. Vergeltung unter Aborigines, wo Recht und Bestrafung in den Händen der
law men
der jeweiligen Stämme lagen, die Totschlag und ähnliche Verbrechen für gewöhnlich mit dem
spearing
ahndeten, war den weißen Rechtsvertretern wohlbekannt und wurde in so manchem Fall mit Nachsicht behandelt. Beim
spearing
handelte es sich um eine jahrtausendealte traditionelle Strafzeremonie, bei welcher dem Übeltäter mehrere Male ein Speer durch beide Oberschenkel gestoßen und das vergossene Blut mit dem des Opfers aufgerechnet wurde, um einer Fehde zwischen zwei Familien oder

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