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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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aus. »Ich bin Lucky Dodds, und ich war bei der Königin von England zum Tee. Da passt mein Name doch, ich hab echt Glück, oder?« Alle fielen in sein triumphierendes Gelächter ein. Susan warf Alan einen Blick zu. Er nickte. »Ja, er war tatsächlich dort.«
    »Dann ist das also deine Frau, Alan?« Die Menge grölte, und Susan verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Nein, nein, Lucky. Wir sind auf dem Weg zu Ardjanis Leuten. Eine Gruppe von Weißen will sich mit ihnen zusammensetzen und etwas über die alten Bräuche erfahren.«
    Der heitere Ausdruck auf dem Gesicht des alten Mannes wich, und er warf Susan einen langen Blick zu. »Das könnte ’ne gute Sache sein, ’ne sehr gute Sache sogar.« Dann – ganz der meisterhafte Selbstdarsteller, der er war – grinste er in die Menge und deutete mit seinem Gehstock auf Susan. »Warum kommst du nicht zu Lucky? Ich zeige dir die alten Bräuche. Den besten. Ich bin der beste Lehrer für junge Mädels, nicht wahr?« Er warf lüsterne Blicke ins Publikum, das anerkennend johlte.
    »Lucky stellt in unzähligen Museen und Galerien aus«, sagte Alan. »Seine Werke sind in den bedeutendsten Sammlungen weltweit zu finden.«
    »Das stimmt. So ’n Kerl aus Broome hat ’ne Menge von meinen Bildern mit zurück nach England genommen. Er hieß, ihr wisst schon …«
    »Oh, er hieß Lord … Lord …« Alan versuchte fieberhaft, sich an den Namen des Mannes zu erinnern, der Broome in den achtziger Jahren in einen Touristenort verwandelt hatte. »Lord Alistair McAlpine!«
    »Das ist er«, fiel Lucky ein, »das ist er! Herr im Himmel! Er hat ’ne Riesenmenge von meinem Zeug mitgenommen. ’ne Riesenmenge«, wiederholte er, entzückt, dass Susan und Alan in Lachen ausbrachen.
    »Lucky ist mit seinen Werken mehrfach um die ganze Welt gereist«, erklärte Alan. »Große Regierungsausstellungen, kultureller Austausch und diplomatische Veranstaltungen.«
    »Ich bin ein Botschafter Australiens«, erklärte Lucky. »Hohe Tiere von der Regierung holen mich aus meinem Reservat und schicken mich rum, damit ich den Ausländern zeige, worum es in Australien eigentlich geht. Sie nehmen meine Bilder und wollen, dass ich eine Rede halte, aber ich tanze für sie.«
    Susan fand die Freude und den Stolz des alten Mannes ergreifend, als sie sich vorstellte, wie er aus einer schäbigen Hütte in einem kleinen Reservat gerissen, als kulturelle Ikone von Empfang zu Empfang gereicht und anschließend wieder nach Hause zurückgekarrt wurde. Die Ausländer würden über diese Seite seines Lebens nichts erfahren. »Hat es Ihnen gefallen, nach Übersee zu reisen und all die verschiedenen Orte kennenzulernen?«, erkundigte sie sich.
    »Zu viele Leute. Zu kalt. Manchmal musste Lucky Orte besuchen, an die er gar nicht wollte. Die haben mich sogar nach Japaaan gebracht!« Er verdrehte die Augen, packte seinen Kopf mit beiden Händen und schüttelte sich, was große Heiterkeit hervorrief.
    »Erzähl ihr die Geschichte«, bat Alan. Judy reichte weitere Teller voll Fleisch, Kartoffeln und Salat herum. Susan hielt sich an die örtliche Etikette: Gabeln für den Salat, Finger für das Fleisch. Sie lächelte Lucky ermutigend zu, als die anderen ihn drängten, mit seiner Erzählung loszulegen. Offensichtlich liebten sie diese Geschichte.
    »Ich wollte nicht nach JAPAAAN reisen«, fing Lucky an. »Die Japaner haben Darwin und Broome beschossen. Ich wusste alles über dieses Japaaan. Ich wusste von dem Krieg. Nicht gut. Ich wollte nicht nach Japaaan.« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Aber die von der Regierung haben gesagt, ich muss gehen. Die Leute wollen, dass Lucky tanzt und Geschichten erzählt und die Bilder zeigt.«
    »Das war vor rund zehn Jahren, ein großes kulturelles Ereignis«, flüsterte Alan Susan zu.
    »Nein, hab ich gesagt. Lucky geht nicht nach Japaaan.« Jedes Mal zog er den Namen mit gespieltem Entsetzen in die Länge. »Aber die haben gesagt: Das geht schon in Ordnung. Australische Armee und Marine passen auf Lucky auf, haben die Männer von der Regierung versprochen. Also hab ich gesagt: Gut, ich gehe. Aber meine Leute haben gesagt: Du bist verrückt, Lucky. Die Regierung schickt nicht Armee und Marine, damit sie auf einen schwarzen Kerl da oben in Japaaan aufpassen. Oje. Ich steige ins Flugzeug, und die setzen mich nach hinten, ganz ans Ende. Und ich hab geweint, gebibbert und gezittert, die ganze Strecke bis Japaaan.«
    »Das hat er in der Tat. Angeblich hat man nur noch das Weiße in

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