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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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dann. Zeit und die innere Einstellung verändern sich, wenn man in der Kimberley ist.« Sie lachte leise auf. »Bei den Barradja zu sein ist, wie in einer anderen Welt zu leben. Eine Erfahrung, die jeder einmal machen sollte.«
    »Warum?« Susan war fasziniert.
    »Es ist nicht nur die Freude, mit diesen Menschen zusammen zu sein, es ist die Verwandlung, die dieses Zusammensein mit sich bringt. Mit den Jahren hat sich so mein Leben verändert. Ich betrachte die Welt, die Leute darin und mich, wer ich bin – ein ziemlich veränderter Mensch. Zum Besseren, könnte ich hinzufügen.«
    »Ich wünschte, ich könnte diese Erfahrung ebenfalls machen.« Die Worte sprudelten aus Susans Mund, bevor sie darüber nachgedacht hatte.
    »Warum nicht? Es ist ganz leicht. Kommen Sie einfach.«
    »Das würde ich liebend gern tun«, sagte Susan lachend. »Wissen Sie, wie man an Wendepunkte in seinem Leben gelangt? Vielleicht stehe ich jetzt genau vor einem.«
    »Es wäre eine wertvolle Erfahrung für Sie, eine lehrreiche Erfahrung, wenn Sie bereit sind, sich zu öffnen, egal, was passiert«, klang Beth’ Stimme leise durch die Leitung. Susan spürte, dass ihre Worte eine unterschwellige Botschaft enthielten, doch sie war sich nicht sicher, welche.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Sie sind diejenige mit den Fristen, dem Druck und der Karriere. Sie entscheiden, was wichtig ist in Ihrem Leben«, sagte Beth. »Sie sagen mir, ob Sie kommen möchten, und ich werde alles für Sie regeln.«
    »Danke, Beth.«
     
     
     
    Beim Abendessen erzählte sie Andrew von ihrer Idee, mit Beth in die Kimberley zu reisen. Er war erfreut und fing an, ihr Orte zu nennen, die sie besuchen sollte. »Bungle Bungles, Broome, ein Stück Küste, Yandoo …«
    »Einen Augenblick. Ich habe nicht vor, eine Sightseeing-Tour zu unternehmen! Obwohl ich immer noch darauf brenne, Ihre Station zu besuchen. Ich bin noch nie auf einer Farm im Outback gewesen.«
    »Was ist dann der Grund dafür?«
    Susan nippte an ihrem Wein. »Ich bin mir nicht sicher. Ich schätze, ich überlasse am besten Beth die Führung. Kennen Sie das Gefühl, dass man manchmal einfach spontan etwas Verrücktes tun möchte?«
    »Ich versuche, solche Momente zu meiden. Sie sind gefährlich. Mir gefällt es, zu planen und Kontrolle auszuüben.«
    »Langsam glaube ich, es ist besser, ins kalte Wasser zu springen. Man kann nicht jeden Tag im Leben verantwortungsbewusst sein und das Richtige tun.«
    »Vermutlich nicht. Ich denke nie darüber nach. An den meisten Tagen arbeite ich von Tagesbeginn an bis weit nach Einbruch der Dunkelheit.«
    »Das kenne ich gut. Ich habe mich nie aus der Verantwortung geschlichen … vielleicht trifft es das nicht ganz. Ich bin einfach nie frei gewesen, hatte immer irgendwelche Pläne im Kopf. Seit der Grundschule habe ich gelernt und gearbeitet.«
    Andrew schüttelte ein wenig nachdenklich den Kopf. Diese Frau faszinierte ihn. »Man nennt das wohl ›frischen Wind schnuppern‹ – den Wunsch, über den Tellerrand zu blicken, in diesem Fall über die King-Leopold-Gebirgskette.«
    »Es geht tatsächlich nicht allein um das Unterwegssein, die körperliche Reise, Andrew, sondern auch um die innere Reise. Ich verstehe nichts davon, aber ich habe einfach das Gefühl, dass es etwas … Besonderes sein wird, dort drüben Zeit mit diesen Menschen zu verbringen.«
    Andrew starrte auf die Tischdecke, bevor er antwortete. »Diese Menschen. Was bringt Sie auf die Idee, sie könnten etwas Besonderes sein?«
    Susan wurde ungehalten. »Ich weiß es nicht. Das ist der Grund, warum ich denke, ich sollte dorthin reisen. Was ist mit Ihnen? Ich wette, Sie reden lediglich über Geschäfte, erteilen Anweisungen und spielen den Boss.«
    »Jemand muss der Boss sein. Das ist meine Aufgabe. Und die meines Vaters. Wenn Sie da sind, werden Sie vielleicht besser verstehen, wie hart man mitunter sein muss, wenn man für einen so großen Besitz verantwortlich ist. Weichherzigkeit kann man sich da nicht leisten.« Er warf ihr ein rasches Lächeln zu, womit er versuchte, seinem letzten Satz die Schärfe zu nehmen. »Ich meine damit, dass wir nicht jedem unserer Rinder einen Namen geben. Wenn ein Tier verletzt ist, können wir es nicht mit nach Hause nehmen und gesund pflegen, die Entfernungen sind zu groß.«
    »Dann erschießen Sie es also?«
    Er nickte, und Susan platzte heraus: »Was ist mit der schwarzen Bevölkerung in Yandoo? Was passiert, wenn ein Aborigine-Stationsarbeiter vom Pferd

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