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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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seinen Augen sehen können«, fügte Alan hinzu.
    »Als sie gesagt haben, wir landen gleich in Japaaan, bin ich unter den Sitz gekrochen und nicht mehr herausgekommen. Wollte warten, bis das Flugzeug zurück nach Australien fliegt. Diese Frau da ist richtig wütend auf mich geworden, weil ich mich nicht hinsetzen und den Gurt umlegen wollte. Sie hat versucht, mich unter dem Sitz hervorzuziehen, aber ich hab mich darangeklammert. Feste.«
    Jetzt brüllte die Menge. Mit einem breiten Grinsen fuhr Lucky fort. »Dann ist der Kapitän rausgekommen und hat gesagt: Guck mal aus dem Fenster, Lucky, da unten ist die Marine. Die australische Marine! Also hab ich rausgeguckt, und ich hab die Boote gesehen. Sie haben Lucky versprochen, dass sie auf ihn aufpassen da oben in Japaaan, und sie haben Kriegsschiffe und U-Boote geschickt!« Ein paar aus der Menge klatschten. Lucky blickte ins Publikum und senkte die Stimme. »Aber als das Flugzeug unten war, bin ich wieder unter meinen Sitz gekrochen. Die Jungs von der Marine waren zu weit weg, um Lucky zu helfen. Und wisst ihr, was dann passiert ist?« Er blickte sich um. Alle warteten, wussten, was jetzt kam, aber niemand wagte, seine Geschichte zu ruinieren. Susan hörte auf zu essen, fasziniert von der großartigen Vorstellung des alten Mannes. »Alle steigen aus, bloß Lucky nicht, denn Lucky ist nicht dumm. Dann ist wieder der Kapitän gekommen und hat gefragt: Was ist los? Und ich hab ihm gesagt, ich warte auf die Jungs von der Marine. Und DANN  …«, er legte eine Kunstpause ein, »… dann hat der Kapitän gesagt: Lucky, die Jungs von der Armee sind da draußen. Jungs von der australischen Armee. Aber ich hab ihm nicht geglaubt. Also ist der Kapitän zur Tür gegangen und hat denen unten vor dem Flugzeug etwas gesagt, und als Nächstes hab ich Trompeten gehört. Die haben ›Waltzing Mathilda‹ gespielt! Ich hab aus dem Fenster geguckt … und tatsächlich! Da war die australische Armee! Um auf Lucky aufzupassen! Stellt euch das mal vor!«
    Applaus explodierte, und Alan erklärte Susan: »Es war wirklich die Militärkapelle. Der Verteidigungsminister war an Bord des Fliegers, um an dem Kulturspektakel teilzunehmen. Der Kapitän hatte ihn und seine Leute über den Vorfall ins Bild gesetzt.«
    Lucky erhob sich und begann, auf der Stelle zu tanzen.
    »Und so ist Lucky die Flugzeugtreppen runtergestürmt und hat getanzt. Direkt dort hab ich getanzt, weil ich wusste, ich bin in Sicherheit. Australische Armee und Marine. Passen auf mich auf … auf mich, Lucky Dodds! Ich muss schon ein ziemlich bedeutender Kerl sein, nicht?« Noch immer erstaunt, hob Lucky seinen Gehstock und machte eine Verbeugung.
    Susan fiel in den Beifall mit ein. »Was für ein Schauspieler!«
    »Beim ersten Mal hat es mehrere Stunden gedauert, bis er die Geschichte zu Ende erzählt hatte«, sagte Alan.
    Es wurde langsam kühler, und Judy und Max begannen, die Teller einzusammeln. Noch einmal wurde die Teekanne herumgereicht. Die Mütter griffen nach Strickjacken und suchten ihre Kinder zusammen. Alan sprach in Ruhe mit einigen Malern, während Susan sich von den Frauen verabschiedete. Sie wollten wissen, warum sie nicht verheiratet war, keine Kinder hatte und wo ihre Familie, ihre Heimat war. Susan antwortete und fühlte sich minderwertig. Jeder, mit dem sie sprach, hatte eine ausführliche Geschichte über seine Familie, seine sozialen Bindungen und die Orte zu erzählen, an denen er heimisch war.
    Schließlich waren die Besucher wieder auf die Wagen verteilt, einige der Männer fuhren mit dem Fahrrad, und Lucky wurde auf den Rücksitz des Ford Fairlane zwischen die beiden jungen Frauen verfrachtet. Er beugte sich vor, um Susan durchs Autofenster etwas mitzuteilen. »Willst du nicht zu Lucky reinkommen? Ist genug Platz auf meinem Schoß«, gluckste er.
    »Sie sind wirklich ein ganz Schlimmer, Lucky. Und es ist mir eine Ehre, Sie kennengelernt zu haben.« Sie griff durchs Fenster und schüttelte ihm die Hand.
    »Sag Ardjani einen schönen Gruß. Und sag ihm, dass du meine Freundin bist und dass er gut auf dich aufpassen soll. Und geh zur Kunstgalerie und guck dir Luckys Bilder an und erzähl allen, dass du mich kennst. Du kennst Lucky Dodds.«
    »Das werde ich, Lucky. Passen Sie auf sich auf und viel Glück.«
    Die jungen Frauen winkten Susan zum Abschied. Die Worte des alten Mannes wurden fast vom Dröhnen des Motors übertönt: »Ich brauche kein Glück. Ich habe Glück. Schließlich bin ich Lucky

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