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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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war, kicherte sie fröhlich und zeigte dabei ihre schlecht sitzenden falschen Zähne. Diese herausragende Anthropologin, die immer noch edwardianische Kleidung und einen gepflegten britischen Umgangston bevorzugte, hatte Beth viel über die Geschichte der Aborigines beigebracht.
    Sie waren einander zum ersten Mal begegnet, als Beth außerhalb von Derby für die Mission arbeitete, und es war Esme, die für die Universität von Cambridge Recherchen anstellte, welche das Interesse der jungen Nonne für die Stämme in der Kimberley entfachten. Esme hatte ihre Arbeiten veröffentlicht, und ihre bahnbrechenden Studien zum Lebensstil und Glauben der Aborigines hatten viele der früheren Hypothesen ihrer männlichen Kollegen in den 1930 er Jahren widerlegt.
    Sie war eine Rebellin gewesen, die sich nicht an die Regeln der alten Knaben hielt, weshalb schließlich die Quellen für die Finanzierung der meisten ihrer Universitätsprojekte versiegt waren. Unverdrossen hatte sie all ihre Habseligkeiten verkauft, aus dem Kofferraum eines alten Fords bei den Aborigines in der Kimberley gelebt und weiterhin ihre Beobachtungen und Hypothesen über die Ursprünge der indigenen australischen Menschen, Pflanzen und Tiere festgehalten.
    In den 1970 ern wurde Esme allgemein bekannt, als sie die Missionsväter der Lutherischen Mission kritisierte, die seit vielen Jahren heilige Artefakte der Aborigines sammelten. Esme hatte eine Pressekonferenz einberufen und den Medien den Wunsch der ortansässigen Stämme mitgeteilt, dass ihre Artefakte zu feierlichen und sakralen Zwecken an ihre Bestimmungsorte zurückgebracht wurden. Ganz besonders empört war sie, als sie herausgefunden hatte, dass die Sammlung an Kunsthändler nach Übersee verkauft werden sollte. Sie hatte lautstark darum gekämpft, den Verkauf zu stoppen. Esme hatte sich ein Beispiel an der radikalen Frauenrechtlerin Emily Pankhurst und einer Gruppe von Frauen, die gegen den Vietnamkrieg protestierten, genommen und hatte die weiblichen Stammesältesten nach Canberra gebracht, wo sie sich an die Geländer des alten Parlamentsgebäudes ketteten, um den »Diebstahl von Eingeborenenkulturgütern« anzuprangern. Der Verkauf der Sammlung wurde blockiert, und die Artefakte wurden bei einer führenden australischen Universität untergebracht. Esme hoffte immer noch, dass die Stücke eines Tages wohlbehalten an ihre heiligen Stätten zurückkehrten.
     
     
     
    Es war Esme, die der jungen Nonne als Erste Einsicht in die tiefe Spiritualität und kraftvolle Kultur der indigenen Bevölkerung vermittelte. Unter dem Einfluss von Esmes wissenschaftlichem Fundament und den Schöpfungsmythen der Aborigines, die die Anthropologin übersetzt hatte, fing Beth an, die geistige Unbeweglichkeit ihres katholischen Glaubens kritisch zu hinterfragen. Zur gleichen Zeit begannen ihre Konflikte mit dem religiösen System und die Infragestellung ihres persönlichen Lebenswegs. Es war also keine Überraschung für Esme, dass Beth nach einem langwierigen Streit mit dem Gemeindepfarrer und den Nonnen ihres Ordens die Kirche verlassen hatte.
    Beth blieb bei Esme und richtete ihren Heimatstandort in dem bescheidenen Häuschen in Kununurra ein, das als »Tor zur Kimberley« galt. Sie empfand es als ihre Pflicht, auf die alte Dame achtzugeben, die keine eigene Familie hatte. Zeit mit ihrer weisen Freundin zu verbringen war für Beth so, als tauche sie in einen Quell von Energie, Weisheit und Kraft.
     
    Dieser Besuch jetzt unterschied sich nicht von anderen, doch Beth konnte die Gebrechlichkeit erkennen, die der zarten Gestalt zuzusetzen begann. Esmes Schlüsselbeine und Schulterblätter standen spitz unter der dünnen Baumwollbluse hervor. Ihre Hände zitterten öfter, und sie hielt beim Gehen inne, um Luft zu holen, was Beth nie zuvor aufgefallen war. Und doch war sie zum Eingangstor marschiert, als Beth’ Taxi eingetroffen war. Esme hatte ihren zerfetzten Strohhut über ihren dünnen weißen Haarknoten gestülpt, ihre uralten zerknautschten Reitstiefel waren auf Hochglanz poliert.
    »Da bist du also. Und ich bin immer noch hier«, sagte sie mit rauher Stimme, das Gesicht zu einem runzligen Lächeln verzogen. Nur wenige Leute bekamen diese ungetrübte Freude in ihren strengen Zügen zu sehen.
    »Du wirst immer hier sein, Esme. Du wirst diesen Ort noch in deinem nächsten Leben heimsuchen, das weiß ich.«
    »Ich werde als Gartenfächerschwanz zurückkehren. Pass nur auf. Ich werde auf deinem Zaun sitzen und dir

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