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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zum Abschied geschenkt. Ich hatte erzählt, dass ich darüber nachdächte, in die Kimberley zu reisen, um meine Familie ausfindig zu machen. Vermutlich dachten sie, alle Schwarzen spielen
didgeridoo.
«
    »Nun, dann lassen Sie uns mal zur Sache kommen«, wechselte sie das Thema. »Vertrauen und Aufrichtigkeit zwischen uns sind Grundvoraussetzung, wenn ich Sie vertrete.«
    Er hob die Hand. »Ich verstehe.«
    »Dann erzählen Sie mir, was in jener Nacht passiert ist. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne, ausschließlich zu meinem eigenen Gebrauch?«
    Nigel Barwon stellte seine Tasse ab und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Plötzlich erinnerte er sie an Andrew Frazer. Als er zu sprechen begann, schob sie den Gedanken an den gutaussehenden Rinderzüchter beiseite.
    »Ich habe Shirley Bisson vor ein paar Jahren kennengelernt. Sie war eine herzliche, sensible Frau, und ich mochte sie sehr. Shirley hat mich zum Mittagessen eingeladen, und daraus ist, nun, eine Freundschaft entstanden.«
    »Sie sind ein Liebespaar geworden?«
    »Ja. Natürlich ist sie älter, zu Beginn unserer Freundschaft war sie fast fünfzig, aber sie ist eben auch so reif, so sinnlich und einfühlsam. Nach ein paar Monaten hat sie mich gefragt, ob ich bei ihr einziehen wolle. Das war wunderbar. Sie hat mich verwöhnt, hat mir Geschenke und Kleidung gekauft. Ich habe nie darum gebeten, aber es hat ihr Freude gemacht. Sie hat ein wenig Geld von ihren Scheidungen. Insgeheim denke ich, sie hat das getan, um mich zu halten, doch um ehrlich zu sein hätte es mir auch nichts ausgemacht, wenn sie kein Geld gehabt hätte. Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben geliebt und umsorgt gefühlt, und ich schätze, es gefiel mir, bemuttert zu werden.«
    »Ist nicht Beth eine Art Mutterfigur in Ihrem Leben?«
    »Beth ist eher so etwas wie eine Mentorin. Sie fordert mich heraus, versucht, mich besser zu machen, als ich bin. Sie ist eine gute Freundin.«
    »Zurück zu Shirley. Was haben Sie ihr gegeben?«
    »Großartigen Sex. Sie war da völlig locker, und ich weiß, dass ich sie befriedigt habe. Sie ist eine sexy Lady. Außerdem hat es ihr gefallen, mit einem attraktiven jüngeren Mann im Arm durch die Gegend zu ziehen.«
    »Sie hat sich mit Ihnen also in der Öffentlichkeit gezeigt und Sie ihren Freunden vorgestellt. Wie haben die reagiert?«
    »Manche haben gefragt, ob es noch mehr von meiner Sorte gibt.« Er lachte. »Aber ich wurde akzeptiert. Ich wusste, wie ich mich in Gesellschaft zu verhalten hatte, schließlich war ich beim Fernsehen, und meine Hautfarbe schien ihnen einen gewissen Kick zu geben.«
    »Wann ist die Beziehung gescheitert?«
    »Das ist sie nicht. Ich fing an, mich rastlos zu fühlen, und überlegte, zurück in den Westen zu gehen. Shirley verstand das nicht, oder sie wollte nichts davon wissen. Sie weinte und sagte, wenn ich in die Kimberley ginge, würde ich nie mehr zurückkommen. Je mehr sie außer sich geriet, sobald ich darauf zu sprechen kam, desto mehr stieß sie mich von sich, obwohl sie mich doch eigentlich halten wollte. Also habe ich ihr schließlich gesagt, es wäre vorbei.«
    »Und warum sind Sie nach all der Zeit in ihr Apartment zurückgekehrt?«
    »Ich hatte noch die Schlüssel. Wie dem auch sei: Eines Abends hatte ich etwas zu viel getrunken und wollte sie unbedingt sehen.«
    »Warum haben Sie sie dann nicht einfach angerufen?«
    »Ich nahm an, sie wollte nicht, dass ich vorbeikäme, würde vermutlich nichts anfangen wollen, das keinen Bestand hätte. Aber eine Nacht oder zwei … nur um der alten Zeiten willen. Ich war scharf, wollte sie im Arm halten, so was in der Art. Ich weiß, dass ich selbstsüchtig gehandelt habe.«
    »Sie haben sich unbefugt Zutritt verschafft und sie zu Tode erschreckt. Es gab einen Kampf. Das ist ein bisschen mehr als nur selbstsüchtiges Handeln«, gab Susan zu bedenken.
    »Ich habe mir nicht unbefugt Zutritt verschafft. Ich hatte einen Schlüssel. Shirley hat den Schlüssel nicht zurückhaben wollen, hat immer gesagt, die Tür stünde mir jederzeit offen. Ich schätze, sie hat ihre Meinung geändert, als ich tatsächlich abgehauen bin.«
    »Gehen wir die Ereignisse jener Nacht durch. Sie haben die Tür aufgeschlossen, es war fast Mitternacht, und Shirley war schon im Bett …«, fing Susan an. Barwon fuhr mit der Geschichte exakt so fort, wie Beth sie ihr berichtet hatte. Seine Stimme war unbewegt, und er sprach mit der objektiven Ruhe eines Reporters, wie man es ihm

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