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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Naturgesetze und die Launen des Marktes bestehen mussten. In der Nachkriegszeit hatten es die Wollfarmer und Viehzüchter zu Wohlstand gebracht und zählten somit zur Elite, beneidet von den zwischen Stadt und Land eingeschlossenen Vorstädtern. Weitere Immigration hatte Alessi-Kaffeezubereiter und Sushi nach Australien gebracht, und die multikulturelle Stadtbevölkerung feierte, während die Landbevölkerung gegen steigende Zinssätze, zunehmende Schulden, schwankende Märkte und eine desinteressierte Bürokratie kämpfte.
    Susan wandte sich an Andrew. »Ich bin froh, dass all das hier ist. Unverändert. Ich hoffe, das bleibt auch so. Genau so. Ich selbst kann zwar weder einmachen noch häkeln, aber ich bin froh, dass andere Frauen es können. Ich liebe selbstgemachte Dinge.«
    Andrew blickte sie an und versuchte, sich Susan in einer Schürze vorzustellen, wie sie Obst und Gemüse klein schnitt. Das Bild funktionierte nicht. Genauso wenig wie die Vorstellung, sie säße strickend vor dem Kamin. »Sie überraschen mich. Ich hätte nicht gedacht, dass das hier Ihr Ding ist. Ich hätte Ihnen Algen, Thai-Essen und
gelati
zugeordnet. Meine Mutter stellt unsere eigenen Würste her und backt Brot. Das muss man, wenn man so abgeschieden lebt. Und Ihre Mutter?«
    »Sie ist eher der Algen- und
bocconcini-
Typ. Sie schreibt Krimis. Thriller, wie sie dazu sagt. Dad ist Akademiker, also betrachtet er sie eher mit kritischen Augen, aber wirklich verrückt macht ihn, dass er nie herausfindet, wer der Mörder ist.«
    »Sind Sie deshalb zur Juristerei gekommen?«
    Susan lachte. »Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Nein. Die Heldinnen meiner Mutter streifen durch die finsteren Seitengassen von Zagreb und folgen geheimnisumwobenen Männern in Trenchcoats. Mir gefällt der Detailkram: das Aufdröseln und Auf-den-Punkt-Bringen und das anschließende Zusammentragen von Beweismaterial, basierend auf Präzedenzfällen, Fakten und Schlussfolgerungen.«
    »Hm. Klingt nicht so aufregend. Ich denke, Ihre Mum hat es besser getroffen.«
    Sie schlenderten von Halle zu Halle und sahen sich alle möglichen Tiere an, Vorführungen von Gemüseschälern bis hin zu Traktoren, eine Kunstausstellung, Mode, neue Methoden zur künstlichen Besamung, Ausrüstung und Erfindungen für Mensch, Tier und Farm.
    »Ist etwas darunter, das Ihnen besonders gefällt?«, fragte Andrew.
    »Ich liebe das alles«, sagte Susan mit leuchtenden Augen. »Es ist genau so, wie ich es aus meiner Kindheit erinnere. Das macht mich wirklich glücklich. Es riecht sogar noch genauso – eine Mischung aus faulenden Bananen, Sägemehl und Dung.«
    »Die Überraschungstüten sind nicht mehr so toll. Kommen Sie, versuchen wir’s mal am Schießstand.«
    Sie schleuderten Bälle auf mechanisch dahingleitende Enten, die jedoch weder wackelten noch umkippten. Susan warf Münzen in einen Wunschbrunnen. Andrew zwinkerte, reichte ihr seinen Hut und bezahlte am Schießstand für ein Luftgewehr. Er feuerte auf Holzvögel an einem Draht, die über einen gemalten Himmel flatterten. Als er danebentraf, blickte er in die Kimme, dann schloss er ein Auge, schätzte den Winkel ab und schoss. Er erwischte zwei Vögel hintereinander. Mit einem gespielten Lächeln reichte ihm der Mann vom Stand eine ausgestopfte Stoffhenne. Susan war begeistert: »Die ist toll! Ich wollte schon immer Hühner halten.«
    »Nun, dann besorgen wir Ihnen ein paar Ostereier passend zur Henne.«
    »Aber welche aus Plastik, bitte. Gefüllt mit rosa und weißen Marshmallows.«
    Er schüttelte den Kopf, als sie auf einen Süßigkeitenstand zustrebte, wo eine Dame mit einer rosa Kappe Zucker zu Wattewolken auf langen Stöcken spann.
    »Zeit fürs Geschäft.« Er schob sie Richtung Maschinenausstellung. »Muss auf dem neuesten Stand bleiben«, erklärte er, nachdem er übermäßig lange vor den Pumpen und Traktoren stehen geblieben und sogar in einen hineingeklettert war. »Dort, wo ich herkomme, gibt es im Umkreis von Tausenden Kilometern keinen einzigen Ausstellungsraum für Maschinen.« Er blickte sie aus der Traktorkabine heraus an. »Ich hoffe, Sie langweilen sich nicht.«
    »Nein, ich verhungere nur«, sagte Susan und drückte sich grinsend beide Hände auf den Magen.
    »So!«, sagte Andrew und sprang vom Traktor. »Zum Speisesaal für die Teilnehmer der Veranstaltung.«
    »Damit kriegen Sie mich herum.«
    Er nahm ihre Hand und lächelte. »Dann war das die leichteste Eroberung, die ich je gemacht habe. Und das nur mit der

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