Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Ardjani, Alan hat gefragt, ob es möglich ist, uns ein paar von den Felsmalereien an euren besonderen Orten zu zeigen«, wechselte Beth das Thema.
    Ardjani beriet sich kurz mit Rusty und Digger. Beide Männer nickten kaum merklich zum Zeichen ihres Einverständnisses. Er wandte sich an Beth. »Wollen deine Leute gleich morgen mit dem Lernen anfangen?«
    »Wenn das für euch in Ordnung ist, würden wir liebend gern Traumzeit-Felskunst sehen«, sagte Alan, der sich alle Mühe gab, das Thema unter Beachtung des Aborigine-Protokolls anzugehen.
    »Ja, ja, das machen wir.«
    »Und die
wandjina-
Malereien. Dumbi, die Eule, können wir die auch sehen?«
    Ardjani rieb sich das Kinn. »Das ist sehr schwierig. Tut uns wirklich leid.«
    »Warum?«, hakte Mick nach, der sich fragte, welches merkwürdige kulturelle Tabu wohl dahintersteckte.
    »Einige der Pastoralisten verbieten uns, Weiße zu unseren Malereien und heiligen Stätten mitzunehmen.« Ardjani schwieg einen Augenblick. »Dieses Land hier«, er beschrieb einen weiten Kreis mit dem Arm, »zweihunderttausend Quadratkilometer, ist immer Barradja-Land gewesen, seit der Schöpfungszeit. Doch die Weißen und die Regierung sind gekommen und haben Viehstationen daraus gemacht und die Schwarzen verjagt. Wir haben unsere Leute versammelt, um auf unser Land zurückzukehren, aber die Weißen erlauben es uns nicht. Sie behaupten: ›Nein, das ist jetzt Pachtland für unsere Rinder. Alles gehört der Krone‹, was bedeutet, dass die Queen und die Regierung unser Land besitzen. Aber ein alter Pastoralist hat gesagt: ›Wir geben euch einen kleinen Teil ab. In diesem kleinen Teil, Marrenyikka, könnt ihr bleiben. Und so hat man uns diese dreihundert Quadratkilometer zugesprochen – eine Streichholzschachtel. Hier bleiben wir während der Trockenzeit. In der Regenzeit leben wir in der Stadt, in Marrenjowan, doch wir möchten gern den Rest unseres Stammes aus den Reservaten und Städten holen. Wir brauchen mehr von unserem Land. Es gibt genügend Kronland, das nicht verpachtet ist. Wir wollen unseren heiligen Zeremonien nachgehen, jagen, wir wollen auf unserem Land leben und unsere Kinder das lehren, was unsere Väter uns gelehrt haben.«
    »Wem gehört denn das Land, auf dem eure heiligen Stätten liegen?«, fragte Mick.
    »Vielen verschiedenen Leuten. Sie kommen, bleiben ein paar Jahre und verschwinden dann wieder. Es ist nicht wie bei den alteingesessenen Familien, die die Stämme kannten und deren Sitten verstanden. Jetzt ist das Land zersiedelt und unbrauchbar, nicht länger gut für die Viehhaltung. Wir haben gehört, wie ein paar der Pastoralisten davon sprachen, etwas Neues auszuprobieren. Soll eine Riesenmenge Geld einbringen.«
    Alistair lächelte in sich hinein. Der alte Kerl spannt uns ganz schön auf die Folter, dachte er. Wenn ich nicht frage, tut es Mick. »Etwas Neues, Ardjani? Was könnte das sein, wenn das Land nichts mehr hergibt?«
    »Keine Ahnung. Obwohl da was im Busch ist. Auf manchen Besitzen fahren seit der Regenzeit jede Menge Allradfahrzeuge herum. Und Flugzeuge kreisen darüber.«
    Mick Duffy warf Alistair einen Blick zu. »Warte mal. Du meinst, du hast keine Ahnung, was auf dem Land vor sich geht, das historisch und kulturell betrachtet euch gehört? Ihr habt euch deswegen doch sicher juristisch beraten lassen, oder?«
    »Manche Rechtsberater sagen ja, manche nein.«
    Für Alistair klang das unlogisch. »Soweit ich weiß, sieht ein
pastoral lease
allein das Recht zur Viehwirtschaft vor, sonst nichts. Es sollte doch möglich sein, sich mit diesen Leuten zusammenzusetzen und über eine Lösung zu verhandeln. Eure heiligen Stätten mit Freunden wie uns aufzusuchen und Zeremonien abzuhalten, kann doch kaum als Invasion verstanden werden!«
    »Habt ihr euch je mit den Pastoralisten aus der Gegend getroffen?«, erkundigte sich Mick.
    »Wir sehen sie auf der Straße oder in der Stadt, aber manche von ihnen sehen uns nicht. Einmal war Jennifer so übel wegen der bevorstehenden Geburt, dass sie nicht aufwachte, und sie und Jimmy, ihr Mann, waren ganz allein hier draußen. Es gibt kein Auto, und das Telefon funktionierte nicht, also hat Jimmy sie in die Schubkarre gelegt und durch den Busch zur Straße geschoben. Er hat den Mann angehalten, dem eine der Stationen gehört, und ihn um Hilfe gebeten. Der Mann sagte ihnen, sie sollten warten, er würde einen seiner Arbeiter schicken, da er zu tun habe. Schließlich hat Jimmy Jennifer weiter Richtung Stadt

Weitere Kostenlose Bücher