Im Licht der roten Erde
nicht? Es ist ein Abenteuer, auch wenn die Straße jetzt überwiegend geteert ist.«
»Na gut, ich werde darüber nachdenken. Irgendwie kann ich mir meinen Saab nur schwer auf dem Weg in die Kimberley vorstellen. Beth hat mir erzählt, dass das Trockenzeit-Lager der Barradja mehrere hundert Kilometer außerhalb von Kununurra liegt.«
Andrew machte ein ernstes Gesicht. »Sind die Mitglieder dieser Gemeinschaft damit einverstanden, dass Sie kommen? Man könnte Sie für eine weiße Rechtsvertreterin halten, und das ist möglicherweise ein Problem. Sie stellen besser sicher, dass Beth die Erlaubnis hat, Sie mitzubringen.«
Susan war überrascht. »Mir war nicht klar, dass man mir erlauben oder verbieten könnte, dorthin zu reisen. Der Gedanke, in meinem eigenen Land nicht überall hingehen zu dürfen, ist mir nie gekommen.«
»Und dabei haben Sie vermutlich die Pforten sämtlicher den Männern vorbehaltenen Sozietäten gestürmt?« Er grinste.
Sie schmollte ein wenig und versuchte, nicht beleidigt auf seine flapsigen Sprüche zu reagieren. »Das haben meine Schwestern bereits vor ein paar Jahren für mich erledigt. Allerdings läuft die Klüngelei der Altherrenriege in den Anwaltsberufen nach wie vor wie geschmiert. Wir haben gerade damit begonnen, ein weibliches Netzwerk aufzubauen, das sich als ziemlich effektiv erweist.«
»Das glaube ich gern. Ich würde mich nur ungern mit Leuten wie Ihnen anlegen.« Als er ihre hochgezogenen Augenbrauen bemerkte, fügte er hinzu: »Hab nur Spaß gemacht. So – und wann kommen Sie nun?« Er blickte sie erwartungsvoll an.
»Ich weiß es nicht. Ich muss mir freinehmen, mich mit Beth absprechen.« Innerlich schmiedete Susan bereits Pläne. »Wir müssen einfach abwarten, was das Schicksal bereithält.«
Sein Gute-Nacht-Kuss raubte ihr den Atem.
Er versprach, sie anzurufen. Und darüber freute sie sich. Je öfter sie ihn hier sah, desto leichter wäre es, ihm in der Kimberley einen Besuch abzustatten.
Susan traf sich zur Verhandlung mit Beth und Barwon vor dem Amtsgericht von Waverley. Sie waren bereits zu einem ersten Gerichtstermin erschienen, an dem Susan auf nicht schuldig plädiert und angekündigt hatte, dass sie bereit für die Verhandlung waren.
»Nervös?«, fragte Susan und sah kurz zu Barwon hinüber, der ein Achselzucken andeutete und seine Krawatte richtete. Er trug einen marineblauen Blazer, dazu eine dunkelgraue Hose und ein weißes Hemd. Sie hatte ihn zu seinem Outfit beglückwünscht. »Sie sehen aus wie jemand aus der Country-Road-Klamotten-Werbung.«
Barwon grinste. »Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich mir keine Sorgen mache.« Sein Grinsen verzerrte sich zur Grimasse, als er mehrere Fotografen vor dem Eingang zum Gericht entdeckte.
Drinnen nahm Barwon auf einem Stuhl hinter Susan Platz, die sich ans Ende eines langen Tisches setzte. Der Staatsanwalt saß am anderen Ende. Shirley Bissons Platz war in der ersten Reihe dahinter. Sie trug ein elegantes blassblaues Kleid und hielt den Blick auf die Hände in ihrem Schoß gesenkt. Der Gerichtsdiener stellte sicher, dass das Aufnahmegerät funktionierte, und nickte dem Staatsanwalt zu.
Der Polizeibeamte vom Rose-Bay-Präsidium, der bei der Verhaftung zugegen gewesen war, trat als Zeuge auf und gab seine Aussage zu Protokoll. Ihm folgte ein zweiter Officer, der die Aussage seines Vorgesetzten bestätigte.
Anschließend wandte sich Susan an den Richter und erklärte kurz, dass sie aufgrund der nur oberflächlichen Verletzung des Angeklagten damit einverstanden sei, sich auf das medizinische Gutachten des Krankenhauses zu beschränken und darauf zu verzichten, den Arzt in den Zeugenstand zu rufen. Das Gutachten wurde in beiderseitigem Einvernehmen dem Beweismaterial zugefügt und vom Richter in Empfang genommen.
Shirley Bisson zuckte leicht zusammen, als der Protokollführer sie aufrief. Der Staatsanwalt, ein stattlicher Ex-Football-Spieler, ging mit ihr den Abend des angeblichen Überfalls durch, nachdem er sie kurz zu ihrem Verhältnis zu Barwon befragt hatte.
»Warum ist Ihre Beziehung auseinandergegangen?«, erkundigte er sich.
Shirleys Hände knüllten ihr Taschentuch zu einem Ball zusammen, und sie senkte den Kopf, bevor sie antwortete: »Er hatte sich verändert. Er wirkte nicht mehr so interessiert wie früher.«
»Haben Sie ebenfalls das Interesse verloren?«
»Ja.«
»Als er vor sechs Monaten bei Ihnen ausgezogen ist, haben Sie da klargestellt, dass Sie ihn nicht
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