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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Dodds.«
    »Das ist schon einer«, bemerkte Alan. »Er malt nicht mehr viel, aber wenn er einen guten Tag hat, bringt er schon etwas zustande. Und das ist dann atemberaubend.«
    Sie halfen Judy und Max, die Teller die Stufen hinauf und ins Haus zu tragen. »Seine Nichten haben letzte Woche ein Bild vorbeigebracht. Du wirfst besser mal einen Blick darauf, Alan«, sagte Judy.
    Drinnen herrschte ein Durcheinander von Kunstutensilien, gerahmten und ungerahmten Gemälden; eine Sammlung von Schnitzereien und Artefakten war im Zimmer verteilt, daneben stapelten sich Akten, in einer Ecke stand ein Computer, in einer anderen befand sich eine Art Werkstatt, in der Max dabei half, die Bilder zu rahmen. Judy drehte ein Gemälde um, das mit der bemalten Seite zur Wand gestanden hatte. Alan betrachtete die weißen Kreise in den schwarzen und braunen Dünen und Pisten. »Wasserloch mit Blauem Lotus. Das, was er früher gemacht hat, war besser. Hast du gesehen, wie er daran gearbeitet oder es mit seiner Signatur versehen hat?« Alan blickte auf das in eine Ecke gekritzelte »Lucky«. »Ohne Zweifel seine Unterschrift.«
    »Nein. Die Gemeinschaft drüben hält ihn dort fest. Er möchte hier arbeiten, zusammen mit den anderen, aber seine Leute behaupten, es sei zu viel Aufwand, also kommen sie her und holen das Material für ihn ab. Es ist eine Fahrt von ein paar Minuten, trotzdem behaupten sie, er sei dazu nicht in der Lage. Ich hab so meine Bedenken, was da vor sich geht«, erklärte Judy.
    »Ich schätze, er entwirft die Skizze, und die anderen malen sie aus und bringen ihn dazu, seine Signatur darunterzusetzen«, sagte Alan. »Seine Hände sind nicht mehr so ruhig. Das Werk ist zu sicher ausgeführt. Das haben junge Hände getan, denke ich.« Er richtete sich auf. »Das Risiko kann ich nicht eingehen, Judy. Solange wir es nicht belegen können, können wir das Gemälde nicht als Lucky-Dodds-Original verkaufen. Sag den Frauen, wenn er arbeitet, muss Max zu ihnen rüberkommen und ihn dabei beobachten und filmen, sonst bekommen sie nicht den angemessenen Betrag für seine Bilder.«
    »Dann werden sie sie Leuten wie diesem Mistkerl in den Rachen werfen, der vor ein paar Tagen hier war«, schnaubte Judy. Sie wandte sich Susan zu. »Ein Kunsthändler, der ständig hier rumhängt und für private Sammlungen und Galerien einkauft, die nicht so genau hinschauen. Schickt eine ganze Menge nach ›Japaaan‹.«
    »Vertreten Sie die Leute hier denn nicht exklusiv?«, fragte Susan.
    Alan zuckte die Achseln. »Sie wissen das, aber dieser Kerl kauft seit zwanzig Jahren ihre Sachen – für lächerliches Geld. Sie halten ihn für einen Freund, und zu einem Freund sagen sie nicht gerne nein. Manchmal geben sie ihm unsigniertes Zeug, andere Male lassen sie Verwandte die Arbeit für sie erledigen und signieren sie nur. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie unrecht tun, wenn sie das Werk nicht selbst malen. Exklusiv- und Urheberrechte kann man ihnen nur schwer erklären.«
    Max nahm mehrere Bier aus dem Kühlschrank und reichte sie herum, dann stellte er den Computer an und zeigte Susan, dass zu jedem Künstler eine Biographie mit Fotos angelegt worden war, die ihn bei der Arbeit an jedem einzelnen Bild zeigten, dazu die Geschichte, die er erzählte.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass das Ganze so komplex ist«, sagte Susan.
    »Aborigine-Kunst ist heiß begehrt auf dem internationalen Kunstmarkt, doch ich glaube nicht, dass das den hiesigen Behörden so ganz klar ist«, erklärte Alan. »Ich muss mich mit Kunstbürokraten herumschlagen, die unglaublich von sich eingenommen sind. Ihnen geht es nur um ihre eigenen kleinen Machtspiele, und sie erkennen längst nicht die Reichweite und die Qualität dessen, was diese Leute tun.«
    »Das muss frustrierend sein.«
    Alan grinste Susan an. »Ich hab aufgehört, mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Entweder spazieren die internationalen Käufer durch meine Tür in der Flinders Lane, oder ich bringe die Sachen gleich nach Chicago, Paris oder New York. Dabei ist es eine Schande, dass manche der bedeutendsten Werke das Land verlassen.«
    Max gähnte und fuhr den Computer herunter. »Geschäft ist Geschäft. Lasst uns den Abwasch machen.«
     
    Susan aß Max’ Spezialfrühstück: Eier, Schinken, Tomaten und Toast, gebraten auf dem Grill im Fett der Mahlzeit vom Vorabend. Sie saß im Garten und genoss den Geruch des Feuers und des starken Kaffees, der für Alan gebraut wurde. Er war früh aufgestanden und die paar

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